MAX-Review: „Übel Blatt: Drivaltec“ (3-in-1-Edition), Band 01 + 02
Bereits zwischen Dezember 2014 und Juni 2020 publizierte das Crunchyroll-Label KAZÉ Manga die vierundzwanzigteilige Dark-Fantasy-Erzählung Übel Blatt von Autor und Zeichner Etorouji Shiono. Seit dem vergangenen Jahr ist zudem eine Neuauflage der Reihe gestartet, die durch ihre preisgünstige Gestaltung neue Fans auf den Titel aufmerksam machen soll. Wir haben uns die ersten beiden Bände dieser Ausgabe für euch angeschaut und berichten im Nachfolgenden von unserem Ersteindruck zu dieser.
Unter dem Beinamen Drivaltec erscheint die Sammelband-Fassung der eingangs benannten Reihe seit November des letzten Jahres auf Deutsch. Jeweils drei Originalbände der Serie sind in einem solchen Sammelband der Neuauflage enthalten – insgesamt acht Teile von Drivaltec erscheinen somit in einem monatlichen Veröffentlichungsrhythmus beim Berliner Herausgeber KAZÉ Manga.
Die ersten beiden Softcover-Bände warten mit jeweils über 660 Seiten auf – davon vier Farbseiten auf glattem Hochglanz-Papier. Preislich – und das ist hierbei absolut zu beloben – liegt voraussichtlich jedes der acht Bücher bei 10,00 Euro (D). Jede Seite kostet die Leserschaft somit weniger als zwei Cent. Um den empfindlichen Buchrücken zu schonen, ist allerdings zum vorsichtigen Lesen zu raten. Über weitere Details zur Veröffentlichung in Bezug auf 32 Extra-Farbseiten der Originalbände berichteten wir an dieser Stelle ausführlich.
Inhaltsbeschreibung
Zwanzig Jahre ist die historische Schlacht gegen eine dunkle Armee her, in die der Kaiser vierzehn auserwählte Lanzenträger zur Bekämpfung dieser entsandt hat. Allesamt waren sie gut ausgebildete Krieger, doch verstarben drei Kameraden bereits auf dem Weg zum Ort der bewaffneten Auseinandersetzung. Vier weitere wurden des Verrats bezichtigt und in Folge durch die Verbleibenden hingerichtet.
Sieben Männer sind in das Kaiserreich zurückgekehrt und erklärten, das der Frieden wieder hergestellt worden sei. Fortan gelten diese sieben Männer als Heilige, als Helden der Nation. Aufgrund ihrer proklamierten Taten kam ihnen Land, Titel und Macht zu. Sie sind die Legenden, die Vorbilder, zu denen jedes Kind im Reich aufsieht. Jedoch ist die schillernde Fassade auf ihrer Rückseite von Blut und Verrat beschmutzt.
Der mysteriöse Halbmensch Keinzell scheint allerdings um die tatsächlichen Umstände jener Zeit zu wissen. Von seinen geschärften Sinnen unterstützt und mit einer Klinge bewaffnet, zieht er zu Beginn der Geschichte durch das Grenzland, welches von Banditen beherrscht wird. Sein Erscheinungsbild, das von langen, geflochtenen Haaren sowie einer Narbe über dem linken Auge markiert ist, ist diesen schon bald bekannt. Denn in jenem Gebiet außerhalb der kaiserlichen Landesgrenzen beginnt für Keinzell ein langes wie beschwerliches Unterfangen …
Die ersten beiden Drivaltec-Sammelbände beinhalten zusammengerechnet 49 Kapitel, die in ihrem Inhalt den Originalbänden 0–5 entsprechen. Nach einem ausgedehnten Prolog sind so die ersten Handlungen des langohrigen Protagonisten Keinzells dargestellt. Neben dem Aufenthalt in den Grenzgebieten stellt insbesondere die Grenzüberquerung eine besondere Schwierigkeit dar, die innerhalb der ersten 600 Seiten thematisiert wird. Darüber hinaus sind erste Konfrontationen mit exekutiven Mächten eines Heiligen geboten.
Visualisierung
Der Zeichenstil prägt das erklärte Dark-Fantasy-Setting maßgeblich. Die düstere Gesamtstimmung der Geschichte – die inhaltlich von Themen wie Krieg, Gewalt, Korruption und Verrat ausgeht – setzt der professionelle Mangaka Etorouji Shiono durch kontrastbetonte Illustrationen optisch makellos um. Textreichere Passagen sind tendenziell durch kleinere Panels visualisiert.
