Review zu „H.G. Wells - Der Krieg der Welten“ Band 02
Carlsen Manga! veröffentlicht seit einiger Zeit zu diversen Literaturklassikern, etwa Alexandre Dumas Der Graf von Monte Christo und Marguerite Duras' Der Liebhaber, die Comic-Umsetzungen aus Japan. Zuletzt ist nach diversen Lovecraft-Titeln erstmals auch ein auf H.G. Wells basierendes Werk in Manga-Form auf Deutsch gestartet: Der Krieg der Welten. Nachdem wir uns zuletzt den Auftakt etwas genauer angeschaut haben, steht diesmal der zweite Band im Mittelpunkt.
Der Hamburger Verlag gibt die insgesamt drei Bände als großformatige Klappenbroschur heraus. Für die Produktion wird jeweils hochwertiges Papier verwendet, der Druck sowie die Fadenbindung sprechen ebenfalls für gute Qualität. Band 02 hat einen Gesamtumfang von rund 180 Seiten. Als Preis sind 12,00 € für die Printausgabe beziehungsweise 6,99 € für das E-Book angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Im Jahr 1901 schlägt im britischen Maybury ein Zylinder auf der Erde ein. Zuerst lag der mysteriöse Gegenstand aus dem All nur ruhig in dem riesigen Krater, den er bei seinem gewaltigen Einschlag selbst verursacht hat. Doch schon bald darauf hat sich erste Aktivität gezeigt – mit einem gigantischen Hitzestrahl wurden unzählige Schaulustige ohne Warnung auf einen Streich brutal liquidiert. Von den Menschen im Aktionsradius sind lediglich einzelne Gliedmaßen übrig geblieben, der Rest ist in Sekundenschnelle zu Asche zerfallen.
Zufällig wurde ein Fotograf Zeuge von diesem weltverändernden Ereignis, er hat den Moment des Kriegsbeginns zwischen Menschen und den vom Mars stammenden Außerirdischen auf Film festgehalten. Aufgrund dieser hautnahen Erfahrung war er einer der ersten, dem die große Gefahr überhaupt in vollem Ausmaß bewusst wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Clara wollte er umgehend fliehen, diese beruhigte jedoch und verwies auf die bereits ausgerückte Armee. Zuletzt wurde jedoch selbst das Elite-Militär nahezu vernichtend geschlagen.
Jetzt befinden sich das Ehepaar zusammen mit einem Priester auf der Flucht Richtung Leatherhead. Der Fotograf muss allerdings noch einmal umkehren – er hat seine geliebte Kamera in Maybury verloren. Während er sich also auf den Weg zurück macht, bewegen sich die dreibeinigen Kampfeinheiten der Marsianer entlang der Themse immer weiter in Richtung London. Dort lebt der Bruder des namenslosen Protagonisten …
Visualisierung
Mangaka Hitotsu Yokoshima hat die Umrisse mit dünnen Strichen gezogen, insbesondere die Marsianer und ihre Hochtechnologie werden durch die feinen Konturen genretypisch abgebildet. Rasterfolien dienen der weiteren Ausgestaltung und verleihen beispielsweise dem erklärten Zylinderkörper einen metallisch erscheinenden Glanzeffekt. Das schafft einen deutlichen Kontrast zur historischen Kulisse, wodurch der Science-Fiction-Aspekt automatisch stärker betont wird.
Darüber hinaus, zum Beispiel in Bezug auf das Charakterdesign und die gezeigte Architektur, sind Anklänge an den Fotorealismus geleistet, der Comic bleibt aber stets als solcher zu erkennen. Die mangatypischen Stilmerkmale beschränken sich bei H.G. Wells - Der Krieg der Welten vorwiegend auf die Schwarz-Weiß-Optik und die Seitenaufteilung sowie die fernöstliche Leserichtung. Die Zeichnungen sind in ihrer Gesamtwirkung westlich geprägt. Da die Erzählung im alten England angesetzt ist, passt das sehr gut.
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Der Manga ist nicht eingeschweißt, normalerweise kann daher im Handel vor Ort ohne Probleme durch das Softcover-Großformat geblättert werden. Alle Interessierten können sich zudem mittels der kostenlosen Online-Leseprobe einen eigenen Eindruck von dem Werk verschaffen. Mit der verlinkten Preview sind zwei Drittel des ersten Kapitels abgedeckt.
Fazit
Durch den Auftakt ist das grundlegende Setting um die attackierenden Marsianer bereits gesetzt, daran wird im Verlauf des zweiten Bands weiter angeschlossen: Die marsianischen Dreibeine gehen immer weiter zum aktiven Angriff über, beginnen eine regelrechte Jagd. Gleichzeitig feiern die Menschen-Soldaten erste kleine Erfolge, die zeigen, dass die riesigen Kampfmaschinen keinesfalls unbesiegbar sind. Trotz der technologischen Überlegenheit der Angreifer, ist die Menschheit somit noch nicht verloren. Wer nicht schon mit dem Original oder einer der anderen zahlreichen Umsetzungen vertraut ist, kann insofern gespannt auf den Abschluss blicken.
Aufgrund der hohen Erzähldynamik, die durchaus eine zentrale Stärke der vorliegenden Umsetzung ist, ist gleichzeitig aber ungewiss, ob nur ein weiterer Band ausreichend ist, um die Geschichte zufriedenstellend abzuschließen. Insbesondere weil in Band 02 ein neuer Handlungsbogen um den Bruder des Fotografen eröffnet wird, ist nicht gesichert, dass der verbleibende Platz genügt. Das ist wohl bis zum Release Ende Oktober abzuwarten.
Fans des Krieg der Welten-Universums können von dem Manga inhaltlich zwar kaum etwas Neues erwarten, sich dafür aber gegebenenfalls an der Bebilderung von Hitotsu Yokoshima erfreuen. Durch die historisch angepassten Charakterdesigns und die detailorientierten Ausarbeitungen wird die retrofuturistische Atmosphäre des Werks stilgetreu eingefangen. Sicherlich wird durch den angedeuteten Realismus innerhalb der Zeichnungen auch das Graphic-Novel-Publikum angesprochen.
Die Aufmachung der deutschsprachigen Ausgabe ist makellos, die großformartige Klappenbroschur sowie die gebotene Qualität bei Papier und Bindung gefallen. Mit 12,00 € pro Band ist die gedruckte Fassung unserer Meinung nach sehr fair eingepreist. Insbesondere Sammler dürften hier zufrieden sein.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.