Review zu „I Hear The Sunspot - Limit“, Band 03
Hierzulande startete die Veröffentlichung der I Hear The Sunspot-Reihe im Oktober 2020. Mit dem dritten Band des Limit-Arcs endet der bislang längste Handlungsbogen der Geschichte. Genau dieser Abschlussband ist Thema der folgenden Besprechung.
Carlsen Manga! hat den Band Ende Juni auf Deutsch veröffentlicht. Diesmal wartet der Manga mit einem Gesamtumfang von rund 330 Seiten auf – inklusive einer Hochglanz-Farbseite. Preislich sind 9,99 € für die gedruckte beziehungsweise 6,99 € für die digitale Ausgabe angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Taichi und der schwerhörige Kohei lernten sich an der Universität kennen. Obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten, freundeten sie sich miteinander an. Der aufgedrehte Taichi hat im Austausch für ein selbst gekochtes Mittagessen seinem schwerhörigen Kommilitonen Mitschriften angefertigt. Dadurch hat sich die Beziehung schnell gefestigt – und die Grenzen von Freundschaft allmählich überschritten.
Diese Entwicklung wurde insbesondere für Kohei zu einer zunehmenden Belastung, denn er sorgt sich, dass er Taichi in seinem Leben behindert, wenn er sich weiter mit ihm, einem Menschen mit Handicap, „einlässt“. Dieser denkt darüber gar nicht nach, für ihn sind geradezu selbstverständlich alle Menschen gleich. Aufgrund verschiedener Vorfälle haben sich die Reibereien zwischen den zwei jungen Männern aber immer weiter intensiviert, bis Kohei schließlich um Abstand bat.
Taichi ist diesem Wunsch schweren Herzens nachgekommen – seitdem ist der wechselseitige Kontakt eingefroren. Aus dieser Prämisse heraus entwickeln sich die Geschehnisse nun im dritten und zugleich finalen Band weiter. Natürlich ist dieser Zustand sowohl für Taichi als auch Kohei belastend. Entsprechend entscheiden beide, sich beim jeweils anderen auszusprechen …
Während somit die Gefühle der zwei Protagonisten in diesem Teil der Limit-Trilogie einen besonderen Wert einnehmen, rückt auch Ryu, ein gehörloser Teenager mit einer sehr nüchternen Weltanschauung, weiter in den Handlungsmittelpunkt. Mit diesem Charakter eröffnet Autorin Yuki Fumino stets einen anderen Blick auf die Gesamtsituation, die dadurch auch weiterhin von gesellschaftskritischen Zügen geprägt ist.
Mit dem Abschluss des entsprechenden Handlungsbogens nehmen die Boys-Love-Elemente merklich zu – verbleiben aber auch hier weiterhin sehr zart und unschuldig. Nach dem (vorläufigen) Ende der Hauptgeschichte sind dem Band noch zwei weitere Kapitel beigefügt. Dabei handelt es sich um eine Art Prolog, der die erste Begegnung von Taichi und Kohei schildert, sowie um einen Epilog zu dem aktuellen Stand des Geschehens.
Visualisierung
Erneut weiß der Manga neben der gefühlsbetonten Erzählweise durch den angesetzten Zeichenstil zu gefallen. Den vergleichsweise weichen, aber mitunter auch sehr detaillierten Zeichnungen liegt ein besonderer Charme inne, der die melancholische wie emotionsgeladene Stimmung des Werkes betont und gleichzeitig ein Gefühl von Bodenständigkeit vermittelt. Stimmige wie fein aufeinander abgestimmte Graustufen bereichern das Gesamtbild darüber hinaus positiv.
Insbesondere die feine Linienführung verleiht dem Werk den beschriebenen, bescheidenen und doch expressiven, Charakter. Durch diese findet auch die Mimik der Figuren besondere Zuwendung – die jeweilige Gefühlslage spiegelt sich ungefiltert in den verschiedenen Gesichtern wieder. Insbesondere auf Protagonist Taichi, eine wahre Sonnenschein-Persönlichkeit, trifft dies zu.
An dieser Stelle hat der Hamburger Herausgeber eine kostenlose Preview zum ersten Band von I Hear The Sunspot - Limit hinterlegt. Alternativ ist es möglich, im Handel vor Ort einmal durchzublättern, da die einzelnen Bände nicht eingeschweißt sind. Der Titel wird seitens des Verlags ab 15 Jahren empfohlen.
Fazit
Mit dem dritten Band wird der Limit-Part der weiter wachsenden I Hear The Sunspot-Reihe gelungen vollendet. Taichi und Kohei erhalten Gelegenheit, sich endlich miteinander auszusprechen und ihre noch junge Beziehung auf eine neue Stufe zu heben. Wer eine langsame Liebesgeschichte mit verschiedenen Drama-Aspekten und gesellschaftskritischen Elementen sucht, ist mit dem Franchise sehr gut beraten. Erotik sollte unterdessen nicht erwartet werden, diese wäre auch nicht dem Tenor der erklärten Geschichte dienlich.
Die Bebilderung durch Mangaka Yuki Fumino ist auf der einen Seite durchaus als kräftig im Ausdruck zu charakterisieren, aber auf der anderen Seite zugleich auch als angenehm zurückhaltend zu beschreiben. Sie lässt dem zugrundeliegenden Inhalt ausreichend Raum zur freien Entfaltung und drängt sich den Sinnen der Leserschaft nicht auf. Jene Zeichnungen begleiten den Manga in seiner Erzählung wunderbar, aber ohne diese dabei zu dominieren.
In Japan läuft mit Hidamari ga Kikoeru: Shunkashuutou seit Dezember 2020 ein Sequel zu der nun abgeschlossenen Trilogie. Ob dieses ebenfalls auf Deutsch erscheint, verbleibt abzuwarten. In der jüngsten Vergangenheit, Mitte Juni, hatten wir zudem Gelegenheit, die Künstlerin hinter der Reihe zu interviewen. Ihre Antworten auf unsere Fragen können hier ungekürzt nachgelesen werden.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die unverbindliche Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.