Interview mit Mangaka Tetsuya Nakamura
Wir präsentieren ein Interview mit dem japanischen Mangaka Tetsuya Nakamura und reden mit ihm über sein aktuelels Werk. Einem Manga, der hier bei uns in Deutschland spielt. Vielen Dank an dieser Stelle an Nakamura-sensei, der sich die Zeit für uns genommen hat. Und auch an den Dolmetscher Herrn Sakai, der für uns gedolmetscht hat. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview! Nachfolgend werden wir uns mit MP und Nakamura-sensei mit Nakamura abkürzen.
MP: Hallo, Nakamura-sensei! Mein Name ist Maximilian Gottselig, ich bin Chefredakteur von dem Online-Magazin Manga Passion. Wir legen den Fokus auf Manga und möchten unseren Lesern auch möglichst viel über die Mangaka und deren Hintergründe beibringen.
MP: Ist dies Ihre erste Studienreise in Deutschland, gibt es etwas, dass Ihnen hier besonders gut gefällt?
Nakamura: Ich flog insgesamt bereits fünf Mal nach Deutschland. Für diesen Manga jedoch, bin ich nun zum zweiten Mal hier! Besonders gut gefallen mir die jüngsten Recherche-Ergebnisse, die ich hier erzielte. Heute besuchte ich das Hopfenmuseum. Die dortige Mitarbeiterin war sehr freundlich! Anschließend habe ich mir Hopfenpflanzen angesehen und die Gelegenheit mit einem Experten für diese zu sprechen. Dieser hat mir persönlich Informationen gegeben und meine Fragen beantwortet. Ich bin begeistert und sehr dankbar für das Engagement des Experten!
MP: Ihr neustes Werk Neko to Kamome no Krone spielt hier in Deutschland. Um genau zu sein in Bayern. Wie sind Sie auf die Story gekommen?
Nakamura: Als ich Deutschland zum ersten und zweiten Mal besuchte, war ich lediglich Tourist. Bereits zu diesen Zeiten gefiel mir das Land sehr gut. Nachdem ich schließlich mein letztes Werk abgeschlossen habe, fragte mich mein Redakteur, was ich als nächstes zeichnen wollen würde. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte ich mich, dass Deutschland so interessant war. Aus dieser Erfahrung wollte ich einen Manga schaffen.
MP: Gibt es etwas, dass Sie den Lesern mit dem Werk vermitteln möchten?
Nakamura: Eine bestimmte Nachricht habe ich eigentlich nicht. Jeder Leser erfährt die Geschichte individuell. Meine Intention hinter dem Manga ist zunächst, dass die beiden Protagonisten – Mann und Frau – zusammenarbeiten. Um diese herum, sammeln sich die übrigen Figuren. Diese wiederum arbeiten mit den Protagonisten zusammen. Ich möchte ausdrücken, dass mit Zusammenarbeit viel mehr möglich! Zwar denkt man, dass ich als Zeichner auch allein arbeite, doch das stimmt nicht. Mein Redakteur unterstützt und berät mich. Zusammenarbeit ist also ein zentrales Motiv.
MP: Sie haben bisher schon einige andere Titel herausgebracht, zum Beispiel Posukara. Gibt es denn ein Genre, dass Sie am liebsten zeichnen?
Nakamura: Ich habe zwar in früheren Werken zwar in viele Richtungen wie Schulalltag, Slapstick und auch mal Videospiele und Action gearbeitet, doch es gibt eine Gemeinsamkeit! Diese ist „Boy meets Girl“. Darauf fokussiere ich mich seitdem!
MP: Bedeutet das für Sie, dass die Protagonisten eine romantische Beziehung zueinander eingehen oder ist eher die gemeinsame Zusammenarbeit in gegenseitiger Wertschätzung gemeint?
