Interview mit Andreas Mergenthaler – Gründer von Cross Cult Entertainment
Anlässlich der Übernahme von Cross Cult Entertainment durch die Penguin Random House Verlagsgruppe hatten wir die Gelegenheit, ein Interview mit Gründer Andreas Mergenthaler zu führen. Dabei waren unter anderem die Anfänge des Unternehmens, der Umgang mit dem „offenen Brief zur Honorarsituation der Manga- und Light-Novel-Übersetzenden im deutschsprachigen Raum“ sowie die Übernahme selbst und der Manga Cult Store Thema.
Wir bedanken uns herzlich für die mit der Beantwortung unserer Fragen verbundene Zeit und Mühe. Nachfolgend kürzen wir uns mit MP ab.
MP: Hallo Andreas, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst. Möchtest du dich zu Beginn vielleicht für diejenigen, die dich noch nicht kennen, kurz vorstellen – wer bist du, was machst du?
Andreas: Gerne! Insbesondere in der Manga-Szene bin ich ja nicht wirklich bekannt. Ich bin Jahrgang 1967 und habe ursprünglich als Grafik-Designer gearbeitet. Anfangs vor allem Layoutarbeiten für den Dino Verlag und Panini, später auch Manga-Lettering für Egmont, Carlsen und andere. Da ich schon immer ein großer Comicfan war, habe ich nebenher auch einige Comicfachzeitschriften mitgestaltet: COMIC!, Hit Comics, das ICOM-Jahrbuch, der Alfonz-Titelschriftzug, das GEEK!-Magazin … solche Sachen.
MP: Cross Cult Entertainment ging aus dem Grafikstudio Amigo Grafik hervor. Wie kam es da eigentlich dazu? Erzähl doch mal.
Andreas: Amigo Grafik habe ich mit einem damaligen Schulfreund aufgebaut. Es hat Spaß gemacht, für viele Comic- und Mangaverlage zu arbeiten. Bei mir kam dann der Wunsch auf, neben meinem Grafik-Hauptjob und gelegentlichen Fanzine-Veröffentlichungen auch mal Comics aus den USA zu veröffentlichen. Wie das ganze gelettert, gestaltet und gedruckt wird, war uns ja bekannt. Was fehlte, waren Redakteure und Übersetzer, also haben wir uns Leute gesucht, die Freelance mit uns arbeiten wollten. Angefangen hat alles mit der Reihe Hellboy von Mike Mignola, die damals in Deutschland mit überschaubarem Erfolg erst bei Carlsen und dann bei EEE, dem Verlag von Ärzte Drummer Bela B., erschienen ist. Hellboy wurde dann auch prompt erfolgreich verfilmt. Und beim Lizenzgeber Dark Horse fand man unsere Arbeit und unser damaliges Format, kleinere Hardcoverbücher und mit schwarzweißem Artwork, so gut, dass sie uns dann auch Sin City und später 300 anvertraut haben, die beiden Comicklassiker von Frank Miller sind damals ebenso verfilmt worden und haben für reichlich Furore gesorgt. Als nächste „Professionalitäts-Stufe“ kam dann ein festangestellter Redakteur und Pressemann mit ins Team. Und so ist das Verlagslabel dann gewachsen und unser Programm wurde größer und vielfältiger. Mit Star Trek und später James Bond kamen ab 2008 auch Romane und Artbooks dazu. Im Team gab es immer wieder Veränderungen. Schließlich wurden die Grafik-Sparte und der Verlag getrennt und ich wurde alleiniger Verantwortlicher des Verlags, just in der Zeit, als wir 2017 Manga Cult gestartet haben. 2022 haben wir unser Ladengeschäft im Stuttgarter Milaneo eröffnet. Im Sommer 2023 gab es den nächsten Schritt und Luciana Bawidamann, die über 15 Jahre beim Buchzwischenhändler KNV/Zeitfracht gearbeitet hat, wurde zweite Geschäftsführerin.
