Interview mit Egmont Manga – Jahresabschluss 2023, Eigenproduktionen, Ehrengäste und „Eyeshield 21“
Passend zum Jahresanfang 2024 durften wir Programmleiter Michael Cheng von Egmont Manga interviewen und ihn zu aktuellen Themen wie dem Jahresende, Eigenproduktionen, Con-Ehrengäste und mehr befragen.
Wir bedanken uns bei Egmont Manga-Programmleiter Michael, der sich erneut die Zeit für uns genommen hat. Nachfolgend werden wir Michael mit Micha und uns selbst mit MP abkürzen.
MP: Hallo, Micha. Danke, dass du dir wieder Zeit für uns nimmst.
Micha: Ihr wisst doch, für euch sehr gerne.
MP: Bevor wir unseren Blick auf das Aktuelle und Zukünftige richten, lass uns kurz auf 2023 schauen. Wie lief es im letzten Jahr für Egmont Manga?
Micha: Wir hatten ein sehr erfolgreiches Jahr 2023. Egmont Manga agiert nach wie vor weit über dem Niveau von vor der Covid-Pandemie und wir konnten einige Mangas veröffentlichen, die uns sehr am Herzen liegen.
MP: Welche Neustarts und Reihen kamen am besten an? Welche könnten noch etwas Aufwind gebrauchen – und warum?
Micha: Im Windschatten des großen Chainsaw Man-Erfolgs sind auch die Einzelbände von Tatsuki Fujimoto sehr erfolgreich gestartet, sowohl der Roman Buddy Stories als auch Goodbye, Eri und die Tatsuki Fujimoto Short Stories. Außerdem hat auch das Bungo Stray Dogs-Universum mit dem fantastisch erzählten Beast einen beliebten Spin-off erhalten. Und ganz besonders haben wir uns über Jovantore von Daniel Eichinger gefreut. Der Band hat zu Recht viele Leser*innen mit seinen fantastischen Bildern und seiner düsteren Atmosphäre begeistert.
Etwas Aufwind würde ich mir noch für Nichijou wünschen, die Reihe läuft etwas weniger gut, als es der Comedy-Klassiker verdient hätte.
MP: In Kürze kommt der dritte Band von Eyeshield 21 auf den Markt. Sind schon erste (vorsichtige) Prognosen zum Erfolg der Veröffentlichung zu machen?
Micha: Wir sind zwar noch früh im ersten Viertel, aber ganz vorsichtig kann man sagen: Eyeshield 21 hat bereits ein paar Punkte gemacht und muss jetzt noch etwas Ausdauer beweisen. In Übersetzung und Lektorat ist es jedenfalls gelungen, den Witz der japanischen Ausgabe hervorragend ins Deutsche zu übertragen. Ich kann jedem empfehlen, mal einen Blick in diesen legendären Sportmanga zu werfen.
MP: Bei Herr Unsichtbar und seine zukünftige Frau habt ihr euch für eine Ausgabe in Doppelbänden entschieden. Für die Leserschaft hat das zur Folge, länger auf neue Bände warten zu müssen. Außerdem wird die Optik im Regal möglicherweise beeinträchtigt, wenn die Geschichte einmal mit einer ungeraden Bandanzahl enden sollte. Warum habt ihr euch in diesem Fall (dennoch) für einen 2-in1-Release entschieden?
Micha: Als wir die Lizenz eingekauft haben, waren eigentlich nur zwei Bände geplant, die wir gerne in einem Doppelband veröffentlichen wollten. Dass später noch mehr dazu kamen, war damals nicht klar, sonst hätten wir uns das sicher noch einmal überlegt.
MP: Redakteur Marco hat in einem Livestream schon umrissen, dass die Lizenzierung von Devilman schwierig und langwierig war. Würdet ihr trotzdem (einzelne) Ableger aus dem Franchise lizenzieren wollen – und wenn ja, unter welchen „Voraussetzungen“? Wie wichtig werdet ihr die Verkaufszahlen der Hauptreihe bei eurer Entscheidung gewichten?
