Vorstellung: „Pluto“, Band 01
Mit Pluto publizierte Carlsen Manga einen Titel zweier Künstler, die das japanische Comic-Medium ihrer Zeit entsprechend prägten. So entwickelte Monster-Mangaka Naoki Urasawa das vorliegende Setting basierend auf Osamu Tezukas populärem Astro Boy. Das Werk gewann außerdem den Prix Intergénérations beim Angoulême Festival 2011.
Der Titel ist mit einem Preis von 12,90 Euro pro Band bei Carlsen Manga erhältlich, die Reihe ist mit acht Bänden abgeschlossen. Lediglich der im Folgenden besprochene Auftaktband tanzt mit einem Preis von 14,90 Euro aus der Reihe, da der Verlag diesen in geringer und somit in der Produktion teureren Auflage nachdruckte, um die gesamte Reihe lieferbar zu halten. Lohnt es sich dennoch, zuzuschlagen?
Im Ursprungsland Japan erschien die Reihe zwischen 2003 und 2009 im Big Comic Original-Magazin von Shogakukan. Wie bereits in dem Prestigewerk Monster des mittlerweile 60-jährigen Zeichners, ist auch hier ein Deutschland-Bezug gegeben, der insbesondere Fans hierzulande gefallen dürfte.
Was die Aufmachung des Mangas angeht, so sticht der erste Band von Pluto bereits positiv hervor. Das großformatige Buch hat eine Klappenbroschur und außerdem mehrere Farbseiten zu bieten. Mit 202 Seiten ist dieser somit recht umfangreich, sodass ein ausgelassener Start in das Lesevergnügen garantiert ist.
Die Story ist wie eingangs erwähnt an Osamu Tezukas Astro Boy angelehnt, eine international bekannte Reihe, die in Deutschland vor vielen Jahren ebenfalls durch Carlsen Manga beziehungsweise damals Carlsen Comics veröffentlicht wurde. Dieser Bezug wird vor allem in den folgenden Bänden der Manga-Serie wichtig, weswegen dieser im Folgenden noch vernachlässigt wird.
Die vorliegende Geschichte mit dem Titel Pluto stellt nun Inspektor Gesicht in den Handlungsvordergrund, der ein überschaubares Leben mit seiner Frau führen könnte. Doch gestaltet sich seine Arbeit bei Interpol immer verzwickter. Gegenwärtig beschäftigt ihn eine Reihe von Roboter-Zerstörungen.
Einige der bekanntesten und stärksten Roboter der Welt sind und werden in diesen mysteriösen Fall verwickelt, der nicht nur Leben und Tod bedeuten zu scheint, sondern auch immer weitere Kreise zu ziehen vermag.
Könnt es ein Rache-Feldzug einiger Roboter-Gegner sein? Wird Inspektor Gesicht das, was ihm lieb und wichtig ist, beschützen können und den Täter aufhalten können? Der erste Band stellt auf diese Fragen natürlich noch keine abschließende Antwort bereit. Somit bleibt die Spannung vorhanden.
Zeitgleich lotet Autor Urasawa für die Leserschaft geschickt aus, was von der Reihe ungefähr zu erwarten sein könnte. Doch ist der ausgezeichnete Künstler auch durch seine durchdachten wie cleveren Plottwists stets für eine Überraschung bekannt. Es darf also gespannt abgewartet werden, mit welchen Kniffen dieser Titel von ihm gefallen möchte.
Zwar beginnt die Geschichte recht unspektakulär, da man direkt in die Handlung geworfen wird und sich mitten im Mordfall wiederfindet. Doch recht schnell setzt das Zurechtfinden im unbekannten Feld ein.
Zugleich beginnt die Charakterentwicklung von Gesicht. Dieser scheint teilweise menschliche Gefühle zu zeigen, obwohl er eine Maschine ist – so auch andere Roboter, die bekannten Schemata nur sehr vage entsprechen. Ebenso gefallen die mysteriösen Hintergründe rund um den Fall, die mit einer entsprechenden Menge Spannung fesseln und die Leserschaft in ihren Bann zu ziehen vermögen.
PLUTO © 2004 by Naoki Urasawa / Studio Nuts, Osamu Tezuka, Takashi Nagasaki, Tezuka Productions / Shogakukan
Kommen wir zum Zeichenstil von Naoki Urasawa. Dieser ist recht markant, relativ einzigartig. Man erkennt viele Details einer jeden der unterschiedlichen Figuren, egal ob Mensch oder Roboter – die Charakterdesigns erscheinen ebenfalls sehr unique. Jener Stil ist dabei beispielsweise aus Monster bereits bekannt. Der technologische Aspekt, den es im vorhergehenden Werk noch nicht gab, eignete sich der verantwortliche Künstler ebenso an. So sind auch bestimmte Elemente der Roboter, beispielsweise Kabel und Drähte, realitätsnah in der vorliegenden Darstellung zeichnerisch nachgebildet.
Der geübte Mangaka setzt außerdem sowohl Licht als auch Schatten perfekt um und scheint zu wissen, wie er das erdachte Geschehen treffend illustriert. Besonders die aufwendigen Farbseiten und die Panel-Hintergründe stechen dabei positiv hervor. Urasawa findet eine gute Balance zwischen realitätsgetreuer und futuristischer Visualisierung, die Pluto nicht nur handlungstechnisch, sondern auch visuell brillieren lässt.
Als Fazit lässt sich daher folgendes sagen: Wer entweder auf eine wohl durchdachte Science-Fiction-Geschichte Lust hat oder bereits von Naoki Urasawas anderen Werken begeistert ist, sollte auch bei Pluto unbedingt zuschlagen.
Der Manga ist zwar etwas teurer als beispielsweise ein Shounen-Titel im Taschenbuchformat, wird seinem Preis jedoch hinsichtlich Aufmachung wie Handlung absolut gerecht! Außerdem ist die Geschichte mit acht Bänden sehr überschaubar im Umfang.
Im Regal passen die großformatigen Bände zudem optimal neben die Perfect Edition von Monster.
Abschließend bedanken wir uns zudem bei Carlsen Manga für die Zusendung eines Belegexemplars, das diese Besprechung ermöglicht.