Review zu „Dorohedoro“, Sammelband 07
Während Mangaka Q-Hayashida in Japan an ihrer neusten Reihe Dai Dark arbeitet, schreitet hierzulande der Release von Dorohedoro weiter wie geplant voran. Inzwischen ist bereits der siebte Sammelband auf Deutsch erhältlich. Wir haben die jüngste Fortsetzung inzwischen gelesen und berichten in diesem Artikel von unseren Eindrücken dazu.
Manga Cult fasst in der sogenannten Perfect Edition zu Dorohedoro die 23 Original-Tankobons in elf großformatigen Sammelbänden zusammen. Nachdem der Auftakt als 3-in-1 erschienen ist, handelt es sich bei den weiteren Bänden jeweils um Doppelbände. Ab dem siebten Band fallen diese jeweils merklich dick aus: zum Preis von 15,00 € werden diesmal rund 390 Seiten geboten. Zudem wartet die Buchaußenseite erneut mit einer speziellen Spotlack-Beschichtung in Schuppenoptik auf.
Inhaltsbeschreibung
In einer heruntergekommenen Stadt, die gemeinhin als das „Loch“ bezeichnet wird, leben die Bewohner in Armut und ständiger Furcht. Aus einer anderen Welt treten regelmäßig Magier durch mysteriöse Türen hinüber, um in den gesetzlosen Gebieten mit ihren Kräften frei zu experimentieren. Nur selten überleben die unfreiwilligen Versuchskaninchen das Aufeinandertreffen.
Genau an diesem Ort haben sich Caiman, damals noch in einen Reptilienkörper gebannt, und die Zeitmagierin Nikaido kennengelernt. Gemeinsam haben sie versucht, den auf Caiman lastenden Fluch zu lösen – nach aufwendigen Bemühungen ist das schließlich gelungen. Aus der Echse ist so wieder ein Mann geworden, doch seine Vergangenheit gibt weiterhin Rätsel auf.
Sicher ist, dass eine Verbindung zu der magierfeindlichen Organisation der Kreuzaugen besteht. Diese wiederum hat zuletzt die Kontrolle in der Welt der Magier übernommen, indem sie den ranghohen Zauberer En ermordet und dessen gigantischen Anwesen in Besitz genommen haben. Lediglich eine Handvoll von Ens engsten Vertrauten ist übriggeblieben und operiert nun im Untergrund, um ihren Boss wieder lebendig zu machen.
Während sich dieses Unterfangen als äußerst schwierig herausstellt, kommt es innerhalb der Kreuzaugen zu Unruhen. Auch hier steht das Oberhaupt im Mittelpunkt: Um wen handelt es sich bei dem mysteriösen Anführer überhaupt und welche Motive verfolgt er? Die obere Riege der Kreuzaugen steht vor diversen Ungereimtheiten, die schon jetzt den Zusammenhalt der im Aufbau befindlichen Neuordnung bedeuten könnten. Parallel erforscht Nikaido das volle Potenzial ihrer Kräfte …
Visualisierung
Die Dorohedoro-Reihe setzt sich optisch deutlich von Mainstream-Manga ab. Q-Hayashida gelingt es, die sinistre Atmosphäre der Erzählung nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch bildlich hervorragend aufzubauen. Dunkle Grautöne und Schwarz dominieren deutlich. Vereinzelte Darstellungen erinnern stilistisch an eine Art Kohlezeichnung. Die Mangaka setzt hier auf eine etwas verwaschen-düstere Optik. Allgemein sind immer mal wieder experimentelle Ansätze zu entdecken. Das gefällt uns sehr gut. Fein ausgearbeitete Details perfektionieren das gebotene Gesamtbild.
Während die Gore-Darstellungen zuletzt ein wenig reduziert wurden, ist sich bei Band 07 wahrlich nicht zurückgehalten: Das Aufschlitzen von Körpern und Teilen von Schädeln werden deutlich gezeigt. Aufgrund der Tatsache, dass es sich „lediglich“ um Zeichnungen handelt, ist der Gruselfaktor natürlich überschaubar – für Zartbesaitete ist das Werk allerdings eher nicht ausgelegt.
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Manga Cult stellt auf der offiziellen Verlagswebseite zu den ersten sechs Sammelbänden jeweils ein paar Innenseiten zur Ansicht bereit. Diese können im entsprechenden Produkteintrag mit einem Klick aufgerufen werden. Nur wenn seitlich der Schriftzug „Leseprobe“ zu sehen ist, ist eine Preview hinterlegt. Der Release ist nicht eingeschweißt. Daher ist es ebenfalls möglich, im Laden des Vertrauens vorsichtig reinzublättern.
Fazit
Im siebten Sammelband von Dorohedoro entwickeln sich die Geschehnisse weiter rasant. Die einzelnen Handlungsstränge sind inzwischen so komplex, dass es schwerfällt, allen (Sub-)Plots zu folgen. Dabei ist es weniger der große Figurencast, sondern viel eher die schiere Menge an zu verarbeitenden Informationen, die stellenweise ein wenig überfordern kann. Das Lesen benötigt definitiv Aufmerksamkeit und mehr als oberflächliche Erinnerungen an die vorangegangenen Kapitel.
Bis zu einem bestimmten Grad ist seitens Mangaka Q-Hayashida sicherlich ein gewisses Wirrsal gewollt. Man muss zugegebenermaßen auch nicht alles direkt verstehen, im Verlauf ergibt sich das richtige Verständnis zumeist automatisch. Hier gilt es also, den inneren Monk, der alles sofort verstehen möchte, bis zur Auflösung in Schach zu halten.
Nichtsdestotrotz würden wir Interessierten dazu raten, die Reihe am Stück zu lesen. Ähnlich wie Game of Thrones und American Horror Story, ist Dorohedoro merklich aufwendig inszeniert, das volle Potenzial wird sich wohl erst im Gesamten voll entfalten können. Alternativ dürfte ein Reread nach Abschluss der Veröffentlichung bislang unentdeckte Details ans Licht bringen. Wir freuen uns schon jetzt, den Manga irgendwann noch einmal zu genießen.
Dark-Fantasy-Fans kommen dank der geschaffenen Atmosphäre sicherlich auf ihre Kosten. Seit Band 01 nimmt die Spannung und Dynamik stetig zu. Jeder Band wartet dabei mit Überraschungen auf – ohne in unlogische Strukturen zu verfallen. Selbst nach über 90 Kapiteln verliert die Reihe nicht an Qualität. Ganz im Gegenteil: Die erklärte Vielschichtigkeit im Storytelling wirkt sich sogar äußerst positiv auf den bisherigen Verlauf aus. Durch die düster angelegten Zeichnungen wird das Ganze darüber hinaus stimmig visualisiert.
Unserer Meinung nach ist Dorohedoro eine der unterschätztesten Veröffentlichungen, die es aktuell auf dem deutschsprachigen Markt gibt. Insbesondere das Seinen-Publikum, das sich für Titel wie Berserk und Chainsaw Man begeistert, sollte hier nicht vor dem Lesen zurückschrecken. Die Ausgabe von Manga Cult überzeugt zudem durch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Für fast 400 Seiten im Großformat halten wir 15,00 € in diesem Fall für angemessen. Lediglich die fehlenden Farbseiten trüben die Freude an der Aufmachung ein wenig.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.