Ersteindruck zur Neuausgabe von „Erdbeeren & Marshmallows“
Bereits ab Juni 2005 publizierte TOKYOPOP den vorliegenden Manga mit dem Titel Erdbeeren & Marshmallows in Einzelbänden auf Deutsch. Später brach man die Reihe von Autor Barasui ab. Nun möchte man das Werk erneut veröffentlichen und reicht dieses in 2-in-1-Bänden der deutschsprachigen Leserschaft an. Was diese Neuauflage enthält und ob der Erwerb zu empfehlen ist, schildern wir im Folgenden.
Wie eingangs bereits erwähnt, umfasst der vorliegende Band der neuen Edition die ersten zwei Originalbände der Reihe, welche in Japan aktuell acht Bände umfasst. Somit ergeben sich vier Doppelbände für die deutschsprachige Publikation. Der Auftakt von dieser ist seit dem 1. September offiziell im Handel erhältlich. Bereits beim ersten Durchblättern gefällt der seichte Titel sehr.
Die insgesamt zwanzig ersten Kapitel der Geschichte befinden sich auf ungefähr 350 Seiten, davon erwarten euch satte zwölf Farbseiten. Ein weiterer Knaller ist zudem der Einstiegspreis von 7,50 Euro (D). Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit als äußerst positiv zu bewerten. Allerdings ist auch anzumerken, dass der Preis für die folgenden Ausgaben auf 9,99 Euro (D) steigt. Dennoch vertretbar, wie wir meinen.
Doch worum geht es eigentlich um den als Comedy deklarierten Manga? Dies klären wir im nächsten Abschnitt für dich auf.
Handlung
Anfangs stellt die Geschichte vier junge Schülerinnen in den Handlungsmittelpunkt. Älteste im Bunde ist dabei die 16-jährige Nobue, eine Highschool-Schülerin mit einer Vorliebe für Bier und Zigaretten. Über die unvernünftigen Angewohnheiten kann ihre 12 Jahre alte Schwester Chika nur wiederholt den Kopf schütteln. Auch sie ist eine Protagonistin der vorliegenden Geschichte. Die ganz normale Person im Gespann.
Chikas beste Freundin namens Miu ist das dritte Mitglied der Clique und ein eher außergewöhnliches Individuum. Zwar trinkt sie nicht über den Durst, doch hat sie die seltsame Angewohnheit, das Zimmer der Schwestern über das Dach zu betreten. Matsuri ist die Jüngste im Bunde, aber nicht weniger abgedreht als ihre Freundin Miu, welche sie zu foppen pflegt. Ein Frettchen namens John ist ihr stetiger Begleiter.
ICHIGOMASHIMARO 1, 2 © barasui 2003 / KADOKAWA CORPORATION, Tokyo. © TOKYOPOP GmbH, Hamburg 2020
Diese Gruppe Mädchen begleitet die Leserschaft nun bei ihren täglichen Aktivitäten. Beispielsweise umfassen diese das Abfassen einer Hausaufgabe über die Ferien oder einen Besuch am Strand. In der zweiten Hälfte stößt zudem die gebürtige Britin Ana dem Quartett hinzu. Anfangs hat sie Schwierigkeiten, sich in die Klassengemeinschaft einzugliedern, doch dank Matsuri und ihren vorgestellten Kameradinnen findet die ebenfalls elfjährige Schülerin schnell Anschluss im sozialen Leben und ist schon bald fester Bestandteil des verrückten Haufens!
Zwanzig verschiedene, urkomische Situationen behandelt der erste Sammelband der Neuauflage, der seit Anfang des Monats auf Deutsch von TOKYOPOP erhältlich ist. Für reichlich abwechslungsreiche Unterhaltung durch den Comedy- und Slice-of-Life-Manga von Autor Barasui ist auf jeden Fall gesorgt. Neben der Handlung gefällt zudem der Anhang des Werks, der beispielsweise Charakter-Profile enthält.
Zeichenstil
Zunächst ist auf die Farbseiten des Titels einzugehen. Diese sehen nicht nur sehr ansehnlich aus, sondern stellen zugleich die handelnden Figuren der Geschichte vor. Allerdings fällt der Wechsel von dem farbigen Prolog zu dem schwarz-weißen Inhalt vergleichsweise schwer. Anhand der relativ ähnlichen Designs ist es zunächst eine Herausforderung, die vier beziehungsweise fünf Mädchen samt ihren Namen auseinanderzuhalten.
