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Besprechung zur Deluxe-Hardcover-Ausgabe von Osamu Tezukas „MW“


Dienstag, 22. März 2022, 19:00 Uhr
Besprechung zur Deluxe-Hardcover-Ausgabe von Osamu Tezukas „MW“
© 2021 by Tezuka Productions

Im vergangenen April hatten wir die besondere Ehre, exklusiv ankündigen zu dürfen, dass Osamu Tezukas MW erstmals auf Deutsch erscheint. Inzwischen ist das Werk hierzulande überall im Handel erhältlich. Anlässlich der Veröffentlichung bei Carlsen Manga! haben wir den Titel gelesen – unsere Gedanken legen wir im Folgenden vor.

Die Kurzreihe wurde ursprünglich zwischen 1976 und 1978 im Big Comic-Magazin von Shogakukan publiziert. In den folgenden Jahren wurde der Seinen-Titel mehrfach neu aufgelegt. Hierzulande ist MW nun als Hardcover-Gesamtausgabe erschienen, die Deluxe Edition beinhaltet dabei alle drei Originalbände sowie ein Nachwort von der deutschen Japanologin und Kunstwissenschaftlerin Jaqueline Berndt.

Neben dem Großformat von 21,5 Zentimeter auf 15,5 Zentimeter wartet der Release des Hamburger Herausgebers mit einer doppelseitig bedruckten Farbseite auf. Das für die ungefähr 1,2 Kilogramm schwere Produktion gewählte Papier ist gewöhnlichen Taschenbuchausgaben qualitativ zudem deutlich überlegen – es zeichnet sich durch eine merkliche Dicke und einen reinen Weißton aus. Für die insgesamt rund 580 Seiten ist ein Preis von 28,00 € angesetzt, eine E-Book-Version ist zurzeit offenbar nicht geplant.

Inhaltsbeschreibung

Anfang der 1970er-Jahre hat ein gewisses Land X auf der Pazifikinsel Okino Mafune eine neue chemische Waffe gelagert, durch einen Unfall ist das Giftgas MW ausgetreten. In Folge ist die gesamte Inselbevölkerung sowie Besucher, über 800 Menschen, gestorben. Im Nachhinein wurden die Ereignisse rund um die ausländische Militäreinrichtung vertuscht. Danach ist schnell wieder oberflächliche Ruhe eingekehrt – doch zwei Zeugen haben überlebt.

Der jüngste Spross einer angesehenen Kabuki-Theater-Familie, Michio Yuki, war damals auf einem Tagesausflug. Dabei kam er mit einer geringen Dosis des Kampfstoffs in Berührung, in Folge hat er jegliches Empathievermögen verloren. An seiner Seite war Yutaro Garai, damals ein Krimineller, der den Jungen zwecks Lösegelderpressung entführte und in einer Höhle fern vom Wind gefangen hielt. Beide überlebten den Tag.

© 2021 by Tezuka Productions

Rund 16 Jahre später ist Yuki ein aufstrebender Bankangestellter, als gesellschaftlicher Aufsteiger bewegt er sich immer enger im Kreise der elitären Oberschicht – Top-Bänker, reiche Bauherren und selbst der einflussreiche Parlamentsabgeordnete Dr. Nakata gehören schon bald zu seinen guten Bekannten. Niemand ahnt, dass der jüngere Bruder des berühmten Kabuki-Schauspielers hinter seiner scheinbar makellosen Fassade düstere Geheimnisse verbirgt: Er ist ein soziopathischer Frauenmörder, der sich gerne als seine Opfer verkleidet und so allerhand Unruhe stiftet. Rachegefühle treiben ihn in seinem Vorgehen – eine gefährliche Obsession, die schon bald ganz Japan bedroht.

Garai hat sich in der Zwischenzeit dem katholischen Glauben verschrieben, er leitet eine Gemeinde. Yuki besucht ihn regelmäßig und beichtet ihm seine Taten. Als Geistlicher weiß er somit zwar von den Verbrechen, kann seinen alten Bekannten aber nicht verraten. Regelmäßig dient ihm das Beichtgeheimnis als Rechtfertigung dafür. Außerdem teilen die zwei Männer nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit, sondern wiederholt auch das Bett miteinander. Doch das Schuldempfinden des Priesters wiegt mit jedem weiteren Tag stärker, schließlich muss er eine Entscheidung treffen …

Visualisierung

Wie zuvor erklärt, ist der Manga Mitte der 1970er-Jahre entstanden. Natürlich sieht man das den Zeichnungen entsprechend an. Die verschiedenen Charakterdesigns sind vergleichsweise simpel gehalten, erinnern mitunter an Karikaturen. Die sie umgebende Szenerie ist dagegen mühevoll aufgetragen, viele kleine Striche formen die Hintergründe.

Die gezeigte Architektur und Landschaft wirken aufgrund der großflächigen Darstellung imposant. Erst bei genauerem Hinsehen offenbart sich schließlich, wie dieser Eindruck generiert wird – viele Muster und Schraffuren helfen, Räumlichkeit innerhalb der ansonsten recht einfachen Bebilderung aufzubauen. Beeindruckende Techniken, die Osamu Tezuka mit dieser Arbeit zeigt.

