Ersteindruck zu Ushio Shirotoris „Ghostly Things“
Seit Kurzem ist mit dem ersten Band von Ghostly Things der Auftakt einer kurzen Fantasy-Trilogie beim Hamburger Herausgeber Carlsen Manga erhältlich. Dabei handelt es sich um das Deutschland-Debüt von Mangaka Ushio Shirotori. Wir haben uns die Veröffentlichung für euch ein wenig näher angeschaut und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken.
Bereits Ende März erschien Band 01 der Reihe mit einem Gesamtumfang von rund 180 Seiten. Die deutsche Fassung beinhaltet zudem eine doppelseitig bedruckte Farbseite. Auf der Vorderseite hält diese ein Motiv mit der Protagonistin Yachiho bereit, während die Rückseite das Inhaltsverzeichnis abbildet.
Jedes der insgesamt drei Taschenbücher wird zu einem Preis von 7 Euro (D) angeboten. Kostengünstiger und umweltschonender ist die gleichnamige digitale Fassung, welche Carlsen Manga für 4,99 Euro anbietet. Der Verlag beschreibt den Titel als Kombination aus dem Ghibli-Klassiker Chihiros Reise ins Zauberland und Holly Blacks Spiderwicks.
Inhaltsbeschreibung
Am Stadtrand einer bislang nicht näher benannten Ortschaft befindet sich ein großes Anwesen – bekannt als das Geisterhaus. Seltsame Geräusche und nicht erklärbare Dinge haben alle vorherigen Bewohner nach nur kurzer Zeit verschreckt, weswegen das geräumige Gebilde seit einiger Zeit leer steht.
Mit der jungen Schülerin Yachiho steht allerdings bereits die nächste Bewohnerin bereit. Sie lebt bereits seit Längerem alleine und zieht nun in das als Geisterhaus verschriene Anwesen. Während ihre Mutter als vermisst gilt, arbeitet ihr Vater als Volkskundler im Ausland. Dieser hat seine Tochter damit beauftragt, die Schrift des Totenreichs aufzuspüren, die in dem neu bezogenen Haus vermutet wird.
Noch bevor sich Yachiho jedoch auf die Suche nach dem Schriftstück machen kann, kommt sie in Kontakt mit einem Drachen. Jenes als Fabelwesen bekannte Tier führt die Schülerin tief in das Kellergewölbe des Anwesens, das sich offenbar in unüberschaubare Weiten erstreckt. Eine völlig neue Welt offenbart sich der Schülerin, als sie das erste Mal auf Moro trifft.
Dieser erklärt ihr, dass es sich bei der unteren Etage des Hauses um eine Fährstelle zwischen dem Dies- und Jenseits handle. Seine Aufgabe bestehe darin, Geister von der Lebenswelt der Menschen in eine andere Sphäre zu führen. Er wird als Verwalter bezeichnet. Bei dieser Arbeit seien Menschen nicht erwünscht, Yachiho soll auf der Stelle wieder ausziehen. Jedoch ist diese nicht gewillt, der Bitte des Naturgeistes nachzugeben …
Überwiegend ist die Geschichte aus Sicht von Protagonistin Yachiho dargestellt. Die Leserschaft begleitet das Mädchen sowohl beim Bezug des Hauses als auch bei ihren Begegnungen mit den verschieden Yokai-artigen Wesen. Während sie das Haus systematisch nach den benötigten Unterlagen durchkämmt, gerät sie immer wieder inmitten der übernatürlichen Angelegenheit.
Dabei kommt ihr schließlich eine gewisse Vermittlerrolle zu. Mit dem Auftreten eines mysteriösen Mannes kristallisiert sich zudem ein durchgängiger Handlungsstrang heraus – es handelt sich bei Ghostly Things zumindest nicht um eine gänzlich episodisch abgefasste Erzählung, wenngleich die Kapitel in der Tat jeweils andere Naturgeister behandelt.
Beim Lesen wird klar, dass sich die Geschichte nicht nur an Fantasy- und Mystery-, sondern auch an diversen Drama-Elementen bedient. Damit ist eine reiche wie unterhaltsame Genre-Kombination geboten. Ob die darin eingebettete Handlung bei „nur“ drei Bänden ausreichend Raum zur Entfaltung findet, verbleibt aktuell allerdings noch abwarten.
Visualisierung
Diese fantasiereiche Atmosphäre wird gut in den Zeichnungen wiedergegeben. Saubere Linien formen dabei die Illustrationen. Besonderer Fokus liegt dabei auf der detaillierten Darstellung der verschiedenen Folklore-Wesen. Der rundliche Zeichenstil erscheint sehr zart und gefühlvoll, sanfte Grauabstufungen verleihen der Bebilderung eine tiefengebende Struktur.
Die japanischen Original-Soundwords wurden vollständig retuschiert und durch übersetze Äquivalente ausgetauscht. Das Highlight des Mangas sind allerdings klar die großformatigen Darstellungen, die in Kombination mit dem zuvor erwähnten Detailreichtum eine besondere Wirkung entfalten.
Mit der kostenlosen Leseprobe kann sich ein eigener Eindruck von dem Zeichenstil verschafft werden. Diese ist entweder hier über die offizielle Verlags-Homepage oder über diesen Direkt-Link zu erreichen. Neben der eingangs erwähnten Farbseite umfasst diese kostenlose Preview das gesamte erste Kapitel mit mehr als 40 Seiten zum Probelesen.
Fazit
Der erste Band von Ghostly Things führt in die Geschichte ein. In diesem Zuge wird zudem einleitend über die Lebensumstände von Protagonistin Yachiho aufgeklärt. Daraus entwickelt sich die weitere Handlung um das Zusammenleben der menschlichen Schülerin und der unterschiedlichen Naturgeister.
Im Auftakt findet der weitere Verlauf bereits merkbare Vorbereitung – die Übergänge zwischen den verschiedenen Ereignissen verlaufen zügig, vernachlässigen aber nicht eine gewisse Logik. Es fällt leicht, den Geschehnissen zu folgen. Zu dem guten Verständnis trägt auch der strukturierte Zeichenstil von Mangaka Ushio Shirotori bei, der zudem mit zahlreichen detaillierten Abbildungen besticht. Insbesondere die Darstellung der verschiedenen Naturgeister gefällt.
Mittlerweile ist bekannt, dass die Reihe hierzulande Ende Juni und Ende Dezember fortgesetzt beziehungsweise mit dem dritten Taschenbuch beendet wird. Alle weiteren Details zur deutschsprachigen Veröffentlichen sind gesammelt in unserem entsprechenden Datenbank-Eintrag abzulesen.
Abschließend bedanken wir uns bei Carlsen Manga für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars, das diesen Artikel ermöglicht.