Review zu „I Hear The Sunspot - Limit“, Band 01
Nachdem der Auftakt des I Hear The Sunspot-Franchise bereits im Oktober 2018 erschien, folgte mit Die Theorie des Glücks erst viele Monate später die lang ersehnte Fortsetzung. Nun scheint allerdings Schluss mit dem Warten zu sein, denn seit Kurzem ist mit dem ersten Band von Limit bereits ein weiterer Teil aus dem Universum um Taichi und Kohei auf Deutsch erhältlich.
Dieser ist offiziell seit Anfang März im Handel. Erneut fällt hierbei der erhöhte Gesamtumfang von insgesamt 240 Seiten positiv auf, der zudem eine doppelseitig bedruckte Hochglanz-Farbseite einschließt. Preislich liegt der Auftakt der dreibändigen Sequel-Reihe bei 7,99 Euro (D). Noch günstiger ist hingegen die E-Book-Fassung, welche vom Hamburger Herausgeber schon für 4,99 Euro angeboten wird.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem in I Hear The Sunspot das Kennenlernen der damaligen Kommilitonen Kohei und Taichi behandelt wurde, lag der Fokus in I Hear The Sunspot – Die Theorie des Glücks auf der Vertiefung der wechselseitigen Gefühle der beiden. Unbedingt ist zu erwähnen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk nicht um eine „einfache“ Liebesgeschichte zweier Studierender handelt, sondern um eine tief melancholisch angelegte Erzählung.
Da Kohei schwerhörig ist, suchte er in der Vergangenheit jemanden, der für ihn die dringend benötigten Mitschriften seiner Vorlesungen anfertigt. Durch einige Umstände ergab es sich schließlich, dass der aufgedrehte Taichi, dessen Stimme für Kohei besonders durchdringlich und somit gut zu verstehen ist, diese Aufgabe für den jungen Mann übernahm.
Im Gegenzug wurde er täglich mit einem Bento, einer Lunchbox, als eine Art Gegenleistung versorgt. Taichi lebt seit jungen Jahren bei seinem Großvater und war stets auf mehrere Nebenjobs gleichzeitig angewiesen. Daher war er froh um die tägliche Mahlzeit. Unabhängig des versprochenen Mittagessens, versuchte Taichi der ihm übertragenen Aufgabe pflichtbewusst nachzukommen und lernte seinen Gegenüber damit immer besser kennen – und dieser ihn. Eine langsame, aber gefühlsbetonte Annäherung.
Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Da Taichi überraschend ein besonders verlockendes Job-Angebot unterbreitet wurde, beschloss er, sein Studium abzubrechen und direkt in die Berufswelt einzutauchen. Damit tritt er endgültig in die Lebenswelt der Erwachsenen ein, entfernt sich zunächst aber auch ein Stück weit von Kohei, der weiterhin seinen universitären Weg, die Rechtswissenschaften zu studieren, verfolgt.
In diesem Band begleitet die Leserschaft sowohl Kohei als auch Taichi. Für letzteren steht dabei der erste große Betriebsausflug an, ein fünftägiger Workshop mit vier Übernachtungen am Kawaguchi-See. Der frischgebackene Angestellte ist von der Ortschaft nahe des Fujiyamas begeistert, doch ist er gezwungen, dafür eine Verabredung mit Kohei abzusagen.
Darüber hinaus verunsichert Taichi die Aussage, dass Studierende und Angestellte sich zwangsläufig aufgrund ihrer verschiedenartigen Umwelt auseinanderleben. Zwischen Zweifel und Entschlossenheit, die Beziehung mit seinem ehemaligen Kommilitonen aufrechtzuhalten, ist der vorliegende Auftakt der Limit-Trilogie angesiedelt.