Nakamura: Ich finde es ist wichtig, dass die beiden Figuren eine Beziehung innerhalb der Serie miteinander eingehen. Doch versuche ich mit dem Weg in diese Beziehung Abwechslung zu schaffen. Zum Beispiel sind die Protagonisten meiner ersten Serie bereits früh miteinander bekannt. Ein anderes Mal, waren die Figuren zunächst in zwei verschiedenen Ländern, bevor sie sich annäherten. Es ist immer wieder interessant, aber auch wichtig, zu zeichnen wie sich die Beziehung zwischen Charakteren entwickelt. Das Darstellen der Liebesbeziehung ist mir daher sehr wichtig. Die Entwicklung von Freundschaft zu einer romantischen Beziehung finde ich sehr beeindruckend und genau diese Faszination meinerseits möchte ich gerne ausdrücken!
MP: Lesen Sie selbst auch Manga? Welcher ist ihr Lieblingsmanga?
Nakamura: Ich lese sehr viele Manga! Besonders gerne lese ich die Geschichten, die in der Manga-Zeitschrift meiner Geschichten erscheinen. Zudem möchte ich eine Mangaka, benennen, die ich sehr gerne mag: Kaoru Mori. Ansonsten lese ich seit meiner Kindheit bereits Klassiker, die in den 1980er-Jahren veröffentlicht wurden. Zum Beispiel Dragonball von Akira Toriyama.
MP: Haben Sie unter Ihren Manga ein Lieblingswerk und wenn ja, welches?
Nakamura: Ich mag mein letztes Werk am Liebsten!
MP: Haben Sie ein Vorbild und woher nehmen Sie die Inspiration zu neuen Werken?
Nakamura: Neben Akira Toriyama, dem Autor von Dragonball, ist Mitsuteru Yokoyama zu nennen. Dieser hat Iga no Kagemura gezeichnet! Es ist eine Ninja-Geschichte. Ansonsten kann ich noch viele andere Mangakünstler benennen (lacht)! Der Begriff Inspiration ist für mich etwas unklar. Ich betrachte bei anderen Manga immer eher die technische als die inhaltliche Ebene, zum Beispiel die Panel-Aufteilung. Davon kann ich noch viel von meinen Kollegen lernen, denke ich.
MP: Haben Sie schon eine ungefähre Vorstellung wie viele Bände Neko to Kamome no Krone umfassen wird? Haben Sie aus dem Werk ein Lieblingscharakter?
Nakamura: Gerne würde ich zehn Bände zeichnen! Aber eigentlich würde ich gerne so viel schreiben bis ich das Gefühl habe, dass ich nun genug über Deutschland erzählt habe (lacht). Wenn ich einen Lieblingscharakter nennen muss, dann ist es die junge Frau namens Maja. Wenn ich eine Figur erschaffe, dann gebe ich dieser immer einen Teil von mir. Somit habe ich auch Maja eine Eigenschaft von mir gegeben: die Faulheit und Tollpatschigkeit.
MP: Wie genau waren Ihre Anfänge in der Szene? Wollten Sie schon immer Mangaka werden?
Nakamura: Nein, das wollte ich nicht. Zunächst habe ich mein eigenes Werk bei einem Verlag vorgestellt. Eigentlich wollte ich jedoch Illustrator werden und habe nur einzelne Zeichnungen vorgelegt. Nebenbei zeichnete ich zudem Doujinshi, also Amateur-Manga. Später meinte mein Redakteur, dass wenn ich ein finanziell stabiles Leben führen möchte, ich professioneller Mangaka werden sollte. Als Illustrator unterliegt man starken Schwankungen, erklärte er mir. So kam ich zu dem Beruf des Manga-Zeichners!
MP: Warum ist der Hauptcharakter Japaner, aber wie ein Deutscher gezeichnet?
Nakamura: Die schwarzen Haare deuten an, dass er Japaner ist. Die ungewöhnliche Frisur soll ein besonderer Blickpunkt des Manga sein. Ich möchte, dass der Charakter auffällt! Das war zumindest meine Intention.
MP: Vielen Dank für das Interview! Haben Sie zum Abschluss noch ein paar Worte an die deutschen Mangafans?
Nakamura: In Japan haben die Leser viel Spaß beim Lesen von Manga, die von ausländischen Künstlern über Japan gezeichnet wurden. Ich hoffe, dass mein Manga über Deutschland, deutsche Leser ebenso erfreut wie japanische Leser ausländische Werke über Japan erfreuen!