MAX-Review: „Übel Blatt: Drivaltec“ (3-in-1-Edition), Band 05 + 06
Seit November des letzten Jahres erscheint bei KAZÉ Manga eine Neuauflage von Etorouji Shionos Übel Blatt auf Deutsch. Jeweils drei Originalbände der Reihe wurden zu insgesamt acht Sammelbänden zusammengefasst, die den Beititel Drivaltec tragen. Im Nachfolgenden legen wir eine Review zu dem fünften und sechsten Teil jener Neuausgabe vor, um auch weiterhin über die Qualität des Mangas zu informieren.
Diese beiden Softcover-Bände warten mit je rund 600 Seiten an Inhalt auf, davon jeweils vier Hochglanz-Farbseiten. Preislich – und das ist hierbei sicherlich in besonderem Maße positiv hervorzuheben – liegt jeder der acht XXL-Bände bei einem Preis von 10,00 €; jede Seite kostet damit gerade einmal um die 1,66 Eurocent.
Lediglich ein potenziell empfindlicherer Buchrücken, der sich aus des Gesamtumfangs der Bücher ergibt, sowie weniger Farbseiten im Vergleich zur Originalausgabe dämpfen das Vergnügen – aufgrund des zuvor genannten Preises allerdings nur sehr minimal. Es ist sich bei sorgfältiger Handhabung wirklich nicht um eine Buchrücken-Beschädigung zu sorgen, denn dieser hält beim vorsichtigen Lesen stand. Über weitere Details zur Veröffentlichung berichteten wir außerdem im vergangenen Dezember ausführlich.
⚔️ Inhaltsbeschreibung
Zwanzig Jahre ist die historische Schlacht gegen die Armee der Wischtech mittlerweile her. Zur Bekämpfung entsandte der Kaiser vierzehn ausgewählte Krieger, die sogenannten Lanzen. Allesamt waren sie gut ausgebildet, doch verstarben drei Kameraden bereits auf dem Weg zum Schlachtfeld. Vier weitere wurden des Verrats bezichtigt und hingerichtet.
Sieben Männer sind schließlich in das Kaiserreich zurückgekehrt und erklärten, dass der Frieden wieder hergestellt sei. Seit dieser Zeit gelten jene Retter als Heilige, als Helden der Nation. Zur Belohnung ihrer Taten wurden diese daraufhin durch den Kaiser in den Stand der Grafschaft erhoben. Auch entsprechende Gebiets- und Verwaltungsrechte sowie weitere Privilegien wurden ihnen zugesprochen. Sie sind die – noch – lebenden Legenden, die Vorbilder, zu denen jedes Kind aufsieht.
Jedoch verbirgt sich hinter dieser schillernden Fassade ein niederträchtiges Komplott. Denn während jene Sieben sich aus Feigheit ihrer Pflicht zum Kampf gegen die Wischtech entzogen, griffen die vier später als Verräter diffamierten Männer in Wahrheit zum Schwert. Sie kämpften mutig – und siegten gegen die feindlichen Kräfte, angeführt von dem jungen Ascherit.
Bei ihrer Rückkehr zu den übrigen Lanzen wurden die vier eigentlichen Helden schließlich Opfer einer hinterlistigen Intrige. Aus Angst um ihren guten Namen verschworen sich die sieben, nun als Helden bekannten Männer, gegen ihre eigenen Kameraden. Gemeinschaftlich ermordeten sie die wahren Friedensbringer, mehrere Klingen durchbohrten dabei den talentierten Schwertkämpfer Ascherit.
Doch blieb dieser nicht tot. Zwanzig Jahre später kann er dank einer Verschmelzung mit einem hochrangigen Elfenwesen wiederkehren. Unter dem Namen Keinzell begann der mysteriöse Krieger zuletzt in den Grenzgebieten des Reiches seinen ersehnten Rachefeldzug, welcher noch immer anhält. An mehreren der Grafen hat er sich bereits erfolgreich gerächt, doch ist sein Kampf noch nicht vorüber.
