Review zu Honoji Tokitas „Your Love Is Mine“
Mitte November haben wir uns Just Because I Love you, das Deutschland-Debüt von Mangaka Honoji Tokita, genauer angeschaut. Mit Your Love Is Mine ist vor Kurzem ein weiterer Boys-Love-Einzelband der japanischen Zeichnerin auf Deutsch erschienen. Unsere Eindrücke zu dem neuen Manga fassen wir im Folgenden zusammen.
Spätestens seit dem 30. November ist Your Love Is Mine hierzulande überall im Handel erhältlich. In dem fast 180 Seiten starken Gesamtumfang sind mehrere Hochglanz-Farbseiten enthalten. Neben einem Motiv, das die beiden Protagonisten zeigt, sind auch einige Seiten, die in das Omegaverse-Setting einführen, in Farbe gehalten. Die Print-Fassung kostet 8,00 €, die E-Book-Ausgabe ist mit 6,99 € etwas günstiger.
Hayabusa hat der Erstauflage eine limitierte SNS-Card beigelegt. Gleichzeitig ist diese gesamte Auflage aber von einem Druckfehler betroffen: Seite 34 ist weiß, also fälschlicherweise überhaupt nicht bedruckt. Wir haben bereits an dieser Stelle über die entsprechenden Umstände berichtet. Mittlerweile steht die fehlende Seite hier zum Download bereit. Es ist auf jeden Fall davon auszugehen, dass der Fehler bei einem Nachdruck korrigiert wird.
Inhaltsbeschreibung
Die Geschichte basiert auf einem Omegaverse-Setting. Menschen werden in dieser Welt also nicht nur in männlich und weiblich, sondern zusätzlich auch in Alphas, Betas und Omegas unterteilt. Letztere stehen dabei im Ruf, charakterschwach zu sein und jedem Alpha geradezu blindlings hinterherzulaufen, wenn sie in die sogenannte Hitze, eine Art Brunftzeit, geraten. Von der Gesellschaft werden sie im Allgemeinen daher als weniger wert betrachtet – im Gegensatz zu den Alphas, die als stark und edel gelten und in der Regel eine strahlende Zukunft vor sich haben. Nicht selten kommen Alphas aus prestigereichen Familien.
Im Mittelpunkt von Your Love Is Mine stehen die Kapitäne des Judo- und Karate-Klubs. Beide möchten mit ihrer Mannschaft so oft wie möglich in der Sporthalle trainieren. Immer wieder kommt es wegen der Belegung zu Streitereien. Ishio und Mochizuki sind, wenn es um den Kampfsport und ihre jeweiligen Mannschaften geht, absolute Sturköpfe. Keiner der beiden möchte dem anderen nachgeben.
Wenig überraschend wird aus den beiden Rivalen allerdings schnell mehr. Als mit Shizuka die Alpha-Verlobte von Alpha Ishio auf den Plan tritt und beginnt, sich für den Omega Mochizuki zu interessieren, werden sich die zwei Oberschüler überhaupt erst ihrer Gefühle bewusst. Dem jungen Glück steht die einflussreiche Alpha-Frau aber im Weg …
Visualisierung
Die Bebilderung ist in ihrer Qualität zweckdienlich. Der Zeichenstil selbst ist aber – wie schon zu Just Because I Love you angemerkt – ohne herausstechende Wiedererkennungsmerkmale, stellenweise ist der Seitenaufbau leider etwas unaufgeräumt. Es bedarf deswegen mitunter auch mal eines weiteren – oder zumindest eines konzentrierteren – Blickes, um den Geschehnissen vollumfänglich folgen zu können.
Dünne Striche formen die einzelnen Bildelemente im Vordergrund. Für die weitere Gestaltung wurde vor allem auf verschiedene Rasterfolien zurückgegriffen. Im Gegensatz zu Just Because I Love you fallen die Sex-Szenen hier aber deutlich weniger explizit aus, die primären Geschlechtsorgane sind nicht oder nur ganz rudimentär zu erkennen. Auch in der Menge sind die entsprechenden Passagen etwas weniger.
Um selbst einmal in den Manga hineinzulesen, stellt der Hamburger Herausgeber neben der oben verlinkten einzelnen Seite zum Download an dieser Stelle eine kostenlose Leseprobe zur Ansicht bereit. Diese umfasst den Anfang des ersten Kapitels sowie die erwähnten Farbseiten. Aufgrund der mit der Erotik verbundenen Altersempfehlung und des in der Erstauflage enthaltenen Extras ist es in der Regel nicht möglich, im Handel vor Ort in das eingeschweißte Taschenbuch reinzublättern.
Fazit
Obwohl Your Love Is Mine handlungstechnisch klar nach dem typischen Boys-Love-Muster verläuft, heben sich die beiden Hauptfiguren bis zu einem bestimmten Grad durchaus von dem gewohnten Standard ab. Hier ist es nämlich überraschenderweise mal der Omega, der die Initiative ergreift und dem etwas unsicheren, schüchternen Alpha mit gewissen Erwartungen begegnet.
Die anfängliche Rivalität zwischen den beiden Jugendlichen wandelt sich im Verlauf der Geschichte schnell in wechselseitige Zuneigung. Durch die hohe Erzählgeschwindigkeit werden die zwei bereits im ersten Kapitel zusammengeführt – leider nur, um im Anschluss eine Art Eifersuchtsdrama mit der Alpha-Frau einzuführen. Feel-Good-Momente kommen dadurch, wenn überhaupt, erst wieder zum Ende der Geschichte auf, die schließlich in einem Bonus-Epilog mündet.
Inhaltstechnisch konnte uns der Einzelband daher auch nur bedingt begeistern. Vieles verbleibt zu vage oder wird zu rasch abgehandelt. Das gilt beispielsweise für den Neid, den Ishios Verlobte empfindet. Obwohl beide als privilegierte Alphas aufgewachsen sind, haben sie sich charakterlich völlig unterschiedlich entwickelt. Der daraus entstandene Konflikt ist per se nicht uninteressant, aber innerhalb der Handlung ist dafür bedauerlicherweise nicht genügend Raum gegeben.
Auch der eingangs beschriebene Druckfehler der deutschsprachigen Ausgabe drückt natürlich auf die Stimmung. Wer an dem Titel interessiert ist, ist unserer Meinung nach am besten damit beraten, auf einen Nachdruck zu warten. Die jeweilige Auflage ist auf der Rückseite des Mangas, direkt unter der Preisangabe, vermerkt.
Im gleichen Zug ist somit aber wohl auf das limitierte Erstauflagen-Extra, die SNS-Karte, zu verzichten. Dass der Herausgeber gegebenenfalls aus Kulanz auch der Nachproduktion die SNS-Karte noch einmal beilegen wird, ist bislang zumindest nicht bekannt – zu hoffen wäre es aber. Wer mit der einen Seite zum Download leben kann, muss natürlich – bei Interesse – nicht auf die noch regulär erhältliche Erstauflage verzichten.
Abschließend bedanken wir uns bei dem Team um Hayabusa für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.