Interview mit Mangaka Mitsunori Zaki
Wir präsentieren ein Interview mit dem japanischen Mangaka Mitsunori Zaki, der zu Gast auf dem Freiburger Anime Festival 2019 war. Vielen Dank an dieser Stelle an Zaki-sensei, der sich die Zeit für uns genommen hat. Ebenfalls bedanken wir uns bei Herrn Sakai, der für uns gedolmetscht hat. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview! Nachfolgend werden wir uns mit MP und Zaki-sensei mit Zaki abkürzen.
MP: Guten Tag, Zaki-sensei. Vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für dieses kurze Interview nehmen! Mein Name ist Maximilian Gottselig und ich bin Redakteur bei der News-Webseite Manga Passion.
MP: Ihr aktuelles Werk ist Shounen no Zankyou. Können Sie ein wenig darüber erzählen, worum es in diesem geht?
Zaki: Es geht um einen Knabenchor mit Jugendlichen. Diese haben jedoch auch noch eine andere Seite, die sie zu verbergen versuchen: die Spionage und Mord. Die Jungen versuchen nun mit den Chor-Tätigkeiten diese schmutzige Arbeit zu vergessen. Sie leiden allerdings unter ihren kriminellen Tätigkeiten. Mit dem Singen im Chor versuchen sie ihre Taten zu vergessen. Zugleich werden sie mit typischen Herausforderungen des Erwachsenwerdens konfrontiert.
MP: Wir haben erfahren, dass sie Comics mögen. Haben Sie einen Lieblingscomic und weshalb ist dieser Ihr Lieblingscomic?
Zaki: Also, wenn es um Comic-Charaktere geht, dann muss ich Batman und Spider Man unbedingt benennen. Bei den Autoren sind es Frank Miller und Mike Mignola. Mir gefällt deren Kontrast zwischen Schwarz und Weiß bzw. Gut und Böse in ihren Comics.
MP: Holen Sie sich selbst viel Inspiration von anderen Künstlern?
Zaki: Ich beziehe meine Inspiration nicht ausschließlich von US-amerikanischen Comics, sondern auch von japanischen Manga.
MP: Vielleicht irre ich mich, aber es ist nicht Ihr erster Besuch in Deutschland? Gibt es ein Ritual, dass Sie hier immer befolgen oder etwas, das Ihnen besonders in Deutschland gefällt? Auf Ihrem Twitter-Account sahen wir Hinweise auf einen Deutschland-Besuch im August 2019 und ein paar Ihrer Oneshots tragen auch deutsche Namen.
Zaki: Ich wohne seit einem Monat in Heidelberg und lerne die deutsche Sprache. Mein Lieblingsmanga spielt auch in Deutschland, er heißt Touma no Shinzou von Moto Hagio. Die Geschichte spielt an einem Gymnasium und gerne wollte ich ähnliches zeichnen! In Deutschland war ich übrigens bereits als Student innerhalb eines dreimonatigen Auslandsaufenthalts. Das war vor etwa zehn Jahren! Nachdem mein aktuelles Werk, Shounen no Zankyou, abgeschlossen wurde, wollte ich Deutschland noch einmal besuchen, um für mein nächstes Werk Energie zu tanken.
MP: Gibt es einen Grund dafür, dass der Großteil Ihrer Protagonisten männlich ist?
Zaki: Jugendliche und Protagonisten sind interessant, weil es weder Kinder noch Erwachsene sind. Die Gefühlsschwankungen der Pubertät sind spannend. Als ich Kind war, fiel es mir schwer nachzuvollziehen, was Jungs denken. Das interessiert mich bis heute!
MP: Wir haben einen Ihrer Oneshots gelesen. Wir fragen uns, wie Sie auf die Idee zu It and Lily kamen. Erzählen Sie uns bitte davon!
Zaki: It und Lily traten bereits in einem anderen Manga auf. Es kam mir danach die Idee, die beiden Charaktere erneut in einem anderen Werk auftreten zu lassen. Ich habe es quasi als Special konzipiert.
MP: Was war Ihre Inspiration Mangaka zu werden?
Zaki: Schon im Kindergarten habe ich für Manga geschwärmt und auch selbst welche gezeichnet. Ich kann mich nicht erinnern, je etwas anderes gemacht zu haben. Ich denke, mir blieb nichts anderes übrig. (lacht)
MP: Mit welchen Themen möchten Sie sich in Ihren zukünftigen Manga beschäftigen?
Zaki: Zum einen, Deutschland! Aber auch Geschlechter ist ein Thema, dass mich interessiert. Sexuelle Identität ist ein Thema, das mich persönlich sehr beschäftigt. Oft habe ich versuch es zu vergessen, aber dann habe ich mir nur noch viel mehr Gedanken gemacht. Zu diesem Thema möchte ich in der Zukunft unbedingt einen Manga schaffen.
MP: Wie lange benötigen Sie durchschnittlich für das Zeichnen eines Manga-Kapitels?
Zaki: Das ist schwierig zu sagen. Wenn ich monatlich veröffentliche habe ich natürlich einen Monat Zeit. In dieser Zeit zeichnete ich durchschnittlich 32 Seiten pro Kapitel. Assistenten habe ich dafür keine!
MP: Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?
Zaki: Mein Traum wäre, dass eine Anime-Adaption zu einem meiner Manga produziert werden würde! Auch im Ausland zu leben, wäre ein Ziel. Darüber denke ich intensiv aufgrund meines Deutschland-Aufenthaltes gerade nach.
MP: Haben Sie einen Lieblings-Charakter aus Ihren eigenen Werken und wenn ja, weshalb?
Zaki: Mit Bezug auf Shounen no Zankyou ist Kagerou zu nennen! Obwohl dieser eigentlich ein Junge ist, erfordert die Tätigkeit der Spionage auch die Tarnung als Frau/Mädchen. Auf Twitter hat das große Aufmerksamkeit erregt! Das bedeutet mir viel.
MP: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Zaki: Ich wache kurz vor Mittag erstmal auf. Zunächst pflege ich eine Kleinigkeit zu essen. Es darf aber nicht zu viel sein, das macht mich schwerfällig und behindert meine Arbeit. Anschließend arbeite ich eine Einheit von zwei Stunden. Nach diesen zwei Stunden, genehmige ich mir eine Pause, bevor ich mit weiteren zwei Stunden Arbeit fortfahre. Diesen Rhythmus setze ich bis zur Müdigkeit fort. Wenn ich müde bin, schlafe ich.
MP: Wie kamen Sie auf die Idee von Dämonen, Werwölfen oder anderen Fabelwesen? Wieso haben Sie deutsche Namen miteinfließen lassen? Insbesondere in Bezug auf It und Lily.
Zaki: (lacht) Die Fabelwesen sind tatsächlich durch Videospiele im westlichen Stil wie zum Beispiel Final Fantasy inspiriert. Die deutschen Namen sind auf meine Aufenthalte in Deutschland zurückzuführen.
MP: Vielen Dank für das Interview, Zaki-sensei. Gibt es zum Abschluss noch etwas, dass Sie den deutschen Fans gerne mitteilen würden?
Zaki: Ich bitte die interessierten Fans, auch die deutschen Verlage auf meine Werke aufmerksam zu machen. Ich möchte, dass auch Fans hierzulande meine Manga lesen können! Ich strenge mich weiter an und möchte in Zukunft mein Deutsch verbessern!