Ersteindruck zu Tamekous „The Male Bride“
Nachdem My Genderless Boyfriend nicht nur einer der ersten Hayabusa-Titel überhaupt, sondern zugleich auch das Deutschland-Debüt von Tamekou war, hat der Hamburger Verlag inzwischen nachgelegt. Mit The Male Bride wurde ein weiteres Werk der Mangaka lizenziert. Wir haben uns den ersten Band der Boys-Love-Reihe etwas genauer angeschaut.
Band 01 ist offiziell schon zum 03. Mai auf den Markt gekommen. Die Erstauflage samt der limitierten SNS Card war kurz nach Release nicht mehr lieferbar, inzwischen wurde allerdings der angekündigte Nachdruck ausgeliefert. Der Manga wartet mit einer Farbseite in dem rund 180 Seiten starken Gesamtumfang auf. Der Schriftzug sowie das Verlagslogo auf der Vorderseite sind darüber hinaus mit Relieflack überzogen und somit haptisch hervorgehoben. Während die gedruckte Fassung 8,00 € kostet, ist das E-Book für 6,99 € erhältlich.
Inhaltsbeschreibung
Von Kindesbeinen an hängt Lamhdan ganz besonders an seiner Zwillingsschwester Lala. Diese ist dem Sohn einer reichen Familie versprochen, mit dem das Heimatdorf der beiden viel Handel treibt. Als Lala kurzerhand mit einem anderen Mann durchbrennt, übernimmt notgedrungen Lamhdan ihre Rolle. Nach der feierlichen Zeremonie steht nun die Hochzeitsnacht an.
Natürlich weiß Lamhdan, dass seine Identität spätestens dann auffliegen wird. Für diesen Moment hat der androgyne Mann deshalb einen Plan vorbereitet: Nachdem er seiner Schwester genügend Zeit verschafft hat, möchte er seinen unfreiwillig angetrauten Ehemann Ulji mit einem Dolch ermorden und anschließend schnellstmöglich aus dem Palast fliehen.
Allerdings macht ihm eine Schale besonders starken Alkohols einen Strich durch die Rechnung. Die enorme Wirkung des Getränks sorgt schließlich dafür, dass sich Lamhdan auf den Akt mit Ulji einlässt. Obwohl die beiden miteinander intim werden, scheint der muskulöse Bräutigam nichts zu merken. Zumindest glaubt Lamhdan das zunächst …
Visualisierung
Zeichnerisch ist The Male Bride in Ordnung. Mangaka Tamekou hat die Außenlinien mit feinem Strich gezogen, diverse Rasterfolien füllen die Flächen im Vorder- und Hintergrund aus. Gelegentlich sind Details zu entdecken, etwa Pflanzengewächse oder ein Tischchen im Hintergrund. Das Highlight sind zweifelsohne die großflächigen Darstellungen, bei diesen sind ebenfalls einige interessante Feinheiten eingearbeitet. Fans von My Genderless Boyfriend dürften den Stil trotz des gänzlich andersartigen Settings wiedererkennen.
Ein Großteil der erklärten Handlung dreht sich um Erotik. Die Bebilderung dahingehend fällt jedoch eher nüchtern aus. Wie in der japanischen Originalausgabe ist der komplette Intimbereich zensiert, in Uljis unterer Körpermitte klafft so eine Art weißes „Lichtschwert“. Lamhdans Gemächt ist dagegen entweder durch Stoff bedeckt oder gar nicht zu sehen. An einzelnen Stellen ist die Anatomie eigentümlich beziehungsweise schlichtweg nicht realitätsgetreu, das irritiert beim Lesen.
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Seitens Hayabusa wird eine kurze Online-Leseprobe bereitgestellt. Diese enthält neben der erwähnten Farbseite ein paar Seiten aus dem ersten Kapitel. Im Handel ist die Reihe aufgrund der Altersempfehlung von 18 Jahren eingeschweißt. Somit ist es üblicherweise nicht möglich, vor dem Kauf noch einmal reinzublättern.
Fazit
Der Auftakt von The Male Bride hat sich ziemlich genau innerhalb unserer Erwartungshaltung bewegt. Um die Erotik ist eine dünne Story gesponnen. Mit voranschreitender Erzählung und dem Fokus auf Uljis Familie ist sich zwar um eine gewisse Inhaltstiefe bemüht, die sexuellen Passagen überschatten das allerdings. Ein Hauch von Romantik ist nur sehr eingeschränkt wahrzunehmen.
Wer gut inszenierten Smut erwartet, wird hier aber leider nicht unbedingt glücklich. Die Annäherung der beiden Figuren verläuft – zumindest für unseren Geschmack – sehr plump. Zeichnerisch ist die Umsetzung sicherlich mehr als zweckdienlich, von „hocherotisch“ und „bildgewaltig“, wie es der Hamburger Herausgeber selbst auf der Rückseite verspricht, möchten wir dagegen nicht sprechen. Dass es dabei bis zum Schluss kein Einvernehmen zwischen Lamhdan und Ulji gibt, entspricht leider dem bekannten Boys-Love-Klischee.
Unserer Meinung nach fehlt es den zwei Protagonisten zudem an Charakter. Das Ganze wirkt im Aufbau sehr simpel. Möglicherweise gelingt es jedoch den nächsten Bänden, entsprechend nachzuarbeiten – von der noch laufenden Reihe sind in Japan schließlich schon vier Bände erschienen. An mehreren Stellen wurden Teaser eingeflickt, die immerhin Hoffnung auf Besserung machen. Der Figurencast sollte nach dem ersten Band groß genug sein, um Entwicklungen in verschiedene Richtungen zu bewerkstelligen.
Das grundlegende Setting hat uns zusammenfassend nur bedingt überzeugen können. Insgesamt braucht es wohl einen gewissen Humor, um beim Lesen Spaß zu haben. Wie bei dem gut vergleichbaren The Titan's Bride gilt es, nicht alles zu ernst zu nehmen. Fans von Mangaka wie Yuo Yodogawa und Owal könnten hier auf ihre Kosten kommen, bei der Erotik ist hier mit Blick auf die Zeichnungen indessen weniger zu erwarten. Mit dem Feel-Good-Titel My Genderless Boyfriend hat The Male Bride im Prinzip nichts zu tun, beide Werke sind im Kern grundverschieden.
Abschließend bedanken wir uns bei Hayabusa für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.