Nach zehn Jahren auf Deutsch: „STARLIKE WORDS“ von Junko
Dass die hierzulande sehr bekannte Autorin und Zeichnerin Junko bereits lange Zeit als professionelle Mangaka arbeitet, zeigt der im Folgenden vorgestellte Einzelband. So erschien dieser in Japan bereits im Jahre 2010. Seit Anfang September ist das Boys-Love-Werk mit dem Titel STARLIKE WORDS auch auf Deutsch erhältlich – bei KAZÉ Manga. Nachfolgend berichten wir über unseren Gesamteindruck.
Wie eingangs erwähnt, ist der Titel zu Beginn des aktuellen Monats hierzulande erschienen. Zuvor war das Werk in Europa lediglich auf Französisch und Polnisch zu erwerben. Dank der Veröffentlichung durch KAZÉ Manga ist auch dieser Geschichte Junkos eine größere Leserschaft garantiert. Der im Handel eingeschweißte Einzelband wartet zudem mit einer einseitig bedruckten Hochglanz-Farbseite auf.
Handlung
Der Manga unterteilt sich in zwei Geschichten. Die Hauptgeschichte dominiert hierbei mit einem Umfang von insgesamt fünf Kapiteln. Protagonist Subaru ist ein vitaler junger Schüler, der seine Jugend in voller Blüte genießt. Er treibt sich gerne mit den hübschen Jungs seiner Oberschule rum. Auch für ein Techtelmechtel im Raum der Kunst-AG ist er zu begeistern. Trotz dessen verläuft sein Leben nicht zufriedenstellend.
Auch wenn ihm die Mitschüler zu Füßen liegen, für seine körperliche Befriedigung stets zur Verfügung stehen und ihm ihre Liebe gestehen, es erfüllt ihn innerlich einfach nicht. Subaru sehnt sich nach der großen Liebe, die er bisher noch nicht fand. Als er jedoch eines Tages bei einem spontanen Stelldichein in erwähnter Räumlichkeit einem Bild gegenübertritt, nimmt ihn dieses im ersten Moment gänzlich ein.
Er erkennt in der dargestellten Kunst etwas ganz Besonderes. Bevor ihm Zeit bleibt, seine Gefühle vollständig zu eruieren, betritt Nagayama, der Schöpfer der Malerei, den Raum. Der von dem Werk faszinierte Subaru steht dabei weiterhin ohne Hosen bekleidet im Zimmer – völlig unberührt. Zu groß ist seine Begeisterung für das auf Leinwand gebrachte Stück. Er ist sich sicher: Das ist Liebe auf den ersten Blick.
STARLIKE WORDS © JUNKO 2011 by KAIOHSHA
Während Subaru jedoch ein offenherziger Sonnenschein ist, entpuppt sich Nagayama als eine Kühlschrank-Persönlichkeit. Weder das Kommunizieren noch zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen scheint eine Stärke von dem in der Kunst begabten Schüler zu sein. Seine Passion gilt einzig und allein der Malerei. Doch möchte Subaru so schnell nicht das Handtuch werfen und beschließt, zum ersten Mal aktiv auf Männerfang zu gehen. Dabei wird er mit den einhergehenden Schwierigkeiten konfrontiert. Doch scheint seine Verführungskunst langsam, aber sicher zu fruchten …
Das sechste und zugleich finale Kapitel beinhaltet eine gänzlich neue Geschichte aus der Feder von Junko. Der in sich abgeschlossene Oneshot erzählt von zwei jungen Männern, die gerne das Pärchen-Angebot eines Cafés in Anspruch nehmen möchten. In Wahrheit spielen Shinonome und Kuratani allerdings nur die Beziehung. Doch haben sie die Rechnung ohne den Manager des besuchten Ladens gemacht, der die Liebe der beiden Studenten bewiesen sehen möchte.
Zu diesem Zwecke scheint nur ein Weg geeignet … und möglicherweise führt dieser zu ungeahnten Enthüllungen …
Obwohl die vorgestellten Geschichten zugegebenermaßen sehr stereotypisch in der grundlegenden Handlung erscheinen, weiß Autorin Junko dies durch ihre einzigartige Erzählweise zu kompensieren. In der Storytelling-Kategorie berichten wir über unsere Eindrücke diesbezüglich.
