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Über Jiro Taniguchis „Ihr Name war Tomoji“


Mittwoch, 29. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Über Jiro Taniguchis „Ihr Name war Tomoji“
© Jiro Taniguchi, Miwako Ogihara, 2014

Der im Februar 2017 verstorbene Jiro Taniguchi hat eine Reihe wahrlich herausstechender Werke hinterlassen. Bereits seit vielen Jahren erscheinen seine Arbeiten hierzulande bei Schreiber & Leser und im Carlsen Verlag. Letzterer hat unter anderem auch Ihr Name war Tomoji auf Deutsch veröffentlicht. Uns ist aufgefallen, dass der Titel bislang nicht nachgedruckt wurde, also nur wenig Beachtung fand, und haben uns daher entschieden, dem Manga einen eigenen Artikel zu widmen.

Bei dem Hamburger Herausgeber ist der Einzelband bereits im April 2016 erschienen – im Graphic-Novel-Segment, entsprechend ist die vorliegende Ausgabe gespiegelt. Die Veröffentlichung ist als großformatige Klappenbroschur gefasst, in dem etwa 180 Seiten starken Gesamtumfang sind mehrere Farbseiten enthalten. Ihr Name war Tomoji ist bislang ausschließlich in Print erschienen, als Preis sind 16,90 € angesetzt.

Über Ihr Name war Tomoji

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Kindheit der titelgebenden Tomoji Uchida. Taniguchi zeichnet – und das wortwörtlich – die ersten Lebensjahre des 1912 geborenen Mädchens in seiner eigenen Manier nach. Er stützt seine Erzählung dabei nur grob auf historische Fakten, vielmehr reichert er Dramatisierung aber mit Fiktion an. Es ist ihm, wie er selbst betont, wichtig, eine „funktionierende Geschichte“ zu schaffen.

Es beginnt mit Tomojis Geburt, sie wird in ein bäuerliches Umfeld auf dem Land geboren. Bereits früh ist die Arbeit auf dem Feld ein großer Teil ihres Lebens, später besucht sie die allgemeine Grundschule – und aufgrund ihrer herausragenden Leistungen hängt sie als einziges Mädchen noch die erweiterte Grundschule an. Während sich Tomoji weiterbildet, kümmern sich vor allem ihr älterer Bruder und ihre Großmutter Kin um den Familienbetrieb.

Doch das Leben der heranwachsenden Frau ist keineswegs sorgenlos. Im Kindesalter verstirbt ihr Vater an einer Blinddarmentzündung, ihre Mutter flüchtet daraufhin in ihr Elternhaus. Darunter leidet vor allem Tomojis jüngere Schwester, die Kleinste der nun elternlosen Familie. Und auch Großmutter Kin, die eine ausgeprägte Ader für Spirituelles hat, ist zu dieser Zeit bereits merklich angejahrt.

© Jiro Taniguchi, Miwako Ogihara, 2014

Der Manga zeigt unter Verwendung mehrerer Zeitsprünge das Auf- beziehungsweise Heranwachsen von Tomoji, den Übergang von Kind- zu Frausein. Parallel schwingt dabei immer das Wissen, dass sie einmal den etwas älteren Fumiaki Ito heiraten wird, mit. Dieser wurde später nicht nur der Vater ihrer fünf Kinder, sondern gilt auch als Mitbegründer der Shinnyo-En, einer neu-buddhistischen Religionsgemeinschaft, die 2019 rund 940.000 Anhänger hatte.

Jiro Taniguchi hat nur äußerst selten eine weibliche Hauptfigur in den Vordergrund gestellt, dieses Werk ist neben Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß wohl die Ausnahme. Selbiges gilt für das Thema Liebe, das – passend zum zugrundeliegenden Setting – aber nur sehr subtil, der Ziemlichkeit des 20. Jahrhunderts entsprechend, behandelt wird.

Trotz der zahlreichen Schicksalsschläge liegt der Erzählung eine gewisse Ruhe inne, dieser Eindruck wird vor allem durch den Zeichenstil von Jiro Taniguchi erweckt. Der Fokus liegt auf der Abbildung der Natur, große Berge und verschiedenartige Pflanzengewächse bildete der Künstler nicht selten fotorealistisch ab. So auch in Ihr Name war Tomoji.

