Review zu „Ride-On King – Der ewige Reiter“, Band 02
Nachdem wir unsere Begeisterung über den Reihen-Auftakt bereits in gereimter Form ausdrückten, möchten wir nun überprüfen, ob auch die Fortsetzung von Yasushi Babas Ride-On King – Der ewige Reiter gefällt. In der folgenden Review besprechen wir daher den zweiten Band.
Hinsichtlich der deutschen Publikation ist zunächst die großformatige Klappenbroschur (210 mm x 148 mm) hervorzuheben. Die Klappen erweitern dabei einerseits das Covermotiv und beherbergen andererseits das Inhaltsverzeichnis des Werkes sowie ein Wappen aus der Fantasy-Welt. Farbige Illustrationen oder andere Beigaben enthält der 192 Seiten umfassende zweite Band der Reihe allerdings nicht.
Preislich sind die standardmäßigen zehn Euro in Deutschland für den Manga pro Band zu entrichten. Der hier besprochene zweite Band erschien am 7. August auf Deutsch. Nachfolgend erläutern wir, wie sich die Handlung fortsetzt. Entsprechend ist eine Spoiler-Warnung moderater Stärke auszusprechen. Außerdem schreiben wir über den Zeichenstil und das Storytelling.
Handlung
Nachdem Prusslands Präsident von seiner eigenen Statue niedergeschlagen wurde, erwacht er in einer anderen Welt wieder. In dieser herrschen noch mittelalterliche Zustände. Außerdem erscheinen die Bewohner ungewohnt animalisch wie fantastisch. Magier und Zentauren gehören zu normalen Erscheinungen dieser Welt. Letztere gelten allerdings nicht unbedingt als akzeptierte Lebensform und werden entsprechend verfolgt.
Diese Ungerechtigkeit dem Volk gegenüber kann der muskulöse Prutinov nicht hinnehmen. Eine ungleiche Behandlung des Volkes ist nicht tragbar. Jene Einstellung führt dazu, dass er bei seiner Erkundung der neuen Welt auf Bergbanditen stößt. Diese haben mehrere Kinder gefangen genommen und an magische Halsbänder gebunden. Jener Zustand ist nicht zu dulden, so Prutinov.
Er befreit die Gefangenen, doch steht er vor der Frage, wie mit diesen weiter verfahren wird. Die Option, die Jungen und Mädchen zu ihren Familien zurückzuschicken, fällt aus. Entsprechend gilt es zu improvisieren. Gemeinsam entwickeln die Gefährten um Prutinov den Plan, die Kinder in ein nahe gelegenes Dorf zu entsenden. Dort werden junge Menschen gerade dringend benötigt.
Da dieses Dorf jedoch nur wenig Schutz vor magischen Bestien bietet, möchte der Präsident auf Lebenszeit auch in diesem Punkte für Absicherung sorgen. Gerade als sich schließlich eine Schutzgottheit für den ländlichen Bereich findet, steht eine neue Gefahr bevor: ein Dungeon hat sich geöffnet. Diesen gilt es – um des Frieden Willens – zu erkunden und darin befindliche Monster zu eliminieren.
Nach einer kurzen Vorbereitungsphase brechen die Kameraden um Prutinov zu diesem auf. Was werden sie doch entdecken?
Die Antwort dieser Frage ist in der benannten Fortsetzung nachzulesen. In Bezug auf die Handlung ist zu erwähnen, dass das Fantasy-Setting stärker fokussiert wird – das Reiten steht im zweiten Band nicht mehr in einem Fokus. Wenngleich es der Handlung nicht gänzlich fernbleibt, sind entsprechende Aktionen vorläufig ausgesetzt. Die Erkundung des Dungeon und die Rettung des Dorfes bilden den Kern des Bandes.
Zeichenstil
Möglicherweise besteht die Frage, weswegen der Titel denn im Großformat erscheint. Die Visualisierung der erklärten Geschichte ist sicherlich der Anlass zu dieser Form der Publikation. Die Zeichnungen Yasushi Babas sind in ihrer Darstellung für diese ideal: groß in der genutzten Fläche wie detailliert in der Ausführung. Selbst die Hintergründe sind zumeist ausgefüllt.