MP: Anfangs habt ihr vor allem westliche Comics veröffentlicht. Mittlerweile wurde der Output dahingehend aber ziemlich heruntergefahren, oder? Warum? Und wird sich das in Zukunft wieder ändern?
Andreas: Unser Spezialgebiet waren lange Jahre Comics aus dem englischen Sprachraum, wie Hellboy, The Walking Dead oder Invincible. Da geht die Nachfrage zurück, wahrscheinlich, weil viele Fans heutzutage lieber zu den früher erhältlichen Originalausgaben greifen. Viele Händler können ja heutzutage alle US-Comics bis zum nächsten Tag liefern. Bei deutschen Ausgaben frankobelgischer Alben ist noch mehr Nachfrage da, weil weniger Leute Französisch lesen können, aber dieser Bereich ist in Deutschland gut von den Kollegen von Splitter abgedeckt. Zudem geht das Interesse der jüngeren Leser deutlich Richtung Manga. Jede Generation möchte ja ihr eigenes „Ding“ haben. Deshalb werden die westlichen Comics bei uns immer weniger. Es gibt aber natürlich Ausnahmen, z.B. die Comics zu Streaming-Hits wie Avatar – Der Herr der Elemente, Keanu Reeves’ BRZRKR oder Dauerseller wie Saga. Wie sich das in Zukunft entwickelt, beobachten wir natürlich.
MP: Daran anschließend: Worin siehst du aktuell die größten Herausforderungen für den deutschsprachigen (oder auch europäischen/internationalen) Comicmarkt? Mit welchen Maßnahmen wollt ihr, als Cross Cult, aber gegebenenfalls auch als Branche im Gesamten, gegensteuern?
Andreas: Man kann immer etwas tun, um dem Medium Comic mehr Aufmerksamkeit zu geben. Sei es mit dem Gratis Comic Tag oder dem MANGA DAY, beides schöne Aktionen, die über den einen Tag hinauswirken, an dem sie veranstaltet werden, und die den Zusammenhalt der Branche demonstrieren. Auch wenn man es als Verlag nutzt, wenn Kinofilme oder Streamingserien zu den Publikationen des Verlags erscheinen, kann man so ein größeres Publikum erreichen, das Comics bisher nicht gelesen hat. Bei The Walking Dead, The Umbrella Academy und Deadpool (bei Panini) war es so. Die wurden alle auch von jüngeren Frauen gelesen, die vorher noch nie einen Comic in der Hand hatten. Aber auf einmal waren manche Comics, dank der Streamingserien beziehungsweise Kinofilme, bekannt und cool. Ansonsten darf man aber keine Wunder erwarten, weil Deutschland keine Comicnation ist, wie Frankreich oder Belgien. Die sogenannte Neunte Kunst wird in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, noch immer nicht als „richtige“ Kunst für ein erwachsenes Publikum anerkannt, und es gibt nur sehr wenige Ausbildungsstätten für Comickünstler. Früher wurden Comics hierzulande bestenfalls als günstiges Massenmedium für Kinder angesehen. Aber auch diese Zeit, als Comics für Kinder noch weit verbreitet waren, ist spätestens seit dem Aufkommen moderner Unterhaltungsmedien, wie Computerspiele und Streaming-TV, größtenteils vorbei. In Deutschland zumindest. Leider, wie ich natürlich finde. Mit den Manga scheint sich das nun wieder zu wandeln, da Anime immer populärer werden und damit auch das Angebot und die Vielfalt der angebotenen Manga immer größer werden.
Man sollte schon einen Blick haben, wie sich der Comicmarkt entwickelt, national und international. Was wollen die Leser haben, was wünschen sie sich, wie verändert sich ihr Kaufverhalten. Es bringt ja nichts, an etwas festzuhalten, das dann nur einigen hundert Lesern gefällt und das man als Verlag ständig teuer bezuschussen muss. Zudem muss jeder Verlag seine „Lücke“, sein Spezialgebiet im Markt, suchen und Bücher in möglichst guter Qualität veröffentlichen. Aber das sollte ja selbstverständlich sein. Man sollte auch beobachten, wie sich das mit dem digitalen Lesen in Deutschland weiterentwickelt. In Deutschland werden gerne noch „richtige“ Bücher gekauft, die gesammelt und ins Regal gestellt werden können. Digitale Comics oder Webtoons werden aber natürlich, wie in Japan oder den USA, kommen.