Nach der ebenso schwerhörigen Maya, einer befreundeten Studentin, tritt dem Geschehen ein bis dato unbekannter Charakter namens Ryu bei. Wie von Autorin Yuki Fumino mittlerweile gewohnt, findet auch dieser glaubwürdige Einflechtung in die Handlung. Selbiges gilt für Taichis älteren Kollegen Chiba, dem ebenfalls eine signifikante Rolle in diesem Band zukommt.
Selbstverständlich findet auch die Thematik der Gehörlosigkeit ergänzende Zuwendung, die Option eines Cochlea-Implantats findet erste Erwähnung. Außerdem werden verschiedene Ansätze zum Umgang mit Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit angeschnitten – durch Taichis erwähnten Kollegen namens Chiba sehr deutlich, durch andere Ereignisse deutlich subtiler.
Der durchaus ernste Tenor der Reihe scheint sich auch in diesem Ableger fortzusetzen. Langsam schreitet die Handlung um die beiden jungen Männer voran – auch auf emotionaler Ebene. Insbesondere gegen Ende intensivieren sich die zarten Boys-Love-Elemente erstmals, jedoch ohne Hast. I Hear The Sunspot verbleibt im Erzählstil- und -tempo auch weiterhin bedacht, nichts wirkt überstürzt.
Visualisierung
Erneut weiß der Manga durch den Zeichenstil besonders zu entzücken. Den vergleichsweise weichen, aber mitunter detaillierten Zeichnungen liegt ein selten gebotener Liebreiz inne, der die melancholische wie emotionsgeladene Stimmung des Titels betont. Stimmige wie zart variierte Graustufen bereichern das Gesamtbild darüber hinaus positiv.
Insbesondere die feine Linienführung verleiht der Geschichte ihren beschriebenen Charakter. Durch diese findet auch die Mimik der Figuren besondere Zuwendung – die jeweilige Gefühlslage spiegelt sich ungefiltert in den Gesichtern wieder. Insbesondere auf Protagonist Taichi, eine wahre Sonnenschein-Persönlichkeit mit starkem Ausdruck, trifft dies zu.
Mittlerweile steht eine deutschsprachige Leseprobe zu dem Werk zur Verfügung. Diese ist entweder hier über die offizielle Verlags-Webseite oder über diesen Direkt-Link zu erreichen. Neben der eingangs erwähnten Farbseite umfasst diese kostenlose Preview das gesamte erste Kapitel von Limit. Da der Manga nicht eingeschweißt ist, kann natürlich auch vor Ort im Handel reingeblättert werden.
Fazit
Mit der Limit-Trilogie dürfen sich alle Fans von I Hear The Sunspot auf insgesamt mehr als 800 Seiten Nachschub freuen. Der vorliegende Auftakt zeigt dabei bereits an, dass die bekannte Stilrichtung – erzähltechnisch wie visuell – beibehalten wird. Die verantwortliche Autorin und Zeichnerin scheint jede Menge weitere Einfälle für die Leserschaft bereitzuhalten.
Alle jene, die zarte wie gefühlsbetonte Boys-Love-Geschichten schätzen, sollten bei dem Titel unbedingt zugreifen. Insbesondere die Stellung der Beziehung der beiden Männer innerhalb der Handlung gefällt uns. So ist diese weder der direkte Fokus des Mangas noch findet diese Vernachlässigung. Vielmehr ist eine gemächliche Annäherung gezeichnet – im wahrsten Sinne des Wortes.
Dieser Band wurde von der renommierten Dorothea Überall übersetzt, dies macht sich im Buchinneren klar bemerkbar. Während wir zuletzt sowohl den deutlich verbesserungsfähigen Ausdruck des Fließtexts als auch die Formulierung der ins Deutsche übertragenen Soundwords kritisierten, ist dem vorliegenden Sequel durch die veränderte Verantwortlichkeit ein vollumfängliches Lesevergnügen zu bescheinigen.
Wir bedanken uns abschließend bei Carlsen Manga für die unverbindliche Zusendung eines Belegexemplars, das diese Besprechung, diesen Artikel, für unsere Leserschaft ermöglicht.