Ersteindruck zu Hirohiko Arakis „JoJo’s Bizarre Adventure - Part 1: Phantom Blood“
Die Begeisterung der Jojo's Bizarre Adventure-Fans war groß, als wir im vergangenen Jahr exklusiv ankündigen durften, dass der der bekannten Anime-Adaption zugrunde liegende Manga von Hirohiko Araki auf Deutsch erscheinen wird. Nachdem hierzulande sogar schon zwei der insgesamt drei Sammelbände des ersten Parts – Phantom Blood – erschienen sind, legen wir nun unseren Ersteindruck zu der Reihe vor.
Der erste Band wurde offiziell am 05. August veröffentlicht, wenige Tage zuvor wurde zudem die mittlerweile längst ausverkaufte Limited Edition mit Schutzumschlag in den Comicfachhandel gebracht. Aufgrund der überraschend hohen Nachfrage wurde die reguläre Ausgabe bereits nachgedruckt. Auch die zweite Auflage enthält erfreulicherweise aber noch die einleitende Hochglanz-Farbseite.
Manga Cult gibt alle drei Bände von JoJo’s Bizarre Adventure – Part 1: Phantom Blood zu einem Preis von je 12,00 € heraus – selbstverständlich in dem gewohnten Großformat des Ludwigsburger Labels. Der im Folgenden im Mittelpunkt stehende erste Softcover-Band weist einen Gesamtumfang von rund 310 Seiten auf. Eine E-Book-Fassung ist zurzeit nicht in Sicht.
Inhaltsbeschreibung
Vom 12. bis zum 16. Jahrhundert waren in einem bestimmten Gebiet in Zentral-Mexiko grausame Tötungsrituale und Kannibalismus an der Tagesordnung – eine mysteriöse Steinmaske hat diese Zeit, die aus unbekannten Gründen plötzlich zu Ende ging, bis ins Heute der Geschichte, das Jahr 1868, überdauert. Nach archäologischen Ausgrabungen hat es das Relikt schließlich in den Besitz der Joestar-Familie geschafft – und auch dieser kein Glück gebracht.
In einer stürmischen Nacht kommt es zu einem Unfall. Ein Kutscher und die Frau im Inneren des Gefährts kommen dabei ums Leben, der überaus wohlhabende Lord und sein Sohn, ein Baby, überleben knapp. Brando, ein verarmter, aber auch niederträchtiger Mann und seine Frau bestehlen die Verunglückten im Glauben, dass diese ohnehin bereits tot seien.
Als sich das Familienoberhaupt wider Erwarten regte, hielt dieser den Dieb fälschlicherweise für seinen Retter. Seitdem ist der gut situierte Mann davon überzeugt, in der Schuld seines vermeintlichen Helfers zu stehen. Kurz vor seinem Ableben kommt der gesundheitlich stark angeschlagene Brando auf diese wahrlich schicksalsentscheidende Begegnung zurück und bittet noch per Brief inständig um die Aufnahme und schulische Ausbildung seines Sohnes Dio.
Der ehrenwerte George Joestar kommt dem Wunsch selbstverständlich nach und heißt den jungen Dio in seinem großen Anwesen herzlich willkommen. In der prunkvollen Villa lebt mit Jonathan Joestar, genannt: Jojo, auch der leibliche Sohn der gut betuchten Familie. Er ist in etwa genauso alt wie Dio und bislang der einzige Erbe des immensen Vermögens, das der Lord nach seinem Tod einmal hinterlassen wird – und genau auf dieses hat es der neue Adoptiv-Sohn abgesehen.