MP: Ihr bietet über eure Webseite auch Abonnements an, wie man es sonst eher von Comicshops kennt. Kannst du uns mehr von diesem Angebot berichten, möglicherweise ein paar Zahlen und Fakten für die Daten-Nerds in unserer Community nennen? Wie zufrieden seid ihr allgemein, nicht zuletzt finanziell gesehen, mit der Nutzung des Aboservices?
Andreas: Unser Webshop ist eher als Ergänzung zum Buchhandel, zu Fachhändlern oder Onlinehändlern gedacht. Wir möchten es den Lesern möglichst einfach machen, unsere Bücher zu kaufen und besonders auch zu sammeln. Und gerade bei Manga und Manhwa ist es natürlich gut, wenn man Abonnements anbieten kann. Also etwas, das die meisten Onlinehändler so nicht können, da sie nicht wissen, wie viele Bände in einer Reihe geplant sind. Wenn man eine Reihe bei uns abonniert, müssen die Fans nicht immer daran denken und sie verpassen keine Ausgabe. Abgesehen von den Abos sind unsere Absatzzahlen über unseren Webshop aber nicht sonderlich hoch. Was sie auch nicht sein müssen, da wir es auch gut und wichtig finden, dass unsere Titel „draußen“ im Handel liegen und sichtbar sind und dort gekauft werden.
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MP: Der Schritt von Cross Cult zu Manga Cult hat einige Zeit gebraucht. Warum gerade 2017? Und wie hat sich das Label seitdem entwickelt?
Andreas: Wir haben uns schon einige Jahre vor dem Start von Manga Cult Gedanken gemacht. Was wollen die jüngeren Comicfans lesen? Wie kommen wir am besten in den Manga-Markt hinein? Mit welchem Ansatz? Eine der ersten Ideen war zum Beispiel ein Label, das eher japanische Graphic Novels à la Schreiber & Leser beinhaltet. Das hätte gut zu unseren US-amerikanischen Graphic Novels gepasst, aber dann hätten wir keine Chance auf echte Massentitel gehabt. Ich hatte schließlich einen Mitarbeiter für uns gewinnen können, der damals für einen anderen Stuttgarter Verlag gearbeitet hat und der Lust darauf hatte, mal was mit Manga zu machen. Daraufhin mussten wir aber erst mal das Vertrauen der japanischen Lizenzgeber gewinnen. Das bedeutet auch, anfangs eher nicht so bekannte Titel zu lizenzieren, um sich beweisen zu können. Das waren die ersten Jahre und mit Blame! kam dann auch die erste starke Serie, die bis heute ein fester Bestandteil unseres Manga-Programms ist. Tja, und dann kam die Corona-Zeit, die für die gesamte Mangaverlags-Branche, trotz anfänglichen Bedenken, ein regelrechter Boost war, weil viele Fans zu Hause saßen und Anime geschaut und es irgendwie geschafft haben, sich die Manga zu ihren Lieblingsserien zu kaufen. Am Anfang der Corona-Pandemie war das ja nicht so einfach, weil viele Buchhandlungen und Comic-Fachhändler schließen mussten. Aber zum Glück waren viele Händler einfallsreich und haben zum Beispiel auf Lieferservice umgestellt. Für uns war das ein noch größerer Anschub als für die anderen Verlage, weil wir zufällig genau dann mit Demon Slayer starten wollten, als Corona so richtig in Fahrt kam und die Leipziger Buchmesse abgesagt worden ist. Wir mussten für den Verkauf der Limited Editions nach neuen Möglichkeiten suchen. Der Verkauf der Sonderausgaben des ersten Demon Slayer-Bands lief dann schließlich exklusiv über den Webshop von Thalia. Der Beginn der Manga-Erfolgsstory bei Cross Cult fiel also zufälligerweise genau in die Corona-Zeit.