Nach wenigen der kurzen Kapitel stellt sich allerdings ein Zustand der Gewöhnung und Sensibilisierung für die Protagonistinnen ein. Insofern sind neue Leserschaft gut beraten, einige Kapitel am Stück zu lesen, bis sich ein Gefühl der Vertrautheit für die Charakter und deren zeichnerische Darstellung eingestellt hat. Dabei helfen zudem vergrößerte Charakterdesings zwischen den einzelnen Episoden der Handlung.
Während die Illustrationen selbst von sicherlich guter, aber nicht atemberaubender Güte sind, warten die Hintergrundgestaltungen durchaus mit einer Besonderheit auf. So sind diese teilweise mit Fotografien ausstaffiert. Damit ist gemeint, dass ausgewählte Panels eine entsprechend zurecht geschnittenes Bild der realen Welt zeigen. Jene zeigen beispielsweise Gebäude. Somit entsteht eine gelungene Komposition aus Fotografie und Zeichenkunst, die zum Release Anfang der 2000er-Jahre sicherlich als neuartig gilt und auch heute noch eher selten ist.
Hinsichtlich der Visualisierung ist unsererseits keine Kritik zu äußern, der angejahrte Zeichenstil ist für diese Art Manga genehm.
Storytelling
Hinsichtlich der Erzählstruktur ist insbesondere die Kapitellänge auffällig. So umfasst eine Episode aus dem Leben der Mädchen zumeist nur um die 15 bis 20 Seiten. Dies ist ausreichend, um kurz aus dem Alltag in eine unbeschwerte Welt einzutauchen. Allerdings auch zu kurz, um den Sammelband wieder direkt aus der Hand zu legen. Letztlich ist es aber zu jedem Zeitpunkt möglich, das Lesen zu pausieren.
Beim erneuten Ansetzen an die Erzählung entsteht kein Eindruck des verlorenen Anschlusses. Damit ist gemeint, dass ein unproblematisches Weiterlesen jederzeit an jeder Stelle möglich ist. Dies ist der simplen Grundgeschichte des Werks zu verdanken. Diese setzt vor allem auf ihre Niedlichkeit und eine gewisse Harmonie. Der Titel Erdbeeren & Marshmallows repräsentiert die Unschuld des Mangas treffend – könnte man denken. Der grundlegend kindliche Tenor der Serie wird durch die Protagonistin Nobue unterbrochen. So ist diese Raucherin, fährt Auto seit der Mittelschule und scheint auch sonst nicht das typische Schulmädchen zu sein, dass man erwarten würde.
||Autor und Zeichner Barasui schafft es somit immer wieder zu überraschen, wenn er einen tieferen Blick in die Charaktere gewährt. Trotz vergleichsweise kurzen Handlungen der einzelnen Kapitel, schafft der Mangaka auch Raum für eben jene fortsetzenden Elemente. Diese schärfen bei der Leserschaft die Vorstellungskraft für die entsprechenden Figuren. Zugleich gefallen die Comedy-Inhalte, die Erdbeeren & Marshmallows zu dem Werk machen, welches man gegebenenfalls aufgrund der Covergestaltung erwarten könnte: Einem Zuckerschock auf 350 Seiten.||
Das mag zugegebenermaßen etwas übertrieben sein, aber das Buch gefällt wirklich – auf seine ganz eigene Art. Anfangs ist sich auf diese einzulassen. Danach kann man der Geschichte sicherlich einfacher folgen und diese auf sich wirken lassen. Ob der eigene Humor mit der Erzählung zusammenspielt, kann beispielsweise anhand der kostenlosen Leseprobe geprüft werden.
Fazit
Daraus ergibt sich folgendes Fazit: Die Geschichte dient der kurzweiligen Unterhaltung und es ist zu bestätigen, dass diese Aufgabe absolut erfüllt wird. Jedoch ist abzuklären, ob sich der eigene Humor mit der Narration der Handlung deckt, diese könnte unter Umständen als zu direkt vernommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist dagegen als äußerst positiv anzurechnen und lädt zum Antesten auf jeden Fall ein!
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Allerdings ist ebenfalls anzumerken, dass die Schriftsetzung in einigen Sprechblasen etwas verzogen ist und die Soundwörter leider nicht übersetzt wurden. Letztere sind jedoch stets dem Kontext zu entnehmen und deren fehlende Translation schmälert das Lesevergnügen in keinster Weise. Liebhaber von leichten Geschichten wie Yotsuba&! kommen hierbei sicherlich auf ihre Kosten.
Final richten wir ein Dankeschön an das Team von TOKYOPOP, das uns durch die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars für diese Review unterstützt. An dieser Stelle möchten wir zugleich darauf hinweisen, dass der zweite Sammelband von Erdbeeren & Marshmallows gegenwärtig für den 2. November terminiert ist. Dieser umfasst logischerweise die Originalbände mit den Nummern Drei und Vier.