Gesamt-Review zu „Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben“
Obwohl Hayabusa merklichen Fokus auf homoerotische Programminhalte legt, wird das Angebot zunehmend diverser. Mit Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben ist vor Kurzem eine neue Thriller-Kurzreihe bei dem Label erschienen. Passend zum Release des Abschlussbands haben wir uns das gesamte Werk genauer angeschaut. Im Folgenden fassen wir unsere Eindrücke zusammen.
Der Hamburger Verlag hat die insgesamt drei Bände zwischen März und August im zweimonatlichen Rhythmus als Softcover-Großformat herausgegeben. Pro Band wird ein Umfang von ungefähr 190 Seiten sowie dezent bedruckte Cover-Innenseiten geboten. Für die Produktion wurde leicht dickeres Papier verwendet. Während die Printfassung 10,00 € pro Band kostet, liegt die E-Book-Ausgabe bei je 7,99 €.
Inhaltsbeschreibung
Bei einem gemeinsamen Ausflug ist Jinsukes Familie zufällig auf die Täter des 500-Millionen-Yen-Raubs getroffen. Der Vater hatte gerade seine geliebte Fotokamera in der Hand und daraufhin kurzerhand den Auslöser gedrückt. Zwei der Verbrecher wurden damit auf frischer Tat erwischt. Mit dem Foto als Beweis in der Hand, wendet er sich an die Polizei. Kurz darauf wird der Vater erschossen. Nur mit letzter Kraft gelingt es ihm, seine Frau zu warnen.
Diese versteht sofort und flüchtet Hals über Kopf mit ihrem Sohn. Ein Jahr später leben die beiden nun in einer kleinen Wohnung. Jeden Tag arbeitet die Alleinerziehende hart, um für den benötigten Lebensunterhalt aufzukommen. Gerade steht Jinsukes zehnter Geburtstag an. Trotz der betrübenden Umstände ist die Stimmung an diesem Abend ausgelassen – bis Jinsukes Mutter plötzlich durch einen Schuss in den Hinterkopf brutal getötet wird.
SUZUKI-SAN WA TADA SHIZUKA NI KURASHITAI © 2014 by HIROHISA SATO / COAMIX
Mit einer Beschwerde über den Lärm der Geburtstagsfeier in der Hand wird die Nachbarin Frau Suzuki unfreiwillig Zeuge von diesem Vorfall. Als der Angreifer die Waffe daraufhin auf sie richtet, dreht diese den Spieß überraschend um und erschießt den Einbrecher. Wie sich herausstellt, ist die junge Frau eine professionelle Auftragskillerin.
Eigentlich, so sagt sie, möchte sie nur ein ruhiges Leben führen. Doch jetzt droht sich ihr Alltag zu verkomplizieren. Frau Suzuki hat keine Wahl: Sie muss sich erst einmal zurückziehen, um die Lage genauestens analysieren und dann einen Plan für das weitere Vorgehen zu entwickeln. Dabei bleibt ihr nichts anderes übrig, als auch den kleinen Jinsuke, der alles hautnah gesehen hat, vorerst mitzunehmen.
Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei den mysteriösen Verfolgern nicht um einfache Kriminelle, sondern um mächtige Funktionäre aus der höchsten Polizeibehörde Japans handelt. Diese versuchen um jeden Preis, alle Spuren zum 500-Millionen-Yen-Raub zu verwischen. Frau Suzuki kommt als Mitwisserin nicht mehr so einfach aus der Sache raus und ist schließlich gezwungen, zu reagieren.
