Review zum Abschlussband der Luxury Edition von „Mila Superstar“
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Mit der Lizenzierung von Mila Superstar hat Egmont Manga wohl für eine der größten Überraschungen der vergangenen Jahre gesorgt. Dank des Berliner Herausgebers liegt die gesamte Reihe nun zum ersten Mal überhaupt auf Deutsch vor – als Luxury Edition. Wir haben uns den vierten und damit zugleich finalen Sammelband der Veröffentlichung inzwischen genauer angeschaut. Im Folgenden berichten wir über unsere Eindrücke zum Abschluss und präsentieren unser Gesamtfazit.
Bei dem vorliegenden Release wurden die zwölf Bände der Original-Taschenbuchausgabe auf vier Sammelbände aufgeteilt, als Vorlage diente die japanische Pocket Edition. Die Produktion ist als Hardcover-Großformat gefasst. Frontcover und Buchrücken sind mit Spotlack veredelt, dadurch werden das Motiv auf der Vorderseite sowie der Schriftzug Mila Superstar je nach Lichteinfall dezent hervorgehoben. Ein Rückenbild rundet das Ganze ab.
Während die ersten beiden Sammelbände jeweils rund 500 Seiten zählen, warten Band 03 und 04 mit einem Gesamtumfang von etwa 670 Seiten auf. Preislich liegen die vier Bücher je nach Seitenzahl bei 25,00 € oder 30,00 €. Für die komplette Geschichte auf rund 2340 Seiten sind demnach 110,00 € zu bezahlen. Die E-Book-Fassung wird für 14,99 €, insgesamt also 59,96 €, angeboten.
Gedruckt ist auf weißes, aber dünnes Papier. Qualitativ in Ordnung, aber kein Highlight – die Seiten scheinen nicht selten durch. Gleichwohl hätte sich Papier mit höherer Grammatur wohl unmittelbar auf das Gewicht ausgewirkt. Mit bis zu 950 Gramm pro Band ist die Luxury Edition bereits jetzt merklich massiv. Insofern ist die Entscheidung des Verlags durchaus nachvollziehbar.
Inhaltsbeschreibung
Mila ist von der Hauptstadt in die japanische Provinz gezogen. Dort ist sie dem Volleyball-Klub ihrer neuen Schule beigetreten. Nach einigem Hin und Her ist es der Mädchenmannschaft schließlich gelungen, zu einer festen Einheit zusammenzuwachsen. Mit dem Sieg über die Sowjetunion bei der Junior-Weltmeisterschaft hat das Team den ersten großen Erfolg gefeiert.
Inzwischen sind die Schülerinnen in der Oberstufe. Dort verfolgen sie ihren Traum, einmal zur besten Mannschaft Japans aufzusteigen. Kurz bevor die Vorrunden des wichtigen Interhigh-Turniers starten, stößt dem Volleyball-Klub mit Kyoko ein neues Mitglied hinzu. Die Klassenkameradin Milas ist als Streberin verschrien, die ausschließlich an ihren eigenen Zensuren interessiert ist. Es kommt zu Reibereien.
ATTACK NO. 1 - POCKET EDITION - © 2003 by Chikako Urano / HOME-SHA Inc.
Für das Team der Fujimi-Oberschule wird das eine weitere Zerreißprobe. Nachdem Mila Kyoko im Training besonders hart rannimmt, droht die Situation zu eskalieren. Die Stimmung fällt auf einen Tiefpunkt. Wieder einmal stehen die Mädchen vor einem großen Konflikt – und das ausgerechnet vor dem wichtigen Qualifikationsturnier.
Während in Japan die verschiedenen Oberschulen um den Titel der stärksten Oberschulmannschaft rivalisieren, wird auch im Ausland hart trainiert. Vor allem die Teams der Sowjetunion und der Tschechoslowakei könnten in Zukunft zur Gefahr für die Mädchen aus Japan werden …
Visualisierung
Im Original ist Mila Superstar zwischen Januar 1968 und Dezember 1970 im Margaret-Magazin von Shueisha erschienen. Durch die plastischen Frisuren und die kugelrunden Augen samt den auffallend ausgeschmückten Wimpern sowie die verschiedenen Funkeleffekte sieht man dem Werk den Entstehungszeitraum zweifelsohne an. Gerade das beschert der Optik rund ein halbes Jahrhundert später den entsprechenden Retro-Charme.
Mangaka Chikako Urano hat die gesamte Reihe analog gezeichnet, die Konturen sind einfach, aber sauber. Auch der Seitenaufbau ist simpel gehalten. Das kleinteilige Paneling fasst die verschiedenen Bewegungsabläufe während der Volleyball-Matches gezielt in einzelne Bilder, Speedlines verleihen dem Geschehen zusätzliche Dynamik. Damit wird fortlaufend ein Ausgleich zu der ansonsten recht textreichen Inszenierung geschaffen.
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Egmont Manga stellt allen Interessierten eine kostenlose Leseprobe bereit. Mit den rund dreißig Seiten kann sich ein eigenes Bild von der Visualisierung verschafft werden. Wer bereits die angesprochene Anime-Adaption kennt, dürfte die Optik direkt wiedererkennen. Im Handel vor Ort kann nicht durchgeblättert werden, der Release ist zum Schutz standardmäßig eingeschweißt.
