Besprechung zu „Parasite in Love“ – Roman
Im vergangenen November haben wir euch die Roman-Fassung zu Ich habe mein Leben für 10.000 Yen pro Jahr verkauft genauer vorgestellt. Seit Kurzem ist mit Parasite in Love ein weiterer von Autor Sugaru Miaki auf Deutsch erhältlich. Wir haben das Buch komplett gelesen und berichten euch im Folgenden von unseren Eindrücken zu der Veröffentlichung.
Egmont Manga hat den rund 300 Seiten zählenden Titel Anfang Juni gedruckt für 15,00 € und digital für 13,99 € veröffentlicht. Das Softcover-Taschenbuch ist im Großformat und beinhaltet eine von Shion angefertigte Farbseite, die auf mattes Papier gedruckt wurde. Der Buchrücken beziehungsweise dessen Design ist an die anderen Novels, die das Berliner Label zuletzt herausgegeben hat, angepasst.
Inhaltsbeschreibung
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Kengo Kosaka, der in einer kleinen 1ZKB-Wohnung in einem Apartmentkomplex wohnt – alleine. Denn die Gesellschaft von Menschen kann er nur schwer ertragen. Er ist unfähig, eine engere Bindung mit Fremden einzugehen. Selbst seine Anstellung hat er aufgrund dessen gekündigt. Nun lebt er von seinen Ersparnissen und lebt in den Tag hinein.
Einmal in der Woche zwingt er sich dazu, die Wohnung für die nötigsten Einkäufe zu verlassen. Wenn Kengo rausgeht, dann nur mit Einmalhandschuhen und einer chirurgischen Mund- und Nasenbedeckung. Er leidet, wenn man das so nennen kann, unter Mysophobie, einer übersteigerten Sensibilität für Schmutz, Keimen und Viren jeglicher Art.
Jeden Tag duscht Kengo mehrere Stunden, zieht sich einige Male um und putzt seine kleine Wohnung. In der Luft liegt stets ein Geruch von Desinfektionsmittel. Aufgrund eben dieser Umstände ist er von der Welt, der Gesellschaft außerhalb seiner vier Wände, isoliert. Aus einer Idee heraus entwickelt er unter diesen Bedingungen eine Schadsoftware, die sich zur kommenden Weihnachtszeit aktivieren soll.
Damit möchte der aktuell arbeitslose Informatiker die Smartphone-Verbindung einiger Menschen deaktivieren, um sie während der Feiertage von ihren liebsten zu trennen – und so auch ihnen ein Gefühl von innerer Einsamkeit zu vermitteln. Noch bevor die von ihm programmierte Malware zu arbeiten beginnt, wird ein Mann mittleren Alters, der sich als Herr Izumi vorgestellt, auf seine Aktivitäten aufmerksam.
Dieser könnte ihn problemlos an die Strafverfolgungsbehörden ausliefern, doch bietet er ihm einen Deal an: Wenn es ihm gelingt, das Vertrauen der 17-jährigen Sanagi zu gewinnen, wird er ihn nicht anzeigen. Konkret geht es darum, herauszufinden, warum die Teenagerin nicht mehr zur Schule geht. Ohne zu wissen, was genau ihn erwartet, geht Kengo auf Herrn Izumis Vorschlag ein …
In dem Einzelband wird im weiteren Verlauf zunächst die erste Begegnung thematisiert. Schließlich ist es dem studierten Informatiker auch möglich, Kontakt zu der Oberschülerin aufzubauen. Regelmäßig treffen sich die beiden, lernen einander besser kennen. Dabei lernt Kengo schrittweise mehr über die junge Frau – von ihrer seltsamen Vorliebe für parasitäre Lebensformen bis zu dem Grund, weswegen sie draußen überdimensionierte Kopfhörer trägt und sich die Haare gefärbt sowie selbst Ohrlöcher gestochen hat.
Wie der Titel andeutet, ist ein wesentlicher Teil der Geschichte von der Auseinandersetzung mit verschiedenen Parasiten, geprägt. Für Kengo grenzt dieses Interesse Sanagis an Folter – alleine der Begriff lässt ihn anfangs durch die sprichwörtliche Hölle gehen. Mit zunehmendem Handlungsfortschritt muss er jedoch feststellen, dass die Parasitenkunde für die Oberschülerin nicht nur nur ein unterhaltsamer Zeitvertreib ist. Parallel entwickelt sich die Beziehung zwischen den beiden Außenseitern weiter. Als Kengo bereits ein fester Teil von Sanagis Leben ist, beginnt sich der Kern der Erzählung zu offenbaren – mit einer Wendung, die durchaus zu überraschen weiß.
