Review zu Waku Okudas „Anti Alpha Another“
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Nur wenige Monate nach der Gründung von Manga Passion haben wir euch im Juli 2020 den Boys-Love-Einzelband Anti Alpha vorgestellt. Kurz danach ist in Japan ein Spin-off zu dem erotischen Omegaverse-Titel erschienen – und genau dieses haben wir jetzt ebenfalls genauer unter die Lupe genommen, um euch darüber berichten zu können.
Bei dem Ableger handelt es sich um Anti Alpha Another, das offiziell erst zum 18. Januar bei Egmont Manga auf Deutsch erscheint – im regulären Handel liegt das Taschenbuch allerdings bereits aus. Der Einzelband zählt rund 190 Seiten, davon eine auf Hochglanzpapier gedruckte Farbseite. Außerdem wartet der Manga mit einer veredelten Buchaußenseite auf – stellenweise ist Spotlack aufgetragen, der bei Lichteinfall reflektiert. Als Preis sind 7,50 € angesetzt, eine E-Book-Ausgabe ist bislang nicht in Sicht.
Inhaltsbeschreibung
Im Anti Alpha-Universum werden die Menschen nicht nur in männlich und weiblich unterteilt, sondern auch als Alpha, Beta oder Omega kategorisiert. Die Geschichte ist also in einem fiktiven Omegaverse-Setting platziert. Obwohl in dieser Welt alle vor dem Gesetz gleichgestellt sind, erfahren Omegas in ihrem Alltag noch immer Diskriminierungen, sie werden mitunter sexualisiert und auf ihre biologischen Merkmale reduziert.
Angesehene Stammlinien, darunter die Kamishiro-Familie, sind daher darauf bedacht, nur Alphas hervorzubringen – man möchte gegenüber der Außenwelt keinerlei Schwäche zeigen und das eigene Ansehen hochhalten. Seit seiner Kindheit musste Rei daher vorgeben, ein Alpha zu sein, seine Omega-Natur wurde medikamentös zu unterdrücken versucht. Als er in Anti Alpha jedoch den echten Alpha Yujin kennengelernt hat, ist in ihm der Wunsch, dessen Omega zu werden, erwacht. Die beiden sind noch im Hauptwerk ein Pärchen geworden.
Im Mittelpunkt von Anti Alpha Another steht nun Reis Onkel Sei, ein junger Rechtsanwalt – auch er ist eigentlich ein Omega. Gerade wurde er mit einem neuen Fall betraut: Der angehende Profi-Leichtathlet Ruiji wird beschuldigt, seinen Omega-Partner vor lauter Wollust beinahe getötet zu haben. Da der junge Sportler keinen Bürgen hat, nimmt Sei den Studenten bis zur Verhandlung vor Gericht bei sich auf. In dieser Zeit kommen sich die zwei Männer näher. Durch diese Zweisamkeit beginnt Ruiji schließlich, den Umgang mit seinem genetisch bedingten Sexualtrieb zu lernen …
Mit Antiα Adult sind außerdem zwei Kapitel enthalten, die den Epilog 7 years after um Yujin und Rei aus dem ersten Einzelband fortsetzen. Inhaltlich dreht sich das Ganze vor allem um das sogenannte Match, eine besondere Praktik, mit der der Omega an den Alpha gebunden wird – in alten Zeiten ein Symbol der Unterwerfung, für die beiden hier ein Liebesbeweis.
Yujins aus Anti Alpha bekannter Onkel, der ein sehr konservatives Meinungsbild in Bezug auf Omegas vertritt, spielt ebenfalls wieder eine Rolle. Ihn, der Omegas noch immer als pures Objekt der sexuellen Befriedigung betrachtet, erzürnt die sich ausweitende Gleichstellung. Auch die Kamishiro-Familie ist von der Paarbindung zwischen Rei und Yujin nicht begeistert …
Visualisierung
Wer bereits mit anderen Werken von Waku Okuda vertraut ist, erkennt den typischen Zeichenstil der Mangaka sicherlich wieder. Vor allem das etwas kantige Charakterdesign und die diesem inneliegende Stereotypisierung der einzelnen Figuren ist ein typisches Merkmal. Der Hintergrund ist stellenweise illustriert, der Fokus liegt aber auf dem Geschehen im Vordergrund.
Die deutschsprachige Fassung von Egmont Manga ist, wie zuvor schon Anti Alpha, komplett unzensiert. Im Gegensatz zur japanischen Originalausgabe sind die Darstellungen im Intimbereich nicht überdeckt – alles ist deutlich zu sehen, sowohl die primären Geschlechtsmerkmale als auch der jeweilige Akt selbst. Innerhalb der erotischen Passagen werden vereinzelt zudem weniger übliche Praktiken, etwa der Verkehr mit zusammengefesselten Armen, abgebildet.
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Aufgrund dieser expliziten Inhalte ist der Einzelband erst ab 18 Jahren empfohlen und im Handel somit eingeschweißt. Mittels der hier hinterlegten Leseprobe ist es aber trotz dessen möglich, sich einen ersten Eindruck von der Geschichte und der Bebilderung im Allgemeinen zu verschaffen – auf die anzüglichen Szenen muss an dieser Stelle im Sinne des Jugendschutzes allerdings verzichtet werden.
Fazit
Sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch steht Anti Alpha Another dem vorangegangenen Einzelband in Nichts nach. Die Handlungsstränge wirken nicht künstlich angeschlossen, sondern sind gut in das zuvor aufgebaute Omegaverse-Universum eingeflickt. Trotz eines hohen Erotik-Anteils geht die eigentliche Geschichte nicht verloren – im Mittelpunkt des Geschehens steht die kritische Betrachtung von Rollenbildern.
Im Verlauf der Erzählung wird immer wieder betont, dass in der Vergangenheit die Omegas von den Alphas massiv unterdrückt wurden. Diese Strukturen wurden mittlerweile zwar aufgeweicht und formale Gleichstellung hergestellt, dennoch ist die Emanzipation noch nicht auf gesamtheitlicher Ebene erreicht – die Omegas können hier in gewisser Weise als Symbolbild der Frau in unserem Zeitalter verstanden werden.
Die Hauptfiguren in der Anti Alpha-Reihe stehen dabei nicht für das Einfügen in eine bestehende Ordnung, sondern haben einen merklich progressiven Charakter – die jungen Alphas erkennen beziehungsweise haben erkannt, dass ihre Sexualpartner, die Omegas, Menschen sind und als solche mit Wertschätzung zu behandeln sind.
Obwohl Mangaka Waku Okuda die Protagonisten designtechnisch an klare Stereotypen angelehnt entworfen hat, kontrastiert sie das mit ihrem Storytelling gekonnt. Der erste Blick täuscht hier – weder der zugrundeliegende Einzelband noch das vorliegende Spin-off sind bei genauerer Betrachtung als genretypisch zu bezeichnen, auch wenn das der Zeichenstil zunächst nicht zwingend vermuten lassen mag.
Trotz der expliziten Erotik, die durch die unzensierte Fassung der deutschsprachigen Ausgabe in besonderer Weise betont wird, geht die inneliegende Botschaft des gegenseitigen Respekts als Grundlage für das Zusammenleben nicht verloren. Ein ganz starkes Werk im Boys-Love-Segment, das unserer Meinung nach nicht unterschätzt werden sollte. Sofern die freizügige Bebilderung kein absolutes Ausschlusskriterium ist, empfehlen wir das Lesen – es lohnt sich, finden wir.
Abschließend bedanken wir uns bei Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zusenden eines Belegexemplars.