   
MW of the Works by Osamu Tezuka © 2021 by Tezuka Productions | Eingebunden mit schriftlicher Genehmigung des Verlags

Wegen der guten Text-Bild-Balance und dem spannungsgeladenen Inhalt ist ein dynamischer Lesefluss gewährt. Der Seitenaufbau ist kleinteiliger als das von heutigen Mainstream-Manga gewöhnt ist, dadurch werden zum Beispiel Abfolgen wie man sie auf Seite 9 (links) sieht geschaffen – hier steht das Bild für sich, es bedarf keinerlei Text – nur die Aufmerksamkeit des Publikums. Die Bewegungen entstehen im eigenen Gehirn. Sporadisch ist die Optik zudem etwas experimenteller angelegt.

Um den Release für eine breitere Masse attraktiv zu machen, hat sich der Verlag dazu entschieden, die Zeichnungen zu spiegeln – die einzelnen Panels sind also in westlicher Leserichtung angeordnet. Aufgrund der buchbinderischen Verarbeitungen ist das deutlich, beim Lesen gibt es für gewöhnlich keine Schwierigkeiten. 

Mit der Online-Leseprobe kann sich nicht nur von dem Neuarrangement der Bildinhalte, sondern auch von dem allgemeinen Stil der Visualisierung ein eigener Eindruck verschafft werden. Die eingangs erwähnte Farbseite ist ebenfalls Teil der verlinkten Vorschau. Alternativ ist es in der Regel möglich, im Handel des Vertrauens einmal vorsichtig reinzublättern. Carlsen Manga! hat den Hardcover-Sammelband nicht einschweißen lassen.

Fazit

Wir empfehlen MW allen, die an Kriminalgeschichten der besonderen Art interessiert sind. Politische Verstrickungen und übernatürliche Handlungselemente sollten dabei allerdings kein Ausschlusskriterium darstellen. Auch die, die einmal in einen etwas älteren Titel blicken möchten, sind mit dem Werk hervorragend beraten – MW ist weder inhaltlich konfus noch visuell abstrakt wie andere Gekiga-Vertreter und trotzdem beeindruckend exzeptionell. Obwohl der Manga inzwischen rund 45 Jahre alt ist, sind die abgedeckten Kernthematiken, darunter Vetternwirtschaft, Korruption und Elitenkritik, bis dato topaktuell. Damals wie heute ist die Arbeit von Osamu Tezuka unterhaltsam wie sozialkritisch. Eine höchstinteressante Kombination, die es leider viel zu selten gibt.

Züge von Boys-Love und Crossdressing sind zentrale Pfeiler der Kurzreihe, die Ausgestaltung dient der Entfaltung des Geschehens. Sexualität wird in diesem Zuge immer wieder als Versuchung durch die Mächte der Finsternis inszeniert – für Vater Garai eine Herausforderung des eigenen Glaubens. Yuki nimmt in dieser Begegnung folglich die Rolle des Mephistopheles ein … oder? Nun, das zu beantworten, ist Teil der individuell zu leistenden Interpretationsarbeit. Gut und Böse sind zwei zentrale Motive, die das gesamte Konzept durchziehen. Elitäre Oberschicht versus „das einfache Volk“, Einfluss und Machtlosigkeit. Religion als Ausflucht. Eine deutliche Gesellschaftskritik in Manga-Form, die in gewisser Art den Geist der Studentenrevolten widerspiegelt.

4 Bilder©️ 2021 by Tezuka Productions | Foto: Carlsen Verlag GmbH

Trotz des angejahrten Zeichenstils, der den erzähltechnisch- und politisch-revolutionären wie optischen Zeitgeist jener Schaffensperiode hervorragend einfängt, erachten wir MW im Prinzip als überaus massentauglich. Es braucht lediglich den Mut seitens der Leserschaft, sich an die Erzählung und ihre wahrlich außergewöhnlichen Figuren sowie das Dahinterstehende zu wagen.

Die Deluxe Edition ist sehr ansprechend. Wenngleich sich über die gespiegelte Leserichtung sicherlich diskutieren lässt, überzeugt uns die Veröffentlichung sowohl durch das Hardcover und Format als auch mit der gewählten Papierqualität. Bei zwei Passagen besteht allerdings Nachbesserungsbedarf – einmal wurden die Inhalt von zwei Sprechblasen vertauscht (S. 21), an anderer Stelle liegt ein Fehler im Schriftsatz vor (S. 183). Darüber hinaus ist stellenweise die Orthografie zu korrigieren. Man kann im Wesentlichen aber sicherlich darüber hinwegsehen. Ungeachtet dessen erachten wir den Release wirklich als sehr gelungen, mit 28,00 € ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei der gebotenen Güte unserer Meinung nach sehr fair.

Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.

TagsCarlsen Manga!Review
Lucas Sebastian

Lucas Sebastian | Autor

Seit 2020 im Manga-Passion-Team. Auf X/Twitter unter @LucasISebastian privat zu finden. Zur Amazon-Wishlist des Redakteurs: https://www.amazon.de/hz/wishlist/ls/1JLXMONWSXYWK?ref_=wl_share

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