Review zu Minta Suzumarus „Darling, Give me a Break!“
Minta Suzumaru ist hierzulande eine Bestseller-Mangaka, ihre Boys-Love-Werke sind bei den deutschsprachigen Fans außerordentlich beliebt. Nachdem Hayabusa im vergangenen Jahr bereits I Didn't Mean to Fall in Love veröffentlicht hat, folgte mit Darling, Give me a Break! jüngst ein weiterer Einzelband der japanischen Künstlerin. Wir haben uns das Werk etwas genauer angeschaut.
Der Hamburger Herausgeber hat den Manga Anfang des Monats in den Handel gebracht. Geboten wird ein Gesamtumfang von rund 160 Seiten, neben bedruckten Innencovern darf sich auf eine Hochglanz-Farbseite gefreut werden. Darüber hinaus wartet der Print-Release mit einer limitierten SNS Card in Erstauflage auf. Während für die gedruckte Fassung ein Preis von 8,00 € angesetzt ist, kostet das E-Book 6,99 €.
Inhaltsbeschreibung
Als der achtzehnjährige Halbjapaner Kokoro samt Bediensteten von Italien ins ländliche Japan zieht, ist die Aufregung in der kleinen Provinz groß. Auch Haiji, der Sohn einer lokalen Bauernfamilie, wird unweigerlich auf den Jugendlichen aufmerksam. Es ergibt sich, dass die beiden Männer miteinander ins Gespräch bekommen. Haiji wird damit schnell die wichtigste Kontaktperson für den Neuzugezogenen.
Noch bis vor Kurzem war Haiji in einer Beziehung mit einer Kommilitonin, wegen mangelnder Kommunikation ist diese inzwischen allerdings in die Brüche gegangen. Umso überraschter ist der Student von Kokoros direkter Art – der Teenager hält mit seinen Gefühlen nicht hinter dem Berg und spricht stets aus, was er gerade denkt.
Für Haiji ist diese ihm entgegengebrachte Offenheit etwas völlig Neues, aber er findet Gefallen daran. Die zwei jungen Männer freunden sich schließlich schnell miteinander an. Als Haiji per Zufall von Kokoros Beweggründen für den Umzug nach Japan erfährt, beginnt er, seine inzwischen entwickelten Gefühle zu hinterfragen …
Visualisierung
Der Zeichenstil von Minta Suzumaru ist sehr ansprechend. Die Hauptcharaktere sind in ihrem Aussehen nicht von verbrauchten Stereotypen geprägt, sondern wissen durch eine eigene Note im Design zu gefallen. Außerdem gefällt die Ausarbeitung der Mimik, der Ausdruck ist an die jeweilige Situation angepasst. Mitunter setzt die Mangaka bewusst auf Übertreibungen. Dadurch wird eine gewisse Leichtigkeit erreicht.
Herausgeber Hayabusa empfiehlt den Einzelband offiziell ab 18 Jahren und vergibt hinsichtlich der Erotik zwei von vier möglichen Flammen. Dieser Einschätzung können wir nicht folgen. Zwar ist im letzten Kapitel und im Bonus jeweils eine Sex-Szene enthalten, diese sind aber überaus knapp bemessen und in der Darstellung kaum explizit. Nur vier Panels zeigen überhaupt primäre Geschlechtsmerkmale – und davon jeweils nur die groben Konturen.
Da der Manga aufgrund des enthaltenen Extras und der genannten Altersempfehlung eingeschweißt ist, kann in der Regel nicht im Handel vor Ort reingeblättert werden. Wir empfehlen Interessierten daher einen Blick in die kostenlose Online-Leseprobe, diese setzt sich aus dem gesamten ersten Kapitel sowie der einleitenden Farbseite zusammen.
Fazit
In Darling, Give me a Break! wird eine kurzweilige Boys-Love-Geschichte präsentiert. Obwohl der dem Werk zugrundeliegende Konflikt sicherlich nicht neu ist, hat uns die Umsetzung im Kern doch gefallen. Durch das ländliche Setting ist dem Einzelband eine angenehm-ruhige Atmosphäre verliehen. In Kombination mit den beiden liebenswerten Figuren braucht es im Prinzip kaum mehr – nur genügend Raum zur Entfaltung der Handlung.
Bedauerlicherweise ist genau dieser jedoch nur sehr begrenzt gegeben. Rund 160 Seiten sind in diesem Fall nicht genug, die Erzählung stimmig aufzubauen und abzuschließen. Gerade als die Handlung so richtig anfängt, ist der Band schon vorbei. Stellenweise wurden die Prioritäten, wie wir finden, falsch gesetzt. Es hätte beispielsweise wirklich keinerlei erotische Passagen gebraucht – auch nicht im Bonusteil. Die Entwicklung in diese Richtung ist entschieden zu schnell, wirkt gezwungen. Das ist schade, denn die zugrundeliegende Idee und die Charaktere, so stereotypisch sie auch angelegt waren, haben uns durchaus gefallen.
Dagegen ist aus unserer Sicht vor allem der Humor eine Stärke des Einzelbands – die kleinen Missverständnisse durch die Sprachbarriere wissen zu amüsieren, gleichzeitig ist damit nicht übertrieben. Auch hier spiegelt sich eine gewisse Leichtigkeit wider, die den Titel erzähltechnisch bestimmt.
Bei der Übersetzung und Lokalisierung wurde merklich Geschick bewiesen, die Missgeschicke sind gelungen ins Deutsche übertragen. Eine Annotation, die erklärt, das „Kokoro“ im Japanischen „Herz“ bedeutet, hätte dem allgemeinem Verständnis allerdings zugetan. Einen weiteren Kritikpunkt hinsichtlich der bedruckten Innencover möchten wir ebenfalls nicht unerwähnt lassen: Die türkise Schrift auf weißem Grund ist leider nur schwierig zu lesen, hier würden wir uns einen kontrastreicheren Druck wünschen.
Eine tiefgründige Geschichte frei von (Genre)-Klischees ist leider nicht zu erwarten, allerdings besticht das Werk mit zwei sehr sympathischen Protagonisten, einer guten Prise Humor und schönen Zeichnungen. Zur eigenen Zerstreuung vom Alltag ist das sicherlich mehr als ausreichend. Fans der Mangaka können bei Darling, Give me a Break! bedenkenlos zugreifen.
Abschließend bedanken wir uns bei dem Team um Hayabusa für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.