Unsere Eindrücke zu Waka Hirakos „My Broken Mariko“
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Am 10. September war der internationale Welttag der Suizidprävention. In diesem Monat ist passend dazu Waka Hirakos My Broken Mariko auf Deutsch erschienen.
Egmont Manga hat den Titel Anfang des Monats als großformatige Klappenbroschur herausgegeben. Die Buchaußenseite ist großzügig mit einem reflektierenden Spotlack veredelt. Die rund 190 Seiten Gesamtinhalt sind auf etwas dickeres, weißes wie glattes Papier gefasst. Dadurch ist ein einwandfreier Druck gegeben, insbesondere die Schwarzflächen sind hierbei sehr deckend.
Der ersten Auflage liegt ein limitierter Print bei, dieser misst in etwa 14 auf 20 Zentimeter und ist doppelseitig bedruckt. Für jedes verkaufte Exemplar spenden die Egmont Verlagsgesellschaften 50 Cent an die Suizidprävention; konkret geht der Betrag an den Freunde fürs Leben e.V. – deren offizielle Webseite umfangreich rund um das Thema Suizid informiert.
Inhaltsbeschreibung
Im Alter von nur 26 Jahren nimmt sich die junge Mariko das Leben. Erst durch die Fernsehnachrichten erfährt ihre Bekannte, eine etwa gleichaltrige Frau namens Shiino, von dem Vorfall. Zunächst kann sie das Geschehene nicht glauben, doch muss schnell erkennen, dass es sich hier auch nicht um eine Verwechslung handelt – Mariko ist unwiederbringlich fort. Sie ist tot.
Shiino erinnert sich aufgrund der Vorkommnisse nochmal an die gemeinsame Jugendzeit, Mariko wurde von ihrem Vater geschlagen und als Minderjährige sexuell misshandelt. Schon zu dieser Zeit hatte sie ausgeprägte Suizidgedanken, sie verletzte sich selbst mit einem Teppichschneider und sprach offen über ihren eigenen Tod – diese Erinnerungen sind es nun, die Shiino plagen.
Aus Verzweiflung darüber, dass sie nun im Prinzip nichts mehr für Mariko tun kann, beschließt sie, zumindest ihre sterblichen Überreste aus den Fängen des gewalttätigen Vaters und Alkoholikers zu holen. Ihr Plan gelingt. Gemeinsam mit der Asche Marikos reist Shiino Richtung Meer und erinnert sich auf ihrer Reise immer wieder an die gemeinsame Zeit, die nun nie wiederkommen wird, zurück.
Marikos Briefe verleihen der Verstorbenen neben den erklärten Erinnerungen eine Stimme, darüber hinaus steht aber Shiino im Mittelpunkt der Erzählung. Sie steht stellvertretend für alle, die Suizidgefährdeten zusehen, sich in ihrem (unmittelbaren) Umkreis befinden – aber die Anzeichen nicht zu deuten wissen, sie nicht ernst nehmen oder schlichtweg nicht wissen, wie zu reagieren ist.
Für Shiino bleibt die Trauer und der Wunsch nach einem anderen Ausgang. Dass der eigene Tod als Reaktion auf die Selbsttötung keine vernünftige Bewältigung ist, ist ebenfalls Thema der vorliegenden Geschichte. Die Leserschaft begleitet den kurzen Ausflug über vier Kapitel hinweg, dem Band hängt zudem ein kurzer Epilog sowie ein redaktionelles Nachwort an.
Neben My Broken Mariko beinhaltet der Einzelband auch die Kurzgeschichte Yiska. Dabei handelt es sich um einen Oneshot im Western-Setting, mit dem Mangaka Waka Hirako im September 2018 auf der ComicWalker-Webseite der KADOKAWA CORPORATION ihr Debüt feierte. Das Kapitel beschäftigt sich nicht mit Depressionen und deren Folgen, ist inhaltlich aber ebenfalls im Drama-Segment zu verorten.
Visualisierung
Die beschriebene Geschichte ist mit einem etwas kantigen Stil in Szene gesetzt, dieser überspitzt stellenweise die Geschehnisse – lockert dadurch die Grundstimmung etwas auf, verharmlost die durch und durch ernsten Kernthematiken aber mitnichten. Letzteres ist daran erkennbar, dass bestimmte Schlüsselszenen eben nicht überzogen abgebildet werden.
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Egmont Manga stellt hier eine kostenlose Leseprobe bereit. Diese vermittelt einen ersten Eindruck von der zu erwartenden Bebilderung der Geschichte. In diesem Zusammenhang ist aber unbedingt drauf hinzuweisen, dass bereits diese kurze Preview häusliche Gewalt zeigt und die Selbsttötung Marikos thematisiert – eine entsprechende Trigger-Warnung möchten wir an dieser Stelle daher nicht auslassen.
Fazit
Mit My Broken Mariko wird, das sei angemerkt, keine gesamtheitliche Abhandlung über Suizid vorgelegt. Viel eher geht es Mangaka Waka Hirako darum, Aufmerksamkeit für das scheinbare Tabuthema zu generieren und Bewusstsein für die Ernsthaftigkeit der Problematik zu schaffen. Dies gelingt im Wesentlichen, wenngleich der Einzelband nur sehr limitierte Möglichkeiten dahingehend hat.
Das Werk ist in seinen Grundzügen interessant, die Perspektive aus Sicht einer Bekannten wurde im Medium Manga bislang nur sehr bedingt dargestellt. Diese Lücke wird mit dem vorliegenden Titel gefüllt. Dabei gefällt insbesondere, wie die Briefe Marikos in das Geschehen eingebunden sind. Rückblenden ergänzen die Erzählstruktur darüber hinaus effektiv.
Insgesamt ist das Ganze aber etwas zu kurz und dadurch ein wenig zu oberflächlich. Gleichzeitig birgt dies den Vorteil, das zart besaitete Leser:innen mit keinen tiefgreifenden und damit potenziell sehr belastenden Schilderungen konfrontiert werden. Das Pro und Kontra ist hier jeweils individuell abzuwägen, die Art der Darstellung ist in jedem Fall weniger drastisch als beispielsweise in Reiko Momochis Confidential Confessions.
Für die 12,00 € wird der deutschsprachigen Leserschaft nicht nur eine qualitative Produktion entgegengebracht, sondern auch das Angebot, selbst zur Unterstützung der Suizidprävention beizutragen. Wie eingangs erwähnt, spendet der Berliner Herausgeber für jedes verkaufte Exemplar 50 Cent an Freunde fürs Leben, einen eingetragenen Verein, der sich der Aufklärungs- und Beratungsarbeit in Bezug auf die noch immer gesellschaftlich gebrandmarkte Materie verschrieben hat.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars.