Ersteindruck zum Manga von „H.G. Wells - Der Krieg der Welten“
Das 1898 von H. G. Wells veröffentlichte Der Krieg der Welten (Original: The War of the Worlds) gilt als Pionierwerk in der Science-Fiction-Literatur. Zwischen Oktober 2018 und Januar 2021 hat der Roman eine Manga-Umsetzung mit insgesamt drei Bänden inspiriert – an dieser hat sich Carlsen Manga! die Veröffentlichungsrechte gesichert, vor Kurzem ist hierzulande der Release angelaufen. Wir haben uns den Auftakt genauer angeschaut.
Der erste Band hat einen Gesamtumfang von 190 Seiten, offizieller Erscheinungstermin war der 01. März. Der Hamburger Herausgeber veröffentlicht den Manga als großformatige Klappenbroschur. Für die Produktion wurde hochwertiges Papier verwendet, auch der Druck sowie die Fadenbindung sprechen für gute Qualität. Als Preis sind 12,00 € für die Printausgabe beziehungsweise 6,99 € für das E-Book angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Im Jahr 1901 schlägt im britischen Maybury ein merkwürdiger Zylinder auf der Erde ein. Zunächst liegt der mysteriöse Gegenstand aus dem All ruhig in dem riesigen Krater, den er bei seinem Einschlag verursacht hat, doch schon bald zeigt sich Aktivität – mit einem gigantischen Hitzestrahl werden ohne Warnung unzählige Schaulustige, die sich um den Ort des Geschehens versammelt haben, auf einen Streich brutal liquidiert. Nur einzelne Gliedmaßen bleiben von den Menschen übrig, der Rest ist in einem einzigen Augenblick zu Asche zerfallen.
Ein Fotograf wird zufällig Zeuge dieses Ereignisses, er hält den Moment des Kriegsbeginns zwischen Menschen und den vom Mars stammenden Außerirdischen auf Film fest. Aufgrund dieser Hautnaherfahrung ist er einer der ersten, dem die große Gefahr, die von dem vermeintlichen Meteoriten ausgeht, bewusst wird. Gemeinsam mit seiner Frau Clara möchte er fliehen, diese beruhigt jedoch zunächst und verweist auf die bereits ausgerückte Armee. Das Militär wird schließlich innerhalb kürzester Zeit vernichtend geschlagen.
Nur drei Tage später steht die gesamte Region in Flammen. Riesige, dreibeinige Wesen sind auf einem Zug der Vernichtung – sie zerstören scheinbar wahllos Häuser und töten alle Flüchtenden. Kommunikation mit den Angreifern scheint nicht möglich, dazu ist kaum etwas über die Marsianer bekannt. Einzig und allein ihre technologische Überlegenheit ist gesichert. Trotz höchster Gefahr macht sich der Fotograf, getrieben von Neugierde und einer Portion Sensationsgier, auf, das Geschehen mit seiner Kamera aufzuzeichnen …
Visualisierung
Basierend auf der Konzeption von Sai Ihara war Mangaka Hitotsu Yokoshima mit der Illustration der vorliegenden Umsetzung betraut. Die einzelnen Umrisse sind allesamt sehr präzise gezogen, insbesondere die Marsianer und ihre Hochtechnologie werden durch die feinen Konturen genretypisch abgebildet – die gigantischen Objekte sind in ihrer Darstellung überwiegend auffallend clean gefasst. Rasterfolien dienen der weiteren Ausgestaltung und verleihen beispielsweise dem erklärten Zylinderkörper einen metallisch erscheinenden Glanzeffekt.
Darüber hinaus, vor allem in Bezug auf das Charakterdesign, sind einzelne Anklänge an den Fotorealismus geleistet, der Comic bleibt aber stets als solcher zu erkennen. Die mangatypischen Stilmerkmale beschränken sich bei H.G. Wells - Der Krieg der Welten vorwiegend auf die Schwarz-Weiß-Optik und die Seitenaufteilung sowie die fernöstliche Leserichtung. Die Zeichnungen haben dabei allerdings etwas Nüchternes.
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Im Handel ist der Manga nicht eingeschweißt, das vorsichtige Hineinschauen in das Softcover-Großformat ist in der Regel also problemlos möglich. Alle Interessierten können sich zudem mittels der kostenlosen Online-Leseprobe einen eigenen Eindruck von dem Werk verschaffen. Die verlinkte Preview umfasst zwei Drittel des ersten Kapitels.
Fazit
Mit H.G. Wells - Der Krieg der Welten erweitert der Verlag nach Ena Moriyamas Der Graf von Monte Christo, Kan Takahamas Der Liebhaber sowie Gou Tanabes zahlreichen Lovecraft-Adaptionen den Katalog an Manga-Umsetzungen von weltbekannten Literaturklassikern. Inhaltlich präsentieren Sai Ihara und Hitotsu Yokoshima die aus Film und Fernsehen bekannte Geschichte in neuem Gewand. Mit Blick auf den Gesamtumfang des Mangas ist von einer komprimierten Struktur auszugehen, der Fokus liegt somit auf dem Wesentlichen.
Im Auftakt wird das zugrundeliegende Setting samt dem Fotografen als Hauptfigur vorgestellt, auch für Neueinsteiger in das Science-Fiction-Universum ist die Einleitung vollkommen nachvollziehbar – es bedarf wirklich keinerlei Vorwissen. Durch die ungeklärten Details rund um den Aggressor, die Marsianer, wird eine gewisse Spannung aufgebaut. Fans des Universums sollten inhaltlich zwar wenig Neues erwarten, können sich dafür aber an der Bebilderung erfreuen. Optisch ist die Reihe samt der detailorientierten Ausarbeitung am ehesten als schmucklos zu beschreiben, sicherlich wird durch den angedeuteten Realismus im Zeichenstil auch das Graphic-Novel-Publikum außerhalb des Manga-Segments angesprochen.
4 Bilder
Die Aufmachung der deutschsprachigen Ausgabe ist makellos, sowohl die großformartige Klappenbroschur als auch die gebotene Qualität bei Papier und Bindung entzücken. Mit 12,00 € pro Band ist die gedruckte Fassung unserer Meinung nach sehr fair eingepreist. Insbesondere Sammler, die dieser Release wohl vorwiegend anspricht, dürften zufrieden sein.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.