Wie zuvor erwähnt, beinhaltet die deutschsprachige Fassung zahlreiche Farbseiten. Diese leiten jeweils die insgesamt sechs Kapitel ein, stellenweise wurde zudem mit einem Sepia-Effekt gearbeitet. Grüne Farbakzente begleiten darüber hinaus die Zusatzinhalte, die dem Manga anhängen – ein Informationstext zur historischen Figur der Tomoji Uchida sowie ein Interview mit Mangaka Jiro Taniguchi, das aus dem Französischen übersetzt wurde. Dieses wurde ursprünglich im August 2014 von Thomas Hantson in Tokyo geführt.

Über Jiro Taniguchi (1947–2017)

Jiro Taniguchi wurde 1947 in Tottori, Japan, geboren und gilt heute weltweit als einer der renommiertesten Mangazeichner. Seine Karriere als Zeichner startete er 1972 mit dem Manga »Kareta Heya«. Ab 1974 entstanden unter der Mitarbeit des Journalisten Natsuo Sekikawa Kriminalstorys, zu Beginn der 1980er Jahre schuf er mit Szenarist Carib Marley mehrere Boxergeschichten. An der Serie »Botchan no Jidai Kara« (dt. etwa »In der Zeit von Botchan«), einem Werk über das intellektuelle Leben in Japan gegen Ende des 19. Jahrhunderts, arbeitete der Zeichner ab 1986 und wurde mit Erscheinen des fünften Bandes im Jahr 1998 dafür mit dem Osamu-Tezuka-Culture-Award geehrt.

Neben weiteren Genre-Arbeiten wie »NY no Benkei« (übers. »Benkei in New York«, 1994) begann Taniguchi in den 1990er-Jahren seinen Geschichten einen persönlichen Ton zu geben und aus dem Alltäglichen heraus zu erzählen. So entstand neben »Inu o Kau« (dt. TRÄUME VON GLÜCK), einer einfühlsamen Schilderung des Sterbens eines Haustieres, die Kurzgeschichtensammlung »Aruku Hito« (dt. DER SPAZIERENDE MANN). 1994 folgte »Chichi no Koyomi« (dt. DIE SICHT DER DINGE), 1997 erschien der Band »Harukana Machi-E«, für den er auf dem internationalen Comicfestival in Angoulême 2003 als bester Szenarist ausgezeichnet wurde. Dieses Schlüsselwerk erschien unter dem Titel VERTRAUTE FREMDE 2007 bei Carlsen und wurde auch in Deutschland bereits zweimal prämiert: als »Comic des Jahres 2007« sowie - auf dem Comic-Salon Erlangen 2008 - mit dem Max-und-Moritz-Preis als »Bester Manga«. Weitere Titel folgten, darunter der autobiografisch inspirierte Band EIN TOD IM WINTER über einen aufstrebenden Manga-Zeichner, den es in die Metropole Tokio zieht, sowie DER KARTOGRAPH, eine im historischen Edo angesiedelte Geschichte.

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Jiro Taniguchi gilt heute weltweit als einer der renommiertesten Manga-Zeichner, dessen Werke auf Deutsch bei Carlsen und Schreiber und Leser erscheinen. Für einige Geschichten arbeitete er mit anderen Autoren wie Masayuki Kusumi (DER GEHEIME GARTEN VOM NAKANO BROADWAY und DER GOURMET) oder Autorinnen wie Hiromi Kawakami (DER HIMMEL IST BLAU, DIE ERDE IST WEISS) zusammen. Mit DIE WÄCHTER DES LOUVRE schuf Taniguchi 2014 ein großformatiges Album als Auftragsarbeit des Museum Louvre, das jährlich in Zusammenarbeit mit dem französischen Verlag Futuropolis berühmten Comickünstlern einen eigenen Blick auf die ehrwürdige Kulturinstitution gewähren lässt. Im Jahr 2016 erschien IHR NAME WAR TOMOJI, die Lebensgeschichte Tomoji Uchidas, die in den 1930er-Jahren den buddhistischen Shojushin-Tempel in Tachikawa gründete. Sensibel und eindringlich beschreibt Taniguchi ihre Kindheit und Jugend in einem Dorf am Fuße des Yatsugatake während der Taisho-Epoche (1912-1926).