Denn Dio ist mitnichten ein unschuldiger Jugendlicher, der kein Wässerchen trüben könnte, sondern fest entschlossen, der reichste Mann der Welt zu werden. Dafür ist er bereit, alles – wirklich alles – zu tun. Sein Wesen scheint bis in die letzte Faser seines durchtrainierten Körpers, der Jojo in Sachen Muskelkraft zunächst deutlich überlegen ist, verdorben. Schon bald muss das auch der junge Jonathan erkennen und ist gezwungen, zu reagieren…
Im ersten Sammelband der Geschichte wird der Mythos rund um die nach Blut düsternde Steinmaske angeschnitten, parallel entwickelt sich die Rivalität zwischen den beiden jungen Männern, Jonathan Joestar und Dio Brando, über Jahre hinweg. Mit Voranschreiten der Handlung laufen die beiden Stränge zunehmend ineinander über und verbinden in diesem Sinne Fighting-Shounen mit übernatürlichen Mystery-Elementen.
Visualisierung
Die Serialisierung von JoJo’s Bizarre Adventure startete im Dezember 1986 in Shueishas Weekly Shounen Jump-Magazin – und genau das spiegelt sich in dem Zeichenstil von Mangaka Hirohiko Araki – glücklicherweise – wieder. Die muskulösen Figuren und das etwas kantige Charakterdesign sind ganz markante Merkmale für diesen Entstehungszeitraum. Fans ist diese Optik beispielsweise von Werken wie Fist of the North Star bekannt.
Im Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Publikationen sind hier noch viele – und auch kleinere – Flächen, darunter unter anderem auch die Falten der Kleidung, getuscht – dadurch ist das Ganze etwas dunkler und auch etwas schroffer im Ausdruck. Die analoge Linienführung trägt ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Zahlreiche Speedlines und Soundwords prägen die actionreiche Bebilderung darüber hinaus imposant.
Auf der eigenen Webseite stellt das Ludwigsburger Label hier einige Seiten aus dem Prolog zur kostenfreien Ansicht bereit. Für weitere Einblicke in das Buchinnere empfehlen wir, einfach mal vorsichtig im Handel vor Ort rein- oder durchzublättern. Da der Manga nicht eingeschweißt ist, sollte das in der Regel unkompliziert möglich sein.
Fazit
Innerhalb des vorangestellten Prologs werden die beiden Haupthandlungsstränge – die mysteriöse Steinmaske und die Begegnung von Brando und George Joestar – von Beginn an aufgezeigt. Im weiteren Verlauf, in dessen Mittelpunkt dann die aufkeimende Rivalität und die sich entwickelnde Feindschaft zwischen den beiden Söhne Jonathan und Dio steht, sind mehrere Zeitsprünge genutzt, die die Geschichte zügig vorantreiben. Die Abfolge der Geschehnisse ist durchaus actionreich arrangiert, aber wirkt nicht gehetzt.
Mangaka Hirohiko Araki bettet das Werk in einen unverkennbaren Zeichenstil, der nicht nur überraschend gut zum Setting des 19. Jahrhunderts passt, sondern auch einen gewissen Zeitgeist erweckt – wer eine mit Fist of the North Star vergleichbare Darstellung schätzt, ist bei der vorliegenden Reihe goldrichtig. Bis heute ist die hier besprochene Visualisierung hochgeschätzt – und das zu Recht, wie wir meinen.
Die Geschichte des Jojo's Bizarre Adventure-Universums mag mit ihren bislang acht Parts zunächst sehr komplex erscheinen – der Auftakt verhilft aber, und das haben wir im Selbstversuch getestet, auch Neueinsteigern ohne Weiteres in die Reihe. Es werden zum Verständnis keinerlei Vorkenntnisse durch den Anime benötigt – keine Sorge.
Selbstverständlich bleiben nach dem Lesen noch Fragen offen, aber das ist auch entsprechend intendiert. Unser Apell lautet daher: Keine Scheu zeigen und wirklich einfach mal das Reinlesen probieren. Es lohnt sich, unserer Meinung nach, wirklich – und das, obwohl der erste Teil innerhalb der Jojo-Fangemeinschaft nicht unbedingt der beliebteste Abschnitt der Reihe zu sein scheint.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.