Review zum Abschluss von „Die Blumen des Bösen - Aku no Hana“, Sammelband 04 + 05
Nachdem Manga Cult im vergangenen November mit der Veröffentlichung einer Sammelbandausgabe von Die Blumen des Bösen - Aku no Hana begonnen hat, liegen nun alle Bände auf Deutsch vor. Damit ist hierzulande zum ersten Mal überhaupt ein Werk von Shuzo Oshimi erschienen. Wir haben das Finale inzwischen gelesen und berichten euch in diesem Artikel von unseren Eindrücken zu dem Gesamtwerk.
Für den vorliegenden Release wurden die elf Original-Taschenbücher in fünf dickeren Sammelbänden zusammengefasst. Während der Auftakt als 3-in-1-Buch für 20,00 € herausgegeben wurde, kosten die vier folgenden Doppelbände je 15,00 €. Dafür wird jeweils eine Aufmachung als Softcover-Großformat mit dezenter Spotlack-Veredelung von Schriftzug und Logo geboten. Farbseiten und Extras sind allerdings nicht enthalten, ebenso wenig wie die verschiedenen Coverdesigns der japanischen Veröffentlichung.
Inhaltsbeschreibung
Alles begann damit, dass Takao im leeren Klassenzimmer zufällig den Turnbeutel von seiner heimlichen Liebe Nanako gefunden hat. Er konnte der Versuchung, einmal hinzugreifen, einfach nicht widerstehen. In einem Moment der Panik hat er das Trikot und die Sporthose reflexartig eingesteckt. Natürlich sorgte das in der gesamten Schule für Aufregung – doch viel schlimmer für den Mittelschüler: Er wurde von Sawa beobachtet.
Seine verschrobene Klassenkameradin versprach ihm daraufhin zwar, das Gesehene als Geheimnis für sich zu behalten, doch im Gegenzug musste er ein „Pakt“ mit ihr schließen. Mit ihrem Wissen als Druckmittel hat sie Takao über die Zeit zu immer abstruseren Handlungen aufgefordert – dieser ließ sich mitreißen und ist auf alles eingegangenen, hat das Ganze sogar noch weitergesponnen. Während Sawa daran ein gewisses Amüsement empfand, ist Takao zunehmend tiefer in den selbstzerstörerischen Kreislauf geraten, der die Grenzen pubertärer Rebellion schlussendlich weit überschritten hat.
© 2010-2012 Shuzo Oshimi. / Kodansha Ltd.
Nach den Vorfällen auf dem Sommerfest im dritten Sammelband, musste Takaos Familie wegziehen. Was mit Sawa geschehen ist, weiß er nicht. Schon bald trifft Takao mit Aya jedoch auf ein anderes Mädchen, das Sawa nicht nur sehr ähnlich sieht, sondern auch seine besondere Leidenschaft für anspruchsvolle Literatur teilt. Doch kurz darauf kommt der Moment, in dem er sich seiner Vergangenheit stellen muss …
Visualisierung
Zuletzt haben wir den realistisch anmutenden Zeichenstil von Shuzo Oshimi gelobt. Das möchten wir hier noch einmal bekräftigen. Obwohl an einigen Stellen, vornehmlich im Hintergrund, teilweise leicht skizzenhaft gearbeitet ist, ist die Darstellung im Vergleich zu „Mainstream“-Manga deutlich natürlicher. Das hilft, sich in die Geschichte einzufühlen.
Der gut organisierte Lesefluss trägt darüber hinaus zu einer ausgezeichneten Erzähldynamik bei. Neben dem geordneten Paneling, bei dem nur ganz gezielt aus dem klassischen Seitenaufbau ausgetreten wird, bestechen die großen Illustrationen. Diese erstrecken sich nicht selten über eine gesamte (Doppel-)Seite, warten mit zahlreichen Details auf und verleihen der Bildebene somit zusätzliches Gewicht.
© 2013-2014 Shuzo Oshimi. / Kodansha Ltd.
Dabei wiegt die Optik so schwer, dass der eigentliche Storyinhalt gelegentlich Gefahr läuft, ein wenig in den Hintergrund zu rücken. Es lohnt sich, nicht direkt nach dem ersten Anschauen weiterzublättern und die Betrachtung auf sich wirken zu lassen. Auch die textlosen Passagen verdienen Aufmerksamkeit, sie sind schließlich kein bloßes Beiwerk, sondern Teil der Narration.
Manga Cult stellt auf der verlagseigenen Webseite zu jedem Band ein paar Innenseiten als kostenlose Leseprobe bereit, etwa hier zum ersten Sammelband. Um die Preview aufzurufen, ist auf das Cover zu klicken, danach kann nach rechts weitergeblättert werden. Für weitere Einblicke empfehlen wir, im Laden des Vertrauens vorsichtig reinzuschauen und die beschriebene Visualisierung direkt auf sich wirken zu lassen. Da der gesamte Release nicht eingeschweißt ist, sollte das in der Regel unkompliziert möglich sein.
Fazit
Mit dem fünften Sammelband wird die Geschichte um Takao insgesamt zufriedenstellend abgeschlossen. Das Ende hat zwar einen leicht offenen Charakter, gibt zugleich aber deutliche Ansätze für Interpretation. Mangaka Shuzo Oshimi wird damit der vorangegangenen Erzählung im Wesentlichen gerecht, an der etwas verschrobenen Atmosphäre ist bis zum Schluss festgehalten.
Das Werk ist unserer Ansicht nach vor allem für eine eher jugendliche Zielgruppe geschrieben beziehungsweise für eine solche, die über die eigene Pubertät (noch einmal) reflektieren möchte. Durch die eigenbrötlerischen Figuren hat das Ganze einen eigentümlichen Stil. Gerade das trägt allerdings maßgeblich zur Spannung bei – es ist nie klar, was als nächstes passiert. Gleichzeitig fehlt es, wie wir finden, den Figuren jedoch an zu erwartender Logik und Tiefe. Bis zum Schluss verbleibt der Cast recht oberflächlich. Das trifft insbesondere auf Aya zu, die erst im zweiten Part auftritt.
Die angesprochene Unterteilung ist grundsätzlich interessant. Auf der einen Seite verläuft die Handlung so schnell, dass kaum Raum für eine dezidierte Charakterentwicklung ist. Auf der anderen Seite ist eben diese Dynamik in Kombination mit den großflächig angelegten Zeichnungen eine zentrale Stärke der Reihe. Diese animiert dazu, alle Kapitel am Stück zu lesen. Mit Blick auf das nachklingende Gesamterlebnis hätten wir uns aber noch ein wenig mehr Feinarbeit in Bezug auf die psychologischen Aspekte gewünscht.
Zusammenfassend ist Die Blumen des Bösen - Aku no Hana also ein schneller Read, der durchaus Spaß machen kann, aber nicht überschätzt werden sollte. Fans von Titeln wie Gute Nacht, Punpun und Boy's Abyss könnten hieran ebenfalls Freude haben. Wer außerdem an weiteren Werken von Shuzo Oshimi interessiert ist, kann ab sofort auch Blood on the Tracks auf Deutsch lesen. Band 01 ist zum Monatsanfang bei Manga Cult erschienen.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung der entsprechenden Belegexemplare.