Review zu Aiji Yamakawas „Stand Up!“ – Band 03
Mit dem dritten Band nähert sich die vierteilige Romance-Reihe Stand Up! schnurstracks ihrem Ende. Da uns die beiden ersten Bände bereits gut gefallen haben, bleiben wir dran und überprüfen, ob das von Aiji Yamakawa geschriebene und gezeichnete Werk auch weiterhin zu überzeugen weiß.
Seit vergangenem Monat ist auch der dritte Band bei Egmont Manga erhältlich. Die deutschsprachige Ausgabe kommt im schlichten Gewand mit einem Gesamtumfang von rund 170 Seiten. Ein gedrucktes Exemplar kostet 7,00 € und liegt somit im gewohnten Preis-Segment. Für 5,99 € wird von dem Verlag außerdem eine E-Book-Fassung angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Protagonistin Utako ist frisch in das erste Jahr der Oberschule gekommen. Obwohl sie eigentlich ein eher ruhiges und zurückhaltendes Mädchen ist, erregte sie bereits in der Vergangenheit aufgrund ihrer Statur ungewollte Aufmerksamkeit: Sie ist 1,72 Meter groß – und das ist, für japanische Verhältnisse, außerordentlich groß. Viele Jungs in ihrem Alter sind kleiner oder gerade einmal gleich groß. In der Mittelstufe hat sie aufgrund dessen bereits schlechte Erfahrungen in Sachen Liebe gemacht.
In ihrer neuen Klasse sitzt sie nun neben dem braunhaarigen Harada, ein durch und durch geselliger Typ, der bei allen beliebt ist. Dabei ist er so gar nicht perfekt: Immer wieder vergisst er seine Schulbücher und ist daher gezwungen, in das der schüchternen Utako zu schauen. Dadurch sind sich die zwei Jugendlichen schnell nähergekommen.
Als Harada ihr seine Gefühle gestand, willigte Utako ein, eine Beziehung mit ihm zu probieren. Dies war der Anfang einer herzerwärmenden Jugendliebe. Nachdem im zweiten Band das erste gemeinsame Date im Handlungsmittelpunkt stand, geht es diesmal um die Vorbereitungen des kommenden Kulturfests. In dessen Organisation sollen alle Klassenmitglieder eingebunden werden, das ist Klassensprecherin Maki sehr wichtig.
Leider ist das aber zurzeit nicht möglich, da ein Junge namens Inui seit Schuljahresbeginn noch nicht zum Unterricht gekommen ist. Harada erklärt sich schließlich bereit, den Jungen zuhause zu besuchen, um ihn dazu zu bewegen, in die Schule zu kommen. Utako begleitet ihn, da sie den Weg kennt. Was es mit diesem Fall auf sich hat, ist unter anderem Thema im dritten Stand Up!-Band.
Parallel festigt sich die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, doch auch die verschiedenen Nebenfiguren sind zwischenzeitlich wiederholt in den Fokus gerückt. Darüber hinaus wird Utako durch eine zufällige Begegnung wieder an ihre Mittelschul-Zeit erinnert, wodurch ein Teil der Erzählung in eine andere Zeitebene verlagert ist.
Visualisierung
In diesem Band arbeitet Aiji Yamakawa den minimalistischen Aspekt ihrer Zeichnungen weiter aus. Obwohl große Teile der Handlung durch reguläre, sehr natürliche Darstellungen bebildert sind, sind einzige Passagen entweder nur sehr skizzenhaft oder direkt ohne Figuren wiedergegeben. Die Hintergrundgestaltung verbleibt dabei weiß, wenn überhaupt sind Sprechblasen aufgetragen. Dadurch ist Freiraum zur eigenen Interpretation der Geschehnisse gelassen, die Leserschaft wird zur Befüllung im Geiste angeregt. Zugleich ist aufgezeigt, dass manche Worte beziehungsweise Phrasen keinerlei Visualisierung benötigen. Dieses Konzept ist von der Zeichnerin im dritten Band am intensivsten aufgegriffen.
Neben dieser bewusst inszenierten „Leere“ sind andere Seiten sehr kleinteilig befüllt, ein komplexer Seitenaufbau ist gegeben. Einerseits gerät der Lesefluss zwar geringfügig ins Stocken, andererseits ist damit für eine gewisse Abwechslung gesorgt. Dadurch dass der Zeichenstil beziehungsweise die Panel-Aufteilung so unglaublich dynamisch gehalten ist, ergibt sich für die Leserschaft ein abwechslungsreiches Gesamtbild. Und genau dadurch brilliert der Titel, denn es handelt sich hierbei eben nicht um den rundlichen – teilweise verbrauchten – Shoujo-Stil. Dieser bietet sicher gewisse Vorzüge, doch beweist die Mangaka eindrucksvoll, dass dieser für romantische Reihen nicht obligatorisch ist.
An dieser Stelle ist eine deutsche Leseprobe zum ersten Band hinterlegt. Das Buch-Innere ist bei der Kauf-Version natürlich hochauflösend.
Fazit
Insgesamt bietet der dritte Band umfassende Entwicklungen. Diese sind zwar nicht unbedingt in Bezug auf Utako und Harada gegeben, aber in deren unmittelbaren Umfeld zu verorten. Das Setting wird dadurch insgesamt vertieft. Die verschiedenen Perspektiven bereichern die Romance-Reihe und verleihen der Handlung zusätzliche Tiefe.
Zwischenzeitlich mag die Erzählweise aufgrund der inneliegenden Dynamik etwas konfus erscheinen, doch passt man sich daran schnell an, sofern aufmerksam gelesen wird. Uns gefällt besonders gut, dass auch Haradas Sichtweise Beachtung zukommt. Hinsichtlich des Zeichenstils legt Aiji Yamakawa nochmal einen drauf – die Visualisierung entfernt sich weiter vom bekannten Mainstream und nimmt einen eigenen, wiedererkennbaren Charakter an. Das ist speziell, aber erfrischend. Großes Lob dafür.
In Japan gilt der Titel, wie eingangs erklärt, mit vier Bänden als abgeschlossen – es handelt sich somit nicht um eine der zahlreichen „Endlos-Reihen“ des Shoujo-Segments. Es sollte sich nicht gescheut werden, selbst einmal das Werk zu lesen. Der Abschlussband wurde bereits für den 01. Juli angekündigt.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars!