Ersteindruck zur Light Novel von „Virgin Road – Die Henkerin und ihre Art zu leben“
Mit Virgin Road – Die Henkerin und ihre Art zu leben hat altraverse eine preisgekrönte Geschichte für den deutschsprachigen Raum lizenziert. Wir haben uns die mit dem Großen Preis beim 11. GA-Bunko-Wettbewerb ausgezeichnete Light Novel von Sato Mato und nilitsu etwas genauer angeschaut und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken zum Auftakt.
Nachdem Ende Januar bereits der Manga bei dem Hamburger Herausgeber gestartet ist, wurde Band 01 des Originalromans zum 21. Februar veröffentlicht. Geboten ist ein Gesamtumfang von rund 340 Seiten sowie eine Farbseite und ein farbiges Ausklappposter. Letzteres ist, wie von dem Verlag gewohnt, auf mattes Papier gedruckt. Bislang liegt das Werk ausschließlich in Print vor, zu einem Preis von 12,00 €.
Inhaltsbeschreibung
Die Welt von Virgin Road – Die Henkerin und ihre Art zu leben erinnert in den Grundzügen an das uns bekannte Mittelalter, die Menschen sind in drei Stände unterteilt. Neben der Allgemeinbevölkerung existiert der Adel und der Klerus, letzterer verfügt über Ansehen und Macht. Geistliche werden im ganzen Land sehr respektiert, sie werden als fromme Dienerinnen Gottes betrachtet – aber nicht alle erfüllen diese Vorstellungen.
Innerhalb der Kirche existiert ein geheimer Verbund. Um sogenannte Human Errors, gewaltige Katastrophen, zu verhindern, ist in dem Reich die Beschwörung von sogenannten Fremdenweltlern verboten. Noch bevor diese ihre magischen Kräfte entdecken und entfalten können, gilt es, sie zu eliminieren. Das ist die Aufgabe von Henkerinnen wie Menou.
Sie hat als einzige den Human Error in ihrer Heimatstadt überlebt und ist nun drauf und dran, weitere Desaster dieser Art zu verhindern. Dabei wird sie von ihrer Gehilfin Momo, die ganz offen für Menou schwärmt, tatkräftig unterstützt. Die beiden befinden sich gerade auf der Mission, zwei vom Königspalast aus beschworene Fremdenweltler zu töten.
Nachdem es Menou gelungen ist, den jungen Mann innerhalb weniger Tage wie geplant auszuschalten, wendet sie sich umgehend der anderen Zielperson zu. Alles ist hervorragend vorbereitet, Menou dringt schon kurze Zeit später in das Zimmer der aus Japan beschworenen Oberschülerin ein – die Henkerin gibt sich zunächst freundlich und schlägt im passenden Moment mit tödlichem Geschick zu. Doch das Mädchen stirbt nicht. Akari, so der Name, verfügt wie sich herausstellt über das Reinkonzept der Zeit und kann somit nicht mit normalen Methoden zur Strecke gebracht werden. Jetzt braucht es eine spontane Planänderung …
Neben einem Prolog umfasst Band 01 vier reguläre Kapitel sowie drei kurze Interlude-Episoden und einen Epilog. Die regulären Kapitel zählen jeweils zwischen 20 und 111 Seiten, vereinzelt sind ganzseitige Schwarz-Weiß-Illustrationen von nilitsu abgedruckt – der Zeichenstil ist sehr rundlich und sehr minimalistisch gehalten. Am schönsten ist dabei ganz klar das erwähnte Ausklappposter, das doppelseitig bedruckt ist.
Fazit
Der Einstieg in die Welt von Virgin Road – Die Henkerin und ihre Art zu leben ist unserer Meinung nach nicht unbedingt einfach, die ersten beiden Kapitel haben wir beim Lesen als etwas träge empfunden. Erst innerhalb der zweiten Romanhälfte gewinnt das Geschehen merklich an Fahrt – nach über 100 Seiten. Folglich bedarf es beim Lesen etwas Geduld. Die Spannungskurve steigt zwar nur langsam an, das Finale des ersten Handlungsbogens erweist sich allerdings als actionreich.
Darüber hinaus fällt es trotz immer wieder eingestreuter Erklärungen zum Magiesystem stellenweise schwer, das zugrundeliegende Setting wirklich zu greifen. Vieles wird einfach nur grob umrissen, es fehlt, wie wir finden, an Tiefe – eine gewisse Unklarheit ist sicher auch gewünscht, aber in diesem Ausmaß behindert es mitunter das eigene Vorstellungsvermögen. Weniger konfus sind dagegen die deutlich wahrzunehmenden Girls-Love-Anklänge, die Autor Mato Sato über den gesamten Verlauf hinweg fortlaufend eingearbeitet hat.
Immer wieder drücken Momo und Akari gegenüber Menou ihre besondere Zuneigung aus, ihre Gefühle werden dabei jedoch nur sehr bedingt erwidert. Jene Vibes sind am besten als Kombination aus Comedy und Romance zu beschreiben, sporadisch sind entsprechende Szenen sexualisiert – die Qualität der Handlung wird dadurch weder sonderlich bereichert noch beeinträchtigt. Insgesamt haben wir auf Grundlage des vorliegenden Auftakts eine recht neutrale Haltung gegenüber Virgin Road – Die Henkerin und ihre Art zu leben entwickelt.
Die Geschichte hat wirklich interessante Ansätze, gleichzeitig vermissen wir aber den notwendigen Tiefgang. Zu den einzelnen Figuren konnten wir soweit nur eine bedingte Sympathie aufbauen, es bedarf trotz der gebotenen Rückblicke in die Vergangenheit von Menou und Henkersgehilfin Momo unbedingt weiterer Charakterentwicklung.
Band 01 empfinden wir gesamtheitlich betrachtet als eine Art ausgedehnten Prolog. Das Reinlesen kann sich für Fantasy-Fans bei Interesse an der beschriebenen Thematik dennoch lohnen, für die leichte Unterhaltung ist die Light Novel, insbesondere Richtung Schluss, keinesfalls schlecht. Eine endgültige Empfehlung können wir an dieser Stelle aus genannten Gründen jedoch nicht aussprechen. Zum 23. Mai soll der Release hierzulande fortgesetzt werden. Wir werden gespannt dranbleiben.
Abschließend bedanken wir uns bei altraverse für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.