Zusammen mit Jinsuke flüchtet sie in eine abgelegene Küstenregion. Auf ihrer Flucht lernen sie einander schließlich besser kennen. Frau Suzuki kennt das Gefühl, ohne Eltern zu sein, und baut daher schnell – wenn auch ungewollt – Sympathie für das zur Waise gewordene Kind auf. Verbunden durch ihre Einsamkeit nimmt die Geschichte über das ungleiche Duo ihren Lauf …
Visualisierung
Stilistisch sticht Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben nicht groß aus der Masse heraus. Die Zeichnungen sind aber keinesfalls schlecht – ganz im Gegenteil. Hirohisa Sato präsentiert mit geübtem Strich eine großflächig angelegte Optik, in die verschiedenste Details eingearbeitet sind. Das Format der deutschsprachigen Ausgabe unterstützt die inneliegende Dynamik zusätzlich.
Durch Grauabstufungen und Rasterfolien wird den einzelnen Bildern Struktur verliehen, (digital) getuschte Flächen verleihen dem Ganzen ebenfalls Kontrast. Auf diesem Weg wird eine leicht düstere Atmosphäre aufgebaut. Trotz des Settings ist die Gewaltdarstellung moderat – über Schusswunden und Blut hinaus ist wenig zu sehen. Entsprechend ist der Manga nicht nur für Hardcore-Genre-Fans geeignet.
Hayabusa stellt für alle Interessierten eine kostenlose Online-Preview bereit. Die rund 40 Seiten entsprechen dem gesamten ersten Kapitel. Im Handel kann für weitere Einblicke vorsichtig reingeblättert werden – im Gegensatz zu Band 02 und 03 ist der Auftaktband nicht eingeschweißt. Der Verlag empfiehlt das Lesen ab 16 Jahren.
Fazit
Mit insgesamt drei Bänden ist Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben ziemlich überschaubar. Sowohl inhaltlich als auch erzähltechnisch. Vom Grundprinzip her ist die Kurzreihe zwar durchaus gelungen, durch die Dichte erscheint die Inszenierung aber sehr gekünstelt – alles geschieht Schlag auf Schlag, dabei ist viel „Zufall“ im Spiel. Es mangelt an einem gewissen Realismus. Diverses bleibt zudem ungeklärt. Das Ende ist daher nur bedingt zufriedenstellend.
Darüber hinaus bedient sich der Dreiteiler reichlich an weitverbreiteten Tropes. Wer bereits mit verschiedenen Geschichten rund um Auftragskiller-Thematiken vertraut ist, wird sicherlich einiges wiedererkennen. Die dramatische Kindheit von Frau Suzuki, die bei Werken dieser Art geradezu obligatorisch scheint, ist dafür ein besonders eingängiges Beispiel.
Nur gelegentlich wird sich um eigene Akzente bemüht, etwa die aufkommenden Muttergefühle gegenüber Jinsuke. Bei den Emotionen der beiden Hauptfiguren vermissen wir allerdings den Tiefgang, dafür war im beinah gehetzten Storyverlauf leider kaum Raum. Die ausgeprägte Tsundere-Persönlichkeit der Auftragskillerin erfindet das Rad nicht neu.
SUZUKI-SAN WA TADA SHIZUKA NI KURASHITAI © 2014 by HIROHISA SATO / COAMIX
Für das einfache Vergnügen zwischendurch ist der Manga trotzdem wie erwähnt nicht schlecht – Grund dafür ist vor allem die Erzähldynamik. Dank der gebotenen Action in Kombination mit den großflächigen Zeichnungen und dem bildfokussierten Storytelling fliegt man beinahe durch die insgesamt rund 570 Seiten – unsere Gesamtlesezeit lag schätzungsweise bei etwas weniger als 90 Minuten.
Die von Hayabusa gebotene Aufmachung ist absolut in Ordnung. Das etwas dickere Papier und die festere Coverpappe sind uns sogar sehr positiv aufgefallen. Mit 10,00 € pro Band liegen die Großformate im gewohnten Preissegment. Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben ist beispielsweise für Fans von Violence Action und Candy & Cigarettes empfehlenswert. Gerade zu letzterem sind gewisse Parallelen zu erkennen.
Abschließend bedanken wir uns bei Hayabusa für die unverbindliche Bereitstellung von entsprechenden Belegexemplaren.