Ersteindruck zu „Hitorijime My Hero“
Im Rahmen der vergangenen Programmbekanntmachungen hat Manga Cult einen Sammelschuber zu Hitorijime My Hero angekündigt. Wir haben uns passend dazu die Boys-Love-Reihe genauer angeschaut. Im Folgenden berichten wir von unseren Eindrücken zu den ersten beiden Bänden.
Der Ludwigsburger Verlag veröffentlicht das Werk als Softcover-Großformat. Während der Auftakt 170 Seiten zählt, weist Band 02 mit rund 210 Seiten einen deutlich erhöhten Gesamtumfang auf. Darin ist jeweils eine Hochglanz-Farbseite enthalten. Darüber hinaus wartet die deutschsprachige Ausgabe mit farbig bedruckten Innencovern auf. Für den Manga sind 10,00 € pro Band zu bezahlen, eine E-Book-Fassung wird bislang nicht angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Weil seine Mutter ihre Kunden direkt in der Wohnung empfängt, kann sich Masahiro kaum dort aufhalten. Ohne Freunde würde er nur einsam durch die Straßen ziehen. Deswegen hat sich der Jugendliche einer Gruppe von Rowdys angeschlossen, für die er aufopferungsvoll als „Profi-Laufbursche“ tätig ist. Diese Beziehung ist keinesfalls als kameradschaftlich zu bezeichnen, doch Masahiro ist es wichtig, überhaupt Anschluss gefunden zu haben. Insgeheim wünscht er sich seit Kindestagen an einen Helden, zu dem er aufblicken kann.
Mit Kosuke trifft er auf genau so jemanden. Der Endzwanziger ist nachts unterwegs, um die Halbstarken der Gegend mit seinen Fäusten und eindringlichen Worten zu „resozialisieren“. Ihm eilt dabei zwar ein Ruf als „Bärentöter“ voraus, Masahiro erkennt allerdings schnell, dass der andere Mann eigentlich sehr liebenswert ist. Das laute Magengrummeln von Kosuke am Abend des Kennenlernens führt dazu, dass Masahiro für die gesamte Familie und enge Bekannte, darunter Kosukes jüngerer Bruder Kensuke und dessen Freund Asaya, kocht. Daraus wird schließlich ein tägliches Ritual.
©2012, 2013 Memeco Arii. All rights reserved. / Ichijinsha Inc.
Beide entwickeln über die Zeit besondere Gefühle. Eine öffentliche Beziehung ist aber nicht möglich – Kosuke ist Masahiros Klassenlehrer und somit einer gewissen Moral verpflichtet. Trotz des Altersunterschieds von zwölf Jahren und dem gesellschaftlichen Tabu einer Schüler-Lehrer-Beziehung gehen die zwei schließlich ein besonderes Verhältnis ein. Mit dem ganzen Chaos auf der Gefühlsebene und dem Wunsch, sich körperlich anzunähern, wird alles noch komplizierter …
Visualisierung
Stilistisch bricht Hitorijime My Hero ein wenig aus bekannten Maßstäben aus. Mangaka Memeco Arii setzt einen harten Strich an. Einzelne Darstellungen erscheinen skizzenhaft. Rasterfolie verleiht, fein eingesetzt, Struktur – hier wirkt der Gebrauch stellenweise aber vielmehr übermäßig. Die Charakterdesigns ähneln sich gelegentlich, zum Unterscheiden der Figuren sind dementsprechend kleinere Details, etwa bei den Haaren, genauer als sonst üblich zu beachten.
Das Großformat hätte es den Zeichnungen wegen tendenziell also nicht benötigt. Jedoch hilft es, die Textmassen unterzubringen. Gleichwohl ist selbst damit nicht genügend Raum für alle Gedanken und Dialoge, die gewählte Schriftgröße fällt infolgedessen oft unangenehm klein aus. Auf diese Weise wird der Lesefluss direkt doppelt gehemmt. Das ist wirklich schade. Ein großflächigeres Paneling hätte dieser Problematik effektiv begegnen können. Nur gelegentlich erstrecken sich Illustrationen über eine gesamte (Doppel-)Seite.
Skizze: Masahiro und Asaya
Manga Cult stellt auf der Verlagswebseite ein paar Innenseiten zur freien Ansicht bereit. Mit einem Klick auf den seitlichen „Leseprobe“-Button oder das Cover kann kostenlos in den ersten und zweiten Band hineingeschaut werden. Alternativ ist es Interessierten möglich, im Laden vor Ort vorsichtig reinzublättern. Der Release ist nicht eingeschweißt.
Fazit
Der Einstieg in die Geschichte ist nicht unbedingt leicht, die dem Setting zugrundeliegende Figurenkonstellation erschließt sich nur langsam. Grund dafür ist wohl vor allem der Fakt, dass Hitorijime My Hero selbst als ein Spin-off entwickelt wurde. Mangaka Memeco Arii hat mit Hitorijime Boyfriend zuvor das Hauptwerk veröffentlicht. In dem Einzelband stehen Kosukes jüngerer Bruder Kensuke und dessen Freund aus Kindertagen, Asaya, im Mittelpunkt. Fans in Japan waren diese beiden Figuren beim Release dieser Reihe daher bekannt.
Wer bereits mit dem Franchise in Kontakt war, beispielsweise in Form des gleichnamigen TV-Animes, hat zu Beginn sicherlich entscheidende Vorteile. Für alle anderen heißt es durchhalten. Es braucht eine gewisse Weile, um sich einzufinden. Danach entfaltet sich die Handlung allmählich. Diese ist zwar nicht frei von bekannten Genre-Klischees, weiß durch ihre lockere Atmosphäre insgesamt aber zu gefallen.
Unserer Meinung nach sind die Figuren und ihre individuellen Charakterzüge die größte Stärke, dank des bunten Miteinanders wird gute Unterhaltung geboten. Die ernsten Untertöne rund um den Altersunterschied und andere Sorgen sind geschickt eingestreut, ohne zu dick aufzutragen. Mangaka Memeco Arii hat eine stimmige Balance gefunden.
Dagegen überzeugt der angelegte Lesefluss weniger, der hohe Textanteil – teilweise in Kombination mit der zu kleinen Schriftgröße – bremst die Erzählung immer wieder aus. Auch die Lokalisierung von Spitznamen, wie Ken-tan zu Kenny, stößt bei uns nicht auf Begeisterung. Der erklärte Zeichenstil ist Geschmackssache. Wir begrüßen den gebotenen Wiedererkennungswert im Wesentlichen.
Boys-Love-Fans scheinen uns mit Hitorijime My Hero durchaus gut beraten. Gerade weil längere Serien hierzulande noch immer selten sind, ist das Reinlesen sicherlich empfehlenswert. Mit Blick auf den komplizierten Start empfehlen wir, bei Interesse mindestens zwei Bände anzutesten. Die großformatige Aufmachung mit den bedruckten Innencovern und Farbseite zum Preis von je 10,00 € überzeugt.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung von entsprechenden Belegexemplaren.