Fazit
Obwohl Mila Superstar eine fortlaufende Geschichte erzählt, ist die Erzählstruktur episodisch angelegt. Dabei ist der Aufbau der einzelnen Handlungsstränge im Prinzip relativ identisch: Immer stehen Mila und die anderen Mädchen vor einer bestimmten Schwierigkeit. Zunächst scheint die Aufgabe nahezu unüberwindbar, aber hartes, züchtigendes Training und klärende Gespräche nach einer Partie Volleyball helfen schließlich dabei, die betreffende Hürde zu nehmen. Auf diese Weise wird der Teamcharakter mit Mila als zentraler Figur immer wieder aufs Neue unterstrichen. Gleichzeitig kann sich dieses stark repetitive Muster auf das Lesevergnügen auswirken.
Da kommen die Einflüsse aus dem Privatleben einzelner Figuren gelegen. Mila wird im Verlauf der letzten beiden Sammelbände von zwei Schicksalsschlägen getroffen. Das Drama intensiviert sich somit auch außerhalb des Spielfelds, wodurch effektiv Abwechslung geboten wird. Passend zur Shoujo-Natur der Geschichte wird Richtung Ende auch die erste Liebe thematisiert. Das fordert Mila auf ihrem Weg zur Weltspitze heraus.
ATTACK NO. 1 - POCKET EDITION - © 2003 by Chikako Urano / HOME-SHA Inc.
Jener Weg ist mit Blick auf den vorliegenden Abschlussband leider nicht erschöpfend erzählt. Im letzten Viertel verläuft der Manga überraschend schnell, alles geschieht Schlag auf Schlag – und ohne definitives Ende. Das stellt, offen gesagt, nicht zufrieden. In Japan ist mit den zwei (Original von Chikako Urano) beziehungsweise drei Bänden (Remake von Kanon Ozawa) von Shin Attack No. 1 zwar ein Sequel erschienen, doch dieses ist weder für den deutschsprachigen Raum in Sicht noch gilt es als zureichendes Finale der Reihe. Entsprechend ist sich hier mit einem unvollendet wirkenden Ausklang zu arrangieren. Unserem Empfinden nach fehlt der emotionale Höhepunkt.
Wer mit Mila Superstar, bedingt durch den TV-Anime, vor allem ein Gefühl von Nostalgie verbindet oder sich ganz allgemein für Sport- und / oder Retro-Titel interessiert, kann sicherlich – zumindest in Teilen – darüber hinwegsehen. Schließlich sind die Gefühle rund um den Titel, die Meta-Ebene, die eigentliche Stärke. Nicht zuletzt das Wissen, dass (ehemalige) Profi-Volleyballerinnen wie Heike Beier, Susanne Pfeiffer und Ina Schulze durch die Serie in ihrem Lebensweg geprägt wurden, macht das Werk für Sport-Interessierte zu etwas Besonderem. Auch der Einfluss in Japan ist von enormer Tragweite. Sich das zu vergegenwärtigen, hat das Potenzial, auf die eigene Wahrnehmung einzuwirken.
Letztlich ist die Kaufentscheidung natürlich vor allem individuelle Abwägungssache. Uns hat die Geschichte, schon allein aufgrund der kulturellen Bedeutung, gut gefallen. Insbesondere der liebenswerte Zeichenstil mit dem kultigen Charakterdesign von Mangaka Chikako Urano, die nach japanischer Zeitzone heute ihren 76. Geburtstag feiert, hat bleibenden Eindruck hinterlassen. In Mila Superstar liegt ein unschätzbarer Zeitgeist. Diesen zu erleben, kann die Schwächen im Storytelling stellenweise aufwiegen.
Die Aufmachung von Egmont Manga ist so weit gelungen. Mit den großformatigen Hardcover-Sammelbänden sind vier schöne Sammlerstücke für das eigene Regal geboten. Das Buchrückenmotiv wertet die Aufmachung zusätzlich auf. Bei dem verwendeten Papier mögen die Meinungen auseinander gehen, unserer Einschätzung nach ist hier ein guter Mittelweg zwischen Qualität und Lesekomfort gefunden. Mit je 25,00 € beziehungsweise 30,00 € pro Band scheint uns die Luxury Edition fair eingepreist, insbesondere da es sich um eine Erstausgabe handelt, bei der die gesamte Übersetzung beauftragt werden musste.
Wir schätzen zudem, dass das Material nicht entfremdet wurde. Auch die psychischen wie physischen Misshandlungen – damals durchaus an der Tagesordnung und damit ein Spiegel der Realität – werden ungefiltert wiedergegeben. Die verlagsseitige Distanzierung via Nachwort ist clever gelöst. Den Umständen wird damit gebührend Rechnung getragen, jedoch ohne Anpassungen auf inhaltlicher Ebene. Einzige Ausnahme ist der Vorname der Protagonistin, die im japanischen Original Kozue mit Vornamen heißt. Hier wurde sich, um den Willen der (Kindheits-)Erinnerungen, für die lokalisierte Form – Mila – entschieden. Kein Stolperstein und eine nachvollziehbare Entscheidung, meinen wir.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars.