Ersteindruck zu „Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen“
Im deutschsprachigen Raum erscheinen außerhalb des Boys-Love-Segments inzwischen nur noch wenige, fast gar keine, Erotikwerke. TOKYOPOP unternimmt dahingehend nun einen Anlauf: Vor Kurzem ist mit Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen ein ab 18 Jahren empfohlener Titel gestartet. Wir haben Band 01 gelesen und berichten euch von unseren Eindrücken.
Der Hamburger Herausgeber hat den Manga offiziell zum 08. Juni veröffentlicht. Die Reihe erscheint hierzulande als Softcover im Standard-Taschenbuchformat, für den Gesamtumfang von 170 Seiten ist ein Preis von 7,99 € angesetzt. Eine E-Book-Ausgabe ist bisher nicht angekündigt. Band 02 soll Mitte September folgen.
Inhaltsbeschreibung
Schon seit ihrer Kindheit ist Momo in den überaus attraktiven Natsuki verliebt. Seit dieser in der Vergangenheit einmal beiläufig erwähnt hat, dass er elegante Frauen mag, arbeitet sie hart an sich, um diesen Vorstellungen gerecht zu werden. Momo ist immer bemüht, sich von der besten Seite zu zeigen – das gelingt ihr allerdings nicht so recht.
Wegen ihrer Noten muss Natsuki ihr Nachhilfe geben, doch Momo kann sich in Anwesenheit ihres Schwarms kaum konzentrieren und macht immer wieder Fehler. Der Schönling schlägt daher „zur Motivation“ eine Bestrafung vor: Für jeden Fehler möchte er ihr den Hintern versohlen. Die Studentin ist von dieser Idee zwar irritiert, dennoch stimmt sie schließlich zu.
Nachdem Momo sich zunächst noch nicht sicher war, ob er es damit tatsächlich ernst meint, muss sie schon beim nächsten Fehler feststellen, dass Natsuki in der Tat nicht gescherzt hat. Momo gibt auf Aufforderung ihres Nachhilfelehrers nach und streck ihr Gesäß aus. Als Natsuki tatsächlich zuschlägt, überrollt Momo ein tiefes Gefühl von Scham.
Als sie zu allem Überfluss feststellt, dass sie plötzlich Gefallen an den besonderen Unterrichtsmethoden findet, ist für die werte Lady alles vorbei. Sie befürchtet, Natsuki als „Perverse“ nie wieder unter die Augen treten zu können. Dieser lässt sich jedoch nichts anmerken und setzt auch die Folgestunden in dieser Art fort – und erweitert den Rahmen der „Bestrafungen“ sogar stetig. Dass ihr sadistischer Nachhilfelehrer mit dem hübschen Gesicht eigentlich ganz andere Intentionen hat, ahnt Momo nicht …
Zeichenstil
Mangaka Monaka Morinaka präsentiert im Wesentlichen einen modernen Zeichenstil. Die Außenlinien der einzelnen Bilder sind schwungvoll und gerade gezogen, sicherlich sind die Illustrationen digital entstanden. Zur Ausgestaltung wurden zahlreiche Rasterfolien genutzt, das Zusammenspiel der verschiedenen Muster ist gelungen.
Protagonistin Momo sieht etwas jung aus, nur der Handlung nach ist sie bereits volljährig. Außerdem fallen beim Charakterdesign die weit auseinanderstehenden Augen der Figuren auf – das erinnert beinahe an Clannad. Die Gestaltung ist damit nicht unbedingt realistisch gehalten, aber verfügt zumindest über einen gewissen Wiedererkennungswert. Beim Lesen gewöhnt man sich schrittweise an diese Eigenheiten.
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In der Darstellung ist der Manga nur bedingt explizit, aber durchaus erotisch – die Brüste und der Hintern von Momo werden immer wieder gezielt fokussiert, die Hauptfigur ist dabei auch in Unterwäsche und oberkörperfrei zu sehen. Letzteres ist unzensiert. Berührungen mit Hand und Zunge, am Unterkörper und im Intimbereich, runden die Optik dahingehend ab. Für Ecchi-Fans sicherlich attraktiv.
Lediglich der gestauchte Seitenaufbau und die zu Beginn recht häufigen Chibi-Einlagen sind uns negativ aufgefallen, beides bremst den ansonsten dynamischen Lesefluss zeitweise etwas aus. Dank der recht geringen Textmenge und dem simpel konstruierten Inhalt ist es zugegebenermaßen jedoch nicht besonders schwierig, wieder in die Handlung zu finden.
Wegen der Altersempfehlung von ab 18 Jahren ist der Release eingeschweißt. Damit ist es in der Regel nicht möglich, im Handel vor Ort reinzublättern. TOKYOPOP stellt allen Interessierten im Gegenzug eine kostenlose Online-Leseprobe bereit. Etwas mehr als diese rund zehn Seiten gibt es in der Preview zur japanischen Originalausgabe zur Ansicht.
Fazit
Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen ist wohl am besten als Soft Hentai zu beschreiben. Obwohl eine gewisse Rahmenhandlung gegeben ist, liegt der Fokus des Mangas klar auf Natsukis sadistischen Vorlieben – das Hinternversohlen und das Fesseln, sowie ein wenig darüber hinaus, werden klar sexualisiert dargestellt. Für einige Erotik-Fans dürfte der Manga also genau das Richtige sein.
Hinsichtlich der Moral sind allerdings Abstriche zu machen. Zwar lehnt Protagonistin Momo das sadistische Verhalten ihres Nachhilfelehrers im Prinzip nicht ab, aber sie stimmt dem Ganzen vor einem sexuellen Hintergrund anfangs auch nicht zu. Insbesondere die intimen Annäherungen durch Natsuki im Schlaf, die sie zuerst für einen Traum hält, sind in dem Zusammenhang bedenklich.
Wer die Reihe liest, sollte sich vorab darüber im Klaren sein, dass die Beziehung deutlich romantisiert ist. Das Einvernehmen ergibt sich jeweils erst schrittweise im Verlauf. Momos Blickwinkel wird wenig unangenehm-schmerzvoll dargestellt. Sie empfindet das Geschehen, die „Bestrafungen“, vielmehr als schamvoll und bezieht daraus einen ausgeprägtes Lustgewinn. Dennoch: keine leichte Kost.
Bei den erotischen Inhalten ist sich neben den beiden zuvor genannten Punkten vor allem auf Berührungen und intensive Küsse beschränkt, Sex im klassischen Sinne ist in Band 01 dagegen nicht enthalten. Inwiefern die Zeichnungen als lustvoll empfunden werden, ist individuell zu beurteilen. Monaka Morinakas Stil ist unserer Meinung nach ausreichend freizügig. Weniger explizit als die meisten Hentai-Anime, aber pikanter als manch andere hierzulande bekannten Genrevertreter. Die Erotik ist hier kein Fanservice, sondern Kern der Geschichte.
Zusammenfassend können wir Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen für eingefleischte Ecchi-Fans durchaus empfehlen. Wer nach einem etwas anrüchigen Werk mit einer devoten Protagonistin sucht und sich zudem für Natsukis besondere Vorlieben begeistern kann, ist hier sicherlich sehr gut beraten. Die Altersempfehlung von ab 18 Jahren finden wir insgesamt als gerechtfertigt.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.