Review zu Kaori Yukis „Belle & das Biest im verlorenen Paradies“ – Band 02
Ende November haben wir unseren Ersteindruck zu Kaori Yukis Belle & das Biest im verlorenen Paradies präsentiert. Mittlerweile ist auch der zweite der insgesamt fünf Bände auf Deutsch erhältlich. Anlässlich dessen haben wir uns noch einmal intensiver mit dem bislang neusten Manga der Angel Sanctuary-Zeichnerin beschäftigt.
Band 02 ist hierzulande offiziell zum 28. Dezember 2021 erschienen. Carlsen Manga! gibt den Fantasy-Titel im Softcover-Großformat für 10,00 € heraus. Das Frontcover ist mit einem Spotlack veredelt, je nach Lichteinfall reflektiert der Oberkörper von Protagonistin Belle. Bei dem Hamburger Herausgeber ist alternativ zur Print-Fassung auch eine papierlose Ausgabe erhältlich, das E-Book kostet 5,99 €.
Inhaltsbeschreibung
In der an Frankreich angelehnten Welt treibt ein mysteriöses Biest sein Unwesen – immer wieder, so heißt es, verschleppe es schöne Frauen in sein Schloss, um sie dort unter Zwang zu ehelichen. Danach werden sie nie wieder gesehen. Was mit ihnen geschieht, ist unbekannt. Zur Bekämpfung der dämonischen Gefahr hat das Land inzwischen schon eine eigene Abwehrtruppe gebildet, bislang operiert diese jedoch ohne nennenswerte Erfolge.
Auch Protagonistin Belle ist als Kind auf das Biest getroffen. Beim Versuch sie zu schützen, kam ihre Mutter ums Leben. Ihr Vater, beziehungsweise der Mann, den sie als solchen kannte, hat sie aufgrund des unnatürlichen, blasslilanen Farbtons ihrer Haare als unheilbringendes Kind verurteilt und von der Öffentlichkeit abgeschirmt weggesperrt. Während der Vater in seinem Zorn nach dem Tod seiner Frau dem Alkohol verfallen ist, war Belle gezwungen, mit Näharbeiten auf dem Dachboden den gemeinsamen Lebensunterhalt zu verdienen.
Das hat sich erst geändert, als sie zuletzt erneut auf das Biest getroffen ist. Dabei hat sich allerdings herausgestellt, dass sie die Situation bislang völlig falsch gedeutet hat – denn es handelt sich bei Kyril in Wahrheit weder um das Monster aus den schauerlichen Volkserzählungen noch scheint ihre Mutter wirklich tot zu sein. Aus diesen Erkenntnissen hat sie schließlich neue Hoffnung geschöpft.
Um der Vermutung, das ihre Mutter eigentlich noch lebt, auf den Grund zu gehen, hat Belle eine Stelle als Näherin im Schloss von Kyril angenommen. Unglücklicherweise hat sie sich im Zuge dessen in ihren Dienstherrn, das Biest, verliebt – doch der hat schon längst eine Verlobte. Diese ist verwunschen und in einen kristallisierten Körper gebannt, sie wirkt beinahe tot. Kyril ist entschlossen, alles zu tun, um den Zauber umzukehren. Allerdings bleibt ihm dafür nur noch wenig Zeit …
Band 02 knüpft unmittelbar an den Auftakt an und berichtet vornehmlich von den Ereignissen in der Vergangenheit, die zu den aktuellen Umständen geführt haben. Dabei wird nicht nur das fliegende Schloss von Kyril thematisiert, sondern auch die Hintergründe zu dem Fluch, der auf allen Bewohners des herrschaftlichen Anwesens lastet, beleuchtet. Mit der Hexe La Media tritt zudem die eigentliche Antagonistin der Geschichte auf.
Visualisierung
Kaori Yuki hat im Laufe ihrer Mangaka-Profikarriere schon Verschiedenes ausprobiert, vor allem hinsichtlich der Zeichnungen. Obwohl die verschiedenen Charakterdesigns und die Art der Linienführung noch zweifelsohne ihrem Stil zuzuordnen sind, hat sich die Optik bei gesamtheitlicher Betrachtung gewandelt. Die Bebilderung macht nun einen etwas moderneren Eindruck – und trotzdem gelingt es ihr, wie zuvor schon in Ludwig Revolution, eine märchenartige Atmosphäre zu schaffen.
Fein gezogene Außenlinien formen in Belle & das Biest im verlorenen Paradies die Umrisse der Bebilderung. Mit schwarzen Flächen und Rasterfolien sind den Illustrationen kräftige Kontraste verliehen. Dynamische Handlungsabläufe wirken diesmal der zuletzt kritisierten Tristheit entgegen, der Lesefluss ist im zweiten Band deutlich dynamischer – auch im Bild-Text-Verhältnis.
Zu der Reihe wird seitens des Herausgebers eine kostenfreie Leseprobe bereitgestellt. Diese umfasst mit etwas über 50 Seiten das gesamte erste Kapitel und bietet somit ausreichend Gelegenheit, sich einen eigenen Eindruck von dem Werk zu verschaffen. Alternativ ist in der Regel auch das vorsichtige Durchblättern im Laden vor Ort möglich – der Manga ist nicht eingeschweißt.
Fazit
Während der erste Band noch vergleichsweise hastig – und dadurch etwas oberflächlich – in das der Geschichte zugrundeliegende Setting eingeführt hat, vertieft die Fortsetzung die Handlung nun gekonnt. Durch den Einbezug der Vergangenheitsebene wird nicht nur ein gewisses Verständnis für das Biest und seine Situation geschaffen, sondern auch das Geschehen effektiv weiterentwickelt. Belle kommt dem Ziel, ihre Mutter zu finden, merklich näher. Ihr Anliegen ist dabei unmittelbar mit dem Interesse von Kyril verwoben.
Der komplexe Erzählstil, der sich bereits im vorangegangenen Auftakt abgezeichnet hat, ebbt im zweiten Band von Belle & das Biest im verlorenen Paradies nicht ab – im Gegenteil. Mangaka Kaori Yuki führt der Leserschaft stetig neue Informationen rund um die verschiedenen Figuren, ihre Motive und die an das historische Frankreich angelehnte Welt zu. Es bedarf sicherlich einer gewissen Konzentration, den einzelnen Abläufen zu folgen, aber es überfordert nicht.
Fans von Angel Sanctuary und The Royal Doll Orchestra werden feststellen (müssen), dass sich der Zeichenstil von Kaori Yukis Werken über die letzten Jahre beziehungsweise letzten beiden Jahrzehnte gewandelt hat. In der vorliegenden Reihe ist ein modernerer Strich angesetzt – dennoch ist der märchenartige Charakter der Bebilderung vollumfänglich erhalten geblieben. Es ist hierbei letztlich eine Gewohnheitssache.
Ob es das Großformat der deutschsprachigen Ausgabe gebraucht hätte, ist sicherlich diskutabel. Der Optik dient es nur bedingt, der Effekt auf den Endkundenpreis ist dagegen evident. Wer prinzipiell an dem Manga interessiert ist, muss nicht zwangsweise zur Print-Ausgabe greifen. Das E-Book verspricht nicht nur, umweltschonender und platzsparender zu sein, sondern ist in diesem Fall auch noch um rund 40 % günstiger – 5,99 € statt 10,00 € macht sich im eigenen Geldbeutel durchaus bemerkbar.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die unverbindliche Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.