Zeichenstil
Wenngleich der Einzelband wie im Titel dieses Beitrags erwähnt bereits zehn Jahre auf dem sprichwörtlichen Buckel hat, sieht man dies der Bebilderung bestimmt nicht an. Eine klare Strichführung, seichte Kontraste und androgyne Charakterdesigns beherrschen die Illustrationen des Mangas. Die treue Leserschaft Junkos dürfte mit dieser einzigarten Optik ihrer Werke bereits bestens vertraut sein.
Leider sind nur selten Hintergründe enthalten. Beim Lesen fällt dies jedoch nur geringfügig auf, da der Fokus der Geschichte klar auf der Handlung und deren humoristische Erzählweise liegt. Lediglich ein erneutes Durchblättern zeigt auf, dass der Manga im Allgemeinen relativ minimalistisch hinsichtlich der Zeichnungen gehalten ist. Allerdings – und das ist an dieser Stelle ausdrücklich zu betonen – herrscht kein Gefühl der Leere. Vielmehr könnte dies als offene Atmosphäre mit Raum für eigene Vorstellungen interpretiert werden.
KAZÉ Manga empfiehlt den Manga ab 16 Jahren. Dies deckt sich mit der Darstellung der sexuell konnotierten Szenen. Zwar sind diese vergleichsweise reichlich enthalten, doch in der Präsentation deutlich zensiert. Primäre Geschlechtsorgane sind für die Leserschaft unsichtbar. Erneut ist Fantasie gefragt. Dafür ist das Werk jedoch als relativ einsteigerfreundlich einzustufen. Explizite Erotik braucht STARLIKE WORDS glücklicherweise nicht.
Storytelling
Hinsichtlich der Erzählweise wissen die Titel der bereits benannten Mangaka wohl am meisten zu brillieren. So scheint Junko ein besonderes Talent zu besitzen, handlungstechnisch sinnvolle Aspekte mit Comedy-Elementen zu einer stimmigen Symbiose zu verbinden. Zugleich ist hinsichtlich des perspektivischen Ausdrucks das Folgende aufgefallen.
Der Fokus der Geschichte liegt auf Subaru, der pflegt, seine Gedanken stets offen zu äußern. Entsprechend kann sich die Leserschaft ein breites Bild von der Figur bilden. Dessen Angebeteter namens Nagayama jedoch ist von verschlossenem Charakter. Folglich ergibt sich daraus nur ein äußert limitierter Einblick in das Geschehen. Narrativ sei dies durchaus als geschickter Kniff zu würdigen.
STARLIKE WORDS © JUNKO 2011 by KAIOSHA
Außerdem bleibt zu erwähnen, dass die titelgebende Story in zwei Abschnitte unterteilt ist. Drei der fünf zusammengehörigen Kapitel bilden das Fundament. Durch die zwei verbleibenden Episoden wird dieses weiterführend aufgebaut. Zeitlich ist der verbleibende Inhalt ein Quartal später nach jenen, grundlegenden Ereignissen angesiedelt. Der Oneshot agiert innerhalb seiner limitierten Verhältnisse bestmöglich.
Fazit
Ein frühes, aber sicherlich nicht zu vernachlässigendes Werk aus der Feder von Junko. Zwar sollte die Leserschaft keinen mit Konbini-kun vergleichbaren Einzelband erwarten, doch darf sich auf jeden Fall über einen mehr als lesenswerten Manga gefreut werden. Dabei besticht die Künstlerin nicht nur durch ihren gewohnten Zeichenstil, sondern auch durch ein hohes Maß an Humor. Das daraus resultierende Lesevergnügen ist allen Fans von lockeren Boys-Love-Geschichten zu empfehlen.
Inhaltlich ist anzuraten, die Erzählungen nur geringfügig ernst, sondern tendenziell unterhaltend aufzufassen. Sexualität wie Moral werden wenig hinterfragt. Trotz einiger herzerwärmender Szenen, bleibt auch ein wenig Raum für Drama und Erotik. Letztere bleibt allerdings zensiert und somit der eigenen Fantasie überlassen. Mittels der kostenfreien Leseprobe kannst du hier selbst in den Manga hineinschnuppern.
Final bedankt sich unsere Redaktion herzlich bei KAZÉ Manga für die freundliche Bereitstellung einer Belegkopie: Arigatou!