MP: Apropos Demon Slayer – Kimetsu no Yaiba: Der Erfolg der deutschsprachigen Fassung ist unbestritten, aber welche der noch nicht abgeschlossenen Titel performen bei euch (überdurchschnittlich) gut? Was sind, labelübergreifend, eure derzeitigen Bestseller? Und welchen Werken wünschst du mehr Aufmerksamkeit – und warum?
Andreas: Es wird natürlich sehr schwer, eine Nachfolgeserie für Demon Slayer zu finden, aber wir haben ja noch einige andere, ebenfalls sehr gut laufende Titel in unserer Manga-Sparte: Mein Schulgeist Hanako ist seit dem Start so etwas wie ein Überraschungshit und Fan-Liebling und Die Tagebücher der Apothekerin wurde mit dem sehr beliebten Anime auch zum Hit. Wir sind außerdem gespannt, welchen Einfluss die abschließenden drei Kinofilme von Demon Slayer auf die Verkaufszahlen der Mangareihe haben werden. Die Nachrichten über zahlreiche Besucher-Rekorde und euphorische Vorschusslorbeeren aus Japan und anderen asiatischen Ländern sind ja sehr vielversprechend.
Außerdem haben wir noch weitere beliebte Mangareihen im Programm, deren Verkaufszahlen sich allerdings in einer anderen Größenordnung bewegen als die drei Genannten. Wir sind aber natürlich immer mit vollem Einsatz auf der Suche nach der nächsten großen Hitserie. Bei den Comics freuen wir uns über den Erfolg der Invincible-Serie, die verfilmt gerade auf Prime läuft, und die Comics und Artbooks zu Avatar – Der Herr der Elemente. Bei den Romanen ist die Kikis kleiner Lieferservice-Reihe ein toller Erfolg und als Dauerseller die James Bond-Reihe. Die Light-Novel-Reihe zu Die Tagebücher der Apothekerin ist auch prima gestartet.
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Ich bin sicher nicht der größte Manga-Spezialist bei Cross Cult, aber da ich drei Söhne habe, die kaum etwas anderes anschauen als Anime, bin ich einigermaßen up-to-date. Im Verlag bin ich meistens der, der dafür plädiert, bekannte Genre-Klassiker zu lizenzieren, wie Fist of the North Star, Blade of the Immortal, Zetman, Gundam und andere, ich mag aber auch Darling in the Franxx oder Dorohedoro. Bei den Comics liegt mir noch immer Hellboy sehr am Herzen, den leider sein „Kinoglück“ verlassen hat. Wir haben übrigens nach den Hits Steam Noir und Gung Ho gerade noch eine weitere deutsche Comicreihe im Programm, die auch für Manga-Fans interessant sein dürfte: Message von Cristin Wendt. Ein weiterer Comic für Manhwa-Fans ist die toll gezeichnete Reihe Gumaa vom koreanischen Künstler Lee Jeehyung, auch wenn es kein klassischer Webtoon ist. Und bei den Romanen bin ich großer Fan unserer Fantasyreihe Die Powder-Mage-Chroniken.
MP: Vergangenen Herbst hat der Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. einen „offenen Brief zur Honorarsituation der Manga- und Light-Novel-Übersetzenden im deutschsprachigen Raum“ samt einer daran angeschlossenen Petition veröffentlicht. Darin forderten beziehungsweise fordern diverse Freelancer sechs zentrale Punkte zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, die durch einen Dialog mit den Verlagen schrittweise erreicht werden sollen. Hat Cross Cult/Manga Cult inzwischen darauf reagiert? Wurde ein Kompromiss erzielt?