Actionreiche Szenen erfreuen sich dagegen einer großflächigen wie recht detailreichen Darstellung, die darüber hinaus viele Bewegungslinien sowie übersetzte Soundwords umfasst. Diese Präsentation unterstützt die gebotene Dynamik der kampfintensiven Konfrontationen hervorragend.
Die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist in jedem Fall als gerechtfertigt zu beurteilen. Neben der deutlich gewalthaltigen Bebilderung der erklärten Handlung sind außerdem sexualisierte Inhalte aufgezeigt. Abgesehen von entblößten Frauen-Oberkörpern ist die Sicht auf weitere Unternehmungen dahingehend durch entsprechende Techniken – wie beispielsweise einen weißen Schein – verdeckt.
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Mittels der kostenlosen Leseprobe ist es außerdem möglich, einen eigenen Eindruck von dem Zeichenstil zu gewinnen. Über diesen Link kann direkt auf die deutschsprachige Preview zugegriffen werden. Es ist außerdem zu betonen, dass sich dieser in seiner Güte über die folgenden Kapitel und Bände hinweg verfeinert.
Erzählweise
Die Leserschaft verfolgt das Geschehen zumeist aus der Sichtweise von Protagonist Keinzell. Neben dessen gegenwärtigen Handlungen liegt außerdem das Augenmerk auf seiner erlebter Vergangenheit, auf welcher diese Geschichte gründet. Gelegentlich ist außerdem die Perspektive der Antagonisten des jeweiligen Handlungsabschnitts aufzeigt, sodass ein durchaus umfangreiches Gesamtbild geboten ist.
Textreiche Abschnitte, die das Setting vertiefen, wechseln sich wiederholt mit kampfintensiven Szenen ab. Dadurch kontrolliert der verantwortliche Autor den dynamischen Aspekt, das Erzähltempo, effektiv. Die ersten rund 1200 Seiten des Mangas weisen darüber hinaus eine gut fundierte Spannungskurve auf. Obwohl recht plötzlich in die Handlung eingeführt wird, ist es simpel, in das Geschehen zu finden.
Der im ersten Sammelband enthaltene Band 0 dient hierbei als Prolog zu dem Unterfangen, das Keinzell und seine Kameraden im Folgenden beschäftigt. Die einzelnen Kapitel sind in ihrer Benennung jeweils einem spezifischen Handlungsbogen zuzuordnen. Dies verschafft ideale Orientierung und lässt beispielsweise Pausen während dem Lesen zu – ohne abrupten Abbruch im Verlauf der Geschichte.
Fazit
Mit Übel Blatt: Drivaltec erscheint der Dark-Fantasy „Schlachtenepos im Stil von Game of Thrones“ in einem neuen und vor allem kostensparenden Gewand. Das Lesevergnügen ist dabei – im Gegensatz zum günstigen Kaufpreis – unbeschnitten. Bereits die ersten zwei Sammelbände der vorliegenden Geschichte vermitteln, dass ein spannendes Abenteuer um den Halbmenschen Keinzell zu erwarten ist. Der Umfang von 24 Originalbänden, die nun in acht XXL-Bücher zusammengefasst werden, erscheint eine ideale Länge für die erklärte Erzählung.
Darüber hinaus gefällt der Zeichenstil Etorouji Shionos sehr. Mittels kräftiger Kontraste wird die düstere Atmosphäre des Titels hervorragend betont. Weiterhin sind die sexualisierten Inhalte der action- wie gewalthaltigen Handlung stimmig in die Gesamterzählung eingebracht, sodass diese weder als Fanservice zu betrachten sind noch deplatziert erscheinen.
Die erklärte Aufmachung gefällt insbesondere durch den günstigen Preis von 10,00 Euro (D) sowie das minimalistische Coverdesign. Zudem ist es lobenswert, dass in jedem Band der Neuauflage vier Hochglanz-Farbseiten enthalten sind. Das Halten der beider Bücher, die in ihrem Umfang nicht weniger als 660 Seiten zählen, fällt einigen Leser*innen möglicherweise schwer – mit Pausen während dem Lesen kann diesem Umstand begegnet werden. Bei pfleglicher Behandlung, bricht der Buchrücken des Mangas nicht.
Wir bedanken uns herzlich bei KAZÉ Manga für die Bereitstellung der ersten beiden Bände von Übel Blatt: Drivaltec, welche diese umfangreiche Vorstellung für unsere Leserschaft ermöglicht sowie unsere Hände während dem Lesen trainiert.