2016 ehrte der Comic-Salon Erlangen den Künstler mit einer großen Ausstellung. Sein mit einer kleinen Rahmenhandlung versehener, komplett farbiger Bildband VENEDIG (der zunächst als Buchedition exklusiv für Louis Vuitton entstand), ist 2017 als reguläre deutsche Buchhandelsausgabe bei Carlsen erschienen.

Am 11. Februar 2017 verstarb Jiro Taniguchi im Alter von 69 Jahren. (© Carlsen Verlag GmbH)

Fazit

Noch immer liegt Ihr Name war Tomoji in Erstauflage vor. Das spricht bedauerlicherweise dafür, dass der Einzelband beim deutschsprachigen Publikum nur wenig Anklang gefunden hat – mit Blick auf die zugrundeliegende Thematik ist das durchaus verständlich. Die Person der Tomoji Uchida ist hierzulande schlichtweg kaum bekannt und gehört selbst in Japan wohl nicht zu den prominentesten Figuren der Zeitgeschichte.

Das macht das Werk entsprechend außergewöhnlich – aber gerade dadurch für eine sehr ausgesuchte Zielgruppe sicherlich besonders interessant. Jiro Taniguchi regt mit seiner Arbeit dazu an, sich genauer mit den weiteren Hintergründen und dem damit verbundenen historischen Kontext zu beschäftigen. Genau das dürfte auch im Sinne seiner Auftraggeber, einer Tempelgemeinschaft in der Gegend um Tokyo, sein. Diese beauftragten den Künstler mit der Arbeit, um die Gründerin des Tempels, jenes Vorbild der Protagonistin, zu würdigen und ein besseres Verständnis für ihren Lebensweg und ihre Persönlichkeit zu schaffen. Im Wesentlichen betrachten wir dieses Ziel als gelungen.

Von der Bebilderung ausgehend steht der Titel wiederum einer sehr breiten Leserschaft offen. Der Mangaka hatte um 2012 und 2013, als Ihr Name war Tomoji im Original entstanden ist, längst in seinen realistischen Zeichenstil gefunden, die unbelebte Umwelt hat er mit seinem unverkennbaren Strich nahezu originalgetreu abgebildet. Einzelne Panels wirken gar wie eine Fotografie, zeitweise lässt Jiro Taniguchi vergessen, dass es sich um Comickunst handelt. Viele Illustrationen des Japaners könnten problemlos Teil einer Kunstaustellung sein – sie sind schlichtweg besonders und verdienen größtmögliche Aufmerksamkeit.

Mit Ihr Name war Tomoji wird ein merklich erwachsenes Publikum adressiert, das an kulturhistorischen Geschichten interessiert ist – und gleichzeitig bereit ist, sich auf eine Dramatisierung mit fiktionalen Elementen einzulassen. Es handelt sich bei diesem Werk definitiv um eine der spezielleren Schöpfungen von Jiro Taniguchi, aber das ist per se nichts Schlechtes. Vor dem Kauf sollte in diesem Fall also sehr individuell, unter Berücksichtigung der eigenen Interessen, abgewogen werden, inwiefern der Manga gefallen könnte.

Wir bedanken uns abschließend herzlich bei der Carlsen Verlag GmbH – sowohl für die unverbindliche Bereitstellung eines entsprechenden Belegexemplars, das diesen Artikel ermöglicht, als auch für das stetige Engagement, Werke von Jiro Taniguchi auf Deutsch zu veröffentlichen.

Quelle真如苑 / 文化庁『宗教年鑑 令和2年版』 P71 (via Wikipedia-Webseite)
TagsCarlsen Manga!Review
Lucas Sebastian

Lucas Sebastian | Autor

Seit 2020 im Manga-Passion-Team. Auf X/Twitter unter @LucasISebastian privat zu finden. Zur Amazon-Wishlist des Redakteurs: https://www.amazon.de/hz/wishlist/ls/1JLXMONWSXYWK?ref_=wl_share

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