Micha: Die Verkaufszahlen der Hauptreihe sind dafür enorm wichtig. Man kann davon ausgehen, dass Ableger von weniger Leser*innen goutiert werden als eine Hauptreihe. Wir müssen also erstmal den Start von Devilman abwarten und dann mögliche Ableger kalkulieren.
MP: Vor einiger Zeit ist bei euch Himitsu Sentai Gorenger erschienen. Wie wurde die Luxury Edition angenommen? Sind in Zukunft weitere Titel aus dem Super-Sentai-Universum denkbar?
Micha: Wir sind ja nie darum verlegen, auch einmal etwas auszuprobieren, uns an alte Titel und Themen für Liebhaber*innen zu wagen. Bei Himitsu Sentai Gorenger hat sich das leider nicht ausgezahlt. Das Interesse am Super-Sentai-Universum ist nur bei einer Gruppe von wenigen Kenner*innen ausgeprägt. Das mindert unsere Lust am Ausprobieren generell nicht, aber zumindest für das Super-Sentai-Universum.
MP: Mit Jovantore von Daniel Eichinger und Monster Forest von Ren M. Pape habt ihr zuletzt zwei Eigenproduktionen in euer Programm aufgenommen. Sind schon weitere Projekte, gegebenenfalls auch Mehrteiler, in Planung?
Micha: Wir planen auch weiter, Projekte von deutschen Zeichner*innen zu veröffentlichen. Solche Projekte sind immer etwas Besonderes für uns, die Arbeit mit deutschen Künstler*innen macht Spaß und wir haben viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als bei einem japanischen Lizenz-Titel. Aber bitte verzeiht, wenn ich an dieser Stelle noch nichts Konkreteres schreiben kann.
MP: Ihr habt bereits verschiedene Werke von Yuu Minaduki auf Deutsch verlegt. Boys-Love-Fans fragen sich allerdings, wie es um Love Nest 2nd steht – zumal es seit Kurzem schon einen US-Release gibt. Kannst du dazu etwas sagen?
Micha: Auch dazu kann ich nur auf unsere öffentliche Kommunikation zu neuen Titeln verweisen. Aber alle Wünsche, die uns erreichen, nehmen wir sehr ernst – auch die aus Interviewfragen.
MP: Scarlet Berikos Nagahama to Be, or Not to Be erschien jüngst in mehreren Ländern gleichzeitig, unter Egmont Manga kam zum 06. Februar die deutschsprachige Fassung auf den Markt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Welche Herausforderungen hat euch der Release bereitet? Und können Fans auf noch mehr Simulpub-Projekte hoffen?
Micha: Wir arbeiten schon seit langem mit dem japanischen Originalverlag von Nagahama to Be, or Not to Be zusammen. Der hat uns eine simultane Veröffentlichung vorgeschlagen, und wir haben direkt zugesagt. Wir hatten zwar deutlich weniger Zeit für Übersetzung, Lektorat und Grafik, aber der japanische Verlag hat pünktlich Daten geschickt und immer verlässlich kommuniziert. Unter solchen Umständen können wir uns definitiv weitere Simulpubs vorstellen.
MP: Worauf dürfen sich Fans 2024 bei euch freuen? Plant ihr eventuell mal wieder einen Con-Besuch mit internationalem Ehrengast?
Micha: Wir arbeiten sowohl für 2024 als auch 2025 an dem Besuch einer internationalen Künstlerin. Aber solche Projekte haben immer viele Stolpersteine und ich drücke uns gerade selbst fest die Daumen, dass alles so klappt wie geplant. Sobald wir eine finale Zusage haben, werden wir das natürlich überall kommunizieren.
MP: Möchtest du zum Abschluss noch etwas sagen?
Micha: Lasst uns alle dafür sorgen, dass es ein richtig gutes Jahr wird!