Zurzeit entwickeln sich die Geschehnisse parallel. Nach einem Showdown in einer Schlucht wurde Keinzell zunächst für tot gehalten, allerdings nutzte dieser die Zeit, um sich in der Kunst des Schmiedens zu üben. Graf Glenns ehemaliger Ritter Ifkes, der sicher zuletzt mit dem Heldenmörder duelliert hat, feilt ebenfalls an seinen Fertigkeiten.
Darüber hinaus ist ein stärkerer Fokus auf die politischen Verhältnisse innerhalb der Geschichte gegeben. Während der Kaiser Graf Rebelont mit der Führung des Heeres getraut hat, sieht dieser damit seine Chance gekommen, den Thron zu ergreifen – zum Unmut der acht Kurfürsten, welche daraufhin eine Zusammenkunft planen. Auf dieser soll ein neuer Kaiser bestimmt werden, der Rebelonts Größenwahnsinn und Hunger nach Macht in die Schranken weißt. Im fünften Sammelband ist zudem ein unerwartetes Wiedersehen enthalten, das alle Ereignisse auf den Kopf steht …
⚔️ Zeichenstil
Das düstere Fantasy-Setting von Übel Blatt ist meisterhaft von seinem Schöpfer, Etorouji Shiono, in Bilder gefasst. Wie die Leseprobe zeigt, beherrschte der Mangaka bereits zu Beginn die nötigen Fähigkeiten, das Geschehen zu visualisieren – mit voranschreitender Bandzahl hat sich diese Fertigkeit noch weiter entwickelt.
In den beiden vorliegenden Sammelbänden der Neuauflage gefällt insbesondere die Darstellung der mittelalterlichen Bauten, der Festungen und Burgen. Obwohl diese teilweise skizzenhaft gehalten sind, spricht die Ausgestaltung des Mauerwerks für die dahintersteckende Mühe. Auch die verschiedenenartigen Drachen-Wesen überzeugen im Design.
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Insbesondere die actionhaltigen Kampfszenen sind hervorragend inszeniert, beispielsweise durch zahlreiche großflächige Panels, die durchgängig einen ungehemmten Lesefluss ermöglichen. In Folge ist eine dynamische Erzählgeschwindigkeit geboten, die aufgrund der inneliegenden Spannung zum raschen Weiterblättern einlädt. Es sollte sich allerdings, wenn auch vielleicht im Nachhinein, unbedingt noch einmal die Zeit genommen werden, diesen herausragenden Zeichenstil in Ruhe zu würdigen.
⚔️ Fazit
Mit dem fünften und sechsten Band erreicht die Geschichte um Keinzell ein weiteres Mal einen inhaltlichen Höhepunkt. Dabei gefällt die zuvor angedeutete Überraschung, mit der die Leserschaft womöglich nicht gerechnet hat. Übel Blatt setzt in diesem Abschnitt verstärkt auf den Fantasy-Aspekt, jedoch ohne abwegige Übertreibungen. Die Logik im diegetischen Raum bleibt erfreulicherweise bestehen.
Einige textreiche Abschnitte, die das Setting wie erklärt vertiefen, wechseln sich auch in diesen zwei weiteren Bänden wiederholt mit kampfintensiven Szenen ab, wobei letztere das Geschehen diesmal dominieren. Die von Autor Etorouji Shiono angesetzte Erzählgeschwindigkeit sorgt für eine besondere Dynamik, die zudem effektiv durch den zuvor beschriebenen Zeichenstil katalysiert wird.
Die Neuausgabe besticht insbesondere durch den günstigen Preis von 10,00 € sowie das minimalistische Coverdesign. Zudem ist es lobenswert, dass in jedem Band immerhin vier Hochglanz-Farbseiten enthalten sind. Das Halten der beider Bücher, die in ihrem Umfang jeweils rund 600 Seiten zählen, fällt einigen aber möglicherweise schwer – mit vereinzelten Lese-Pausen kann diesem Umstand allerdings effektiv begegnet werden. Aufgrund der stetigen Spannung möchte man die Reihe tendenziell allerdings nicht aus der Hand legen.
Abschließend bedanken wir uns bei KAZÉ Manga für die unverbindliche Bereitstellung der beiden fortführenden Bände von Übel Blatt: Drivaltec, welche diese umfangreiche Vorstellung für unsere Leserschaft ermöglicht.