Besonders gut gefallen hierbei die unterschiedlichen Bestien – ob Eber, ob Bär oder Zentaur. Jedes Design erscheint unglaublich naturalistisch in seiner Gestaltung. Stellenweise, so könnte man allerdings anmerken, gliedern sich diese Wesen nicht vollständig in die umgebene Welt ein. Vergleichbar mit CGI-Animationen in japanischen Animationsserien, die zwar durchaus gut aussehen können, aber das Gesamtbild auf eine bestimmte Art und Weise zu unterbrechen scheinen. Dieser Punkt ist bei Zeichnungen allerdings Geschmackssache.
Außerdem ist zu betonen, dass die fein abgestimmten Grauabstufungen der Kontrastgebung den Detailgrad positiv unterstützen und somit gefallen. Der Anteil an Schwarz dürfte allerdings gerne ein wenig höher ausfallen, so erscheint das bereits angesprochene Gesamtbild tendenziell zu hell an einigen Punkten. Letzteres ist allerdings Meckern auf hohem Niveau – der Stil ist bereits in diesem Zustand fantastisch.
Ebenso gefällt das Charakter-Design, welches selbstverständlich absoluter Fiktion entspricht und keinesfalls an reale Personen erinnern soll. Somit beurteilen wir den Zeichenstil als überwiegend sehr gut. Ein eigenes Bild von diesem kann die kostenlose Leseprobe des ersten Bandes liefern. Diese findest du sowohl bei einigen Händlern als kleines kostenloses Heftchen oder hier in digitaler Form – auf Deutsch.
Perspektive
Hinsicht der Form der Erzählung sind keine spannenden Auffälligkeiten zu berichten. So gruppiert sich die Handlung weiterhin auf den Protagonisten Prutinov und dessen Bemühungen, in der neuen Welt zurechtzukommen. Die Nebencharaktere werden angesprochen und gezeigt, nehmen allerdings nur bedingt Dialog in dem vorliegenden Band ein. Allerdings werden potenziell interessante Fährten für die kommenden Ereignisse gelegt.
Interessant gestalten sich allerdings die Einblicke in seine Gedankenwelt, die einen Wunsch des ansonsten resoluten Staatsmanns offenbaren, welchen die Leserschaft möglicherweise nicht erwartete. Somit konnte der Manga durchaus überraschen und ein tiefgehenderes Bild von der Figur Prutinovs aufzeigen. Letzteres wird zudem durch die Einblicke in die Vergangenheit des Mannes bestärkt.
So bietet auch der zweite Band einige Momente, die Prutinov vor dem Amt des Präsidenten auf Lebenszeit porträtieren. Dies vertieft das gesamte Worldbuilding des Titels enorm. Zusammenfassend ist das Storytelling somit zwar nicht sonderlich außergewöhnlich, lädt auch nicht zu einem besonderen Erlebnis ein, ist jedoch aus Sicht des Verlaufs der Geschichte angemessen umgesetzt.
Fazit
Die Geschichte gestaltet sich erneut sehr kurzweilig. So sind die Zeichnungen relativ groß, die Sprechakte der handelnden Figuren nicht deckend. Entsprechend liest sich der Band in ungefähr 25 Minuten – vergleichsweise wenig, könnte man meinen. Allerdings besticht der Titel diesmal sowohl durch die Vertiefung des Fantasy-Settings als auch durch den einprägsamen zeichnerischen Stil von Mangaka Baba.
Auch der zweite Band aus Babas Hand,
in jenem großformatigen Gewand,
der durchaus Gefallen fand,
ist somit positiv bekannt.
Das Großformat wirkt sich zwar auf den Preis des Buches aus, doch ist dieses dem Titel absolut gerechtfertigt angetragen. Durch diese hohen Seiten wird der anschauenswerte Zeichenstil von Babas Illustrationen angemessen kuratiert. Da der Titel bisher nur wenige Bände umfasst, ist der höhere Preis auch für Sammler mit einem niedrigeren Monatsbudget durchaus zu empfehlen. Man muss sich auf das Geschehen allerdings einlassen. Fans von Isekai-Geschichten sollten einfachen Bezug zu dem Werk finden. Ride-On King – Der ewige Reiter ist darüber hinaus nicht als Parodie, sondern überraschend ernsthaftes Fantasy-Werk zu verstehen.