Andreas: Wir sind sehr offen mit dem Brief und den Forderungen der Übersetzer/innen umgegangen und haben das Gespräch gesucht und kommuniziert. Wir bezahlen allerdings derzeit schon recht hohe Honorare und schütten Erfolgsbeteiligungen aus. Wir werden das Thema aber weiter beobachten und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Aber es gibt von Verlagsseite natürlich auch gewisse Grenzen, denn die meisten unserer Reihen verkaufen sich ja nicht wie Demon Slayer und auf jede Bestseller-Serie kommt auch eine Reihe, an der man kaum etwas verdient oder die man gar bezuschussen muss. Bei diesen weniger verkäuflichen Reihen werden die Übersetzer/innen genauso wie die Lizenzgeber, die Letterer, die Druckereien, die Vertriebe usw. natürlich trotzdem bezahlt, auch wenn ein Verlag, wenn es schlecht läuft, bei jedem Band draufzahlen muss.
MP: Anfang August ging durch die Fachpresse, dass eine Übernahme durch die Penguin Random House Verlagsgruppe vorgesehen ist. Wie kam es zu diesem Schritt? War das eine notwendige oder frei gewählte Entscheidung? Welche Vor-, aber auch Nachteile ergeben sich dadurch?
Andreas: Der Deal ist jetzt übrigens perfekt und wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Es gab auch in der Vergangenheit schon Anfragen von möglichen Investoren und wir haben immer wieder überlegt, wie wir uns in dem „dichter“ werdenden Verlagsumfeld in Deutschland besser positionieren können. Die deutschen Top-Mangaverlage gehören zumeist zu großen international arbeitenden Häusern, wie Carlsen, Egmont, Panini und Crunchyroll oder es sind Verlage, die sich umfassend extern finanzieren lassen, wie altraverse. Da hat man es als „Einzelkämpfer“ nicht immer leicht. Die Kollegen haben einfach ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Dennoch haben wir es geschafft und uns einen guten Ruf erarbeitet, mit guter Titelwahl, guter Produktqualität, bestmöglicher redaktioneller Bearbeitung, ideenreichem Marketing und einem guten Vertriebsteam. Wir behaupten uns also auch jetzt schon sehr ordentlich im Zusammenspiel mit den anderen Top 5 oder 6 Manga-Verlagen in Deutschland, die über deutlich mehr Möglichkeiten verfügen. Nun, da wir Teil der größten Publikumsverlagsgruppe der Welt sind, haben wir zahlreiche neue Möglichkeiten und Synergien, die wir jetzt nutzen können. Und für die Penguin Random House Verlagsgruppe sind wir quasi das fehlende Puzzlestück in ihrem Angebot, in einem Bereich, der im Handel weiterhin sehr gut läuft. Beide Seiten können also davon profitieren.
MP: Laut Pressemeldung bleiben Geschäftsführerin Luciana Bawidamann und du als Gründer dem Team erhalten. Inwiefern müssen Fans sich dennoch auf Veränderungen, zum Beispiel bei der Programmauswahl oder beim Design der Bücher, einstellen?
Andreas: Es bleiben alle Mitarbeiter an Bord, also natürlich auch unser bewährtes und eingespieltes Manga-Team, unsere Grafik-Spezialisten, unser Marketingteam und die Vertriebsabteilung. Darauf legen die Kollegen der Penguin Random House Verlagsgruppe auch großen Wert. Von deren Seite kommt noch Finanzexperte Alexander Breyer als Geschäftsführer zu Cross Cult Entertainment. Er und die anderen Kollegen von PRHVG können uns natürlich unterstützen, besonders in den Bereichen Controlling, Finanzen und Vertrieb, aber auch unser Team hat natürlich viele Spezialfähigkeiten und Kontakte, die der PRHVG zugutekommen. Als eigenständige GmbH unter dem Dach der Verlagsgruppe werden wir programmatisch weiterhin selbständig arbeiten. Dabei ist es natürlich wichtig, dass wir erfolgreich sind, aber das wäre so oder so unser Ziel gewesen. Und jetzt, mit einem so starken Partner an unserer Seite, sind auch sehr ehrgeizige Ziele erreichbar.
