Review zu „Das Kind, das ich in meinen Träumen sah“ Band 05
Während in Japan aktuell zwei Werke von Kei Sanbe parallel veröffentlicht werden, gibt TOKYOPOP mit Das Kind, das ich in meinen Träumen sah eine ältere Reihe des Die Stadt, in der es mich nicht gibt-Autors auf Deutsch heraus. Wir begleiten den Release der Thriller-Reihe bereits von Anfang an, im Folgenden berichten wir von unseren Leseeindrücken zum fünften Band.
In dem rund 190 Seiten starken Gesamtumfang ist eine matte Farbseite enthalten. Darüber hinaus wartet die Produktion mit bedruckten Cover-Innenseiten und einer speziellen Veredelung der Buchaußenseite auf. Die Vorder- und Rückseite sind teilweise glatt und teilweise matt beschichtet; der Riss unten stellt hierbei die entsprechende Trennlinie dar. Für das gedruckte Softcover-Taschenbuch im Standardformat sind 9,99 € zu bezahlen. Alternativ wird eine E-Book-Fassung zum Preis von 5,99 € angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Die Zwillinge Senri und Kazuto sind seit ihrer frühen Kindheit durch ein besonderes Band verbunden. Sobald einer von ihnen verletzt wird, nehmen beide den Schmerz wahr. Bei unmittelbarer Gefahr setzt zudem eine Art Perspektivübernahme ein: Wenn Kazuto bedroht wird, kann Senri für einen Moment durch dessen Augen blicken – ohne am selben Ort zu sein. Nicht zuletzt wegen dieser Fähigkeiten haben die Brüder immer zusammengehalten, auch im Angesicht der häuslichen Gewalt durch den Vater.
Erst eine verhängnisvolle Nacht hat die Geschwister jäh voneinander getrennt. Als Senri am darauffolgenden Morgen das Wohnzimmer betrat, fand er seine Eltern tot auf dem Boden liegend vor. Kazuto ist seitdem verschwunden. Regen schien sämtliche Spuren verwischt zu haben, die Polizei konnte keinen Verdächtigen ermitteln. Senri allerdings hatte eine Vision. Darin sah er den mutmaßlichen Täter, den er aufgrund seines vernarbten Gesichts „Feuermann“ getauft hat.
Mit dieser Erinnerung als einzigem Anhaltspunkt sucht der Junge auch noch 13 Jahre später nach der mysteriösen Gestalt. Senri hat Rache geschworen, doch die Verfolgung gestaltete sich als schwierig – bis eine Mordserie plötzlich neue Hinweise liefert. Diese deuten jedoch nicht (nur) auf den „Feuermann“ hin, sondern lassen darüber hinaus eine Beteiligung Kazutos vermuten. Senri ist gezwungen, schnell zu handeln, denn die Kriminalpolizei interessiert sich ebenfalls brennend für den Fall …
Zeichenstil
Das Charakterdesign mit den kantigen Gesichtszügen und den sichtlich betonten Lippen ist ein typisches Stilmerkmal von Mangaka Kei Sanbe. Durch die harte Strichführung und zusätzliche Bewegungslinien wird der Bebilderung Dynamik verliehen. In Kombination mit dem ausgewogenen Textanteil sowie der inneliegenden Spannung stellt sich schnell ein reibungsloser Lesefluss ein, ohne dass die Optik die Handlung überschatten würde.
Um die beiden Zeitebenen, Kindheit und Gegenwart, voneinander zu trennen, ist mit dicken, schwarzen Seitenrändern gearbeitet. Diese zeigen jeweils an, dass das Gezeigte in der Vergangenheit spielt. Gleichzeitig verleihen die kräftigten Kontraste dem Manga einen düsteren Flair, der wiederum der gesamten Atmosphäre zuträglich ist. Bildtechnisch steht die Reihe dem als Erased bekannten Die Stadt, in der es mich nicht gibt in nichts nach.
TOKYOPOP stellt für Interessierte eine Online-Leseprobe mit fast 60 Seiten bereit. Mit dieser kann das komplette erste Kapitel von Das Kind, das ich in meinen Träumen sah kostenlos gelesen werden. Zu Beginn sind die einleitenden Farbseiten zu sehen. Alternativ kann im Handel vor Ort reingeblättert werden, der ab 15 Jahren empfohlene Release ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Mit dem nächsten Band wird die zweite Hälfte der Erzählung erreicht, das spiegelt sich entsprechend wider: Senri ist seinem Zwillingsbruder inzwischen dicht auf der Spur, und auch das Mysterium rund um den „Feuermann“ und Kazuto beginnt sich zu lüften. Gleichzeitig werden ausgewählte Subplots vorangetrieben, vor allem ein Kriminalbeamter namens Wakazono gewinnt fortlaufend an Bedeutung.
Längst ist klar, dass mehrere Personen beziehungsweise Gruppierungen in den Fall verwickelt sind. Obwohl die Komplexität damit zwangsläufig zunimmt, ist dem Geschehen im Wesentlichen gut zu folgen. Der Spannungsbogen wird gehalten. Durch das angelegte Storytelling wird die Leserschaft außerdem aktiv dazu eingeladen, zu den genauen Zusammenhängen mitzurätseln.
Trailer zur Live-Action-Adaption
Die Supernatural-Elemente verleihen dem Ganzen etwas Pep, dominieren aber nicht, sodass trotz der gelegentlichen Perspektivübernahme ein weitestgehend realistischer Ansatz verfolgt wird. Zeichnerisch überzeugt Kei Sanbe mit seinem individuellen Zeichenstil, den Fans bereits von Die Stadt, in der es mich nicht gibt kennen. Inhalt und Optik bilden eine stimmige Kombination.
Leider ist der vorliegende Print-Release mit 9,99 € vergleichsweise teuer eingepreist. Darüber kann selbst die Aufmachung – Farbseite, bedruckte Cover-Innenseiten und die erklärte Beschichtung der Buchaußenseite – nur bedingt hinwegtrösten. Gegebenenfalls empfiehlt sich hier der Griff zur günstigeren E-Book-Fassung. Unabhängig vom Format gilt: Dank der feststehenden Gesamtlänge von insgesamt elf Bänden ist die Anschaffung zumindest kalkulierbar.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.