Aufteilung, Storytelling und Stil
Das Buch enthält neben der erklärten Farbseite keine weiteren Illustrationen. Es handelt sich um einen Fließtext, der auf den Prolog sowie neun weitere Kapitel aufgeteilt ist. Nach der Hauptgeschichte ist außerdem ein mehrseitiges Nachwort von Autor Sugaru Miaki sowie ein von der Egmont-Manga-Redaktion zusammengestelltes Glossar abgedruckt.
Für die Schilderung der Geschehnisse ist überwiegend eine auktoriale Erzählperspektive angesetzt, selten ist ein Wechsel in eine personale Sichtweise gegeben. Im Wesentlichen liegt der Fokus dabei auf Protagonist Kengo, erst Richtung Abschluss ist auch mehr Einblick in Sanagis Gedankenwelt geboten.
Besonders gut gefällt, dass die Handlung nicht starr linear verläuft – wiederholt sind verschiedene Plot Twists in den Ablauf eingebunden. Dadurch wird Parasite in Love eine gewisse Dynamik verliehen. Lediglich der Abschluss der Novel scheint etwas überhastet – wie auch bereits bei Ich habe mein Leben für 10.000 Yen pro Jahr verkauft. Zum Ende bleiben daher vereinzelt noch Fragen offen.
Der Schreibstil ist merklich über dem Niveau hierzulande erhältlicher Light Novels, aber dennoch gut verständlich. Zwischenzeitlich sind einige biologische Begriffe Teil der Erzählung. Diese werden im Rahmen der Geschichte grundlegend erläutert. Einige davon sind unter Umständen aus dem Biologie-Leistungskurs bekannt – sie alle verstehen muss man allerdings nicht, um dem Roman folgen zu können. Die im Text eingeflochtenen Erläuterungen sind absolut ausreichend.
Fazit
Mit Parasite in Love legt Autor Sugaru Miaki eine neue Novel im Stil von Ich habe mein Leben für 10.000 Yen pro Jahr verkauft vor. Sowohl hinsichtlich der beiden Hauptfiguren als auch in Bezug auf den Verlauf der Geschichte sind Ähnlichkeiten erkennbar. Fans seines zuvor auf Deutsch veröffentlichten Werks können also leichten Herzens zugreifen. Die Drama- und Romance-Elemente sind diesmal erneut mit einem Hauch Phantastik kombiniert, welche sich in diesem Fall in Richtung Science-Fiction äußert.
Während die Geschichte in ihrem Kern überzeugt und durch verschiedene Überraschungen entzückt, erscheint das Ende zu übereilt. Hinzukommt, dass stellenweise Fragen offenbleiben. Bei einigen Punkten sind zwar Ansätze zu einer empfohlenen Lesart enthalten, es obliegt aber der Leserschaft, diese final zu interpretieren. Wer damit kein Problem hat, ist mit der Novel sicherlich gut beraten.
KOI SURU KISEICHU ©Sugaru Miaki, Yuuki Hotate 2018 by KADOKAWA CORPORATION
Grafik: Egmont Verlagesellschaften mbH
Wie erwähnt, beinhaltet dieser Roman neben der eröffnenden Farbseite keinerlei weitere Illustrationen. Wer eine bebilderte Geschichte bevorzugt, ist womöglich mit der gleichnamigen Manga-Fassung gut beraten. Diese umfasst insgesamt drei Bände und ist bereits vollständig bei dem Berliner Label auf Deutsch erhältlich. Natürlich kann problemlos auch beides – gegebenenfalls parallel – gelesen werden.
Die deutschsprachige Ausgabe ist mit einem Preis von 15,00 € sehr attraktiv – immerhin sind hierbei rund 300 Seiten im Softcover-Großformat geboten. Hinsichtlich der Orthographie und Interpunktion sind uns wirklich kaum Fehler aufgefallen, die redaktionelle Bearbeitung scheint nahezu perfekt. Das ist sehr, sehr erfreulich und verdient definitiv ein Lob an die verantwortlichen Mitarbeiter!
Abschließend bedanken wir uns außerdem bei Egmont Manga für die unverbindliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.