Dass es derzeit zu einigen Verschiebungen im laufenden Manga-Programm kommt, liegt übrigens an Umstrukturierungen in den vergangenen Monaten. Unser neuer Partner hat also keine Änderungen veranlasst oder dergleichen. Wir schauen, dass wir schnellstmöglich wieder im geplanten Rhythmus sind. Das wird aber einige Monate dauern. Das Manga-Programm wird ja immer weit im Voraus geplant und produziert. Es wird auch keine Änderungen beim Design geben.
MP: Vor rund drei Jahren wurde im Stuttgarter Milaneo-Einkaufszentrum der erste Manga Cult Store eröffnet. 2023 hattest du gegenüber dem buchreport die Planung weiterer Niederlassungen bestätigt. Ist das, insbesondere vor dem Hintergrund der erklärten Übernahme, weiterhin geplant – und falls ja, welche Städte beziehungsweise Regionen habt ihr dabei im Sinn?
Andreas: Was den Manga Cult Store angeht: Dieser läuft gut und die Verlagsgruppe sieht dieselben Vorteile, die auch wir im MC Store sehen: Wir sind so im direkten Kontakt mit unseren Lesern und ihren Wünschen, wir können Marketingmaßnahmen am Point-of-Sale genau testen und sehen, wie sie ankommen, wir können in Absprache mit den Lizenzgebern coole Dekorationen für den Store anfertigen, der Store bringt zudem Vorteile beim Lizenzeinkauf, weil die japanischen Verlage den Store, die Präsentation ihrer Titel und die ganze Geschäftsidee toll finden. Wir schauen uns die Entwicklung des Stores im Milaneo noch mal genau an, konzentrieren uns aber erst einmal auf die Entwicklung des Verlags und den Einkauf weiterer starker Lizenzen. Zu einem späteren Zeitpunkt schauen wir uns dann aber auch noch mal an, welche Möglichkeiten es gibt, das Store Konzept weiter auszubauen.
MP: Werden alle Imprints von Cross Cult Entertainment, also speziell auch Manhwa Cult und CROCU, auf absehbare Zeit erhalten bleiben oder sind Zusammenlegungen/Schließungen denkbar?
Andreas: Manhwa Cult werden wir weiter ausbauen, das Label ist ja noch recht jung. Im Vergleich zu Manga sind die Druckkosten und damit auch die Verkaufspreise höher, das dämpft die Absatzzahlen natürlich. Und nicht jeder Manhwa verkauft sich wie Solo Leveling. Aber das Potenzial, den Markt zu entwickeln, ist definitiv da. Wir sehen Manhwa Cult als sehr wichtigen Programmteil für die nächsten Jahre. Eventuell ergeben sich ja auch Kooperationsmöglichkeiten mit den anderen Penguin-Random-House-Verlagen, die Manga und Manhwa im Programm haben. Bei CROCU beobachten wir, dass das Interesse da ist. Wir entwickeln gerade die programmatische Linie weiter, damit sie genau zu unserem Verlagsidentität passt.
MP: Vielen Dank für das Interview. Was möchtest du unserer Leserschaft zum Abschluss noch gerne mitgeben?
Andreas: Wir möchten uns bei den vielen Manga- und Manhwa-Fans bedanken, die uns seit unserem Start in diesem aufregenden Bereich der Comicwelt mit offenen Armen aufgenommen und uns immer unterstützt und angespornt haben. Wir freuen uns übrigens sehr über den Austausch mit den Lesern, sei es auf Messen oder in unserem Store oder per Social Media oder E-Mail. Auch das Vertrauen der Lizenzgeber in Japan und Südkorea, die mit uns in sehr freundschaftlicher Weise zusammenarbeiten, ehrt uns sehr. Die Kollegen haben von Anfang an die Sorgfalt und Liebe zu Thema, die wir in die Auswahl der Lizenzen und die Produktion unserer Bücher stecken, gesehen. Wir sind uns sicher, dass sich Cross Cult Entertainment als Teil der renommierten und weltweit sehr aktiven Penguin Random House Verlagsgruppe ganz neue Möglichkeiten bieten und dass dies auch den Lesern und Fans zu Gute kommen wird. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die nächsten Jahre.