Review zum Smut-Einzelband „Verführerisches Vermächtnis“
Ema Toyoma ist hierzulande für eine wahre Vielzahl an Werken bekannten – aus ihrer Feder stammen beispielsweise xx me!, Love Hotel Princess, Tell me your Secrets! und Vampire Dormitory. Mit Verführerisches Vermächtnis hat TOKYOPOP kürzlich einen neuen Einzelband der Mangaka auf Deutsch veröffentlicht. Wir haben die Kurzgeschichte gelesen und fassen zusammen.
Der Hamburger Verlag hat Verführerisches Vermächtnis offiziell zum 09. November in den Handel gebracht. Geboten werden rund 160 Seiten im Standard-Taschenbuchformat, Farbseiten oder andere etwaige Extras sind nicht enthalten. Die Printfassung kostet 7,50 €. Ob der Manga in Zukunft auch als E-Book erscheint, bleibt abzuwarten – bislang ist dahingehend nichts angekündigt.
Inhaltsbeschreibung
Kurz nachdem die Familie Drillinge adoptiert hat, sind Mahirus Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen. Seitdem sind einige Jahre vergangen, die junge Frau geht inzwischen zur Uni. Gemeinsam mit ihren attraktiven Brüdern lebt sie unter einem Dach – jeder der drei ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet: Shinya arbeitet als Arzt in einem großen Krankenhaus, Yuto ist als Friseur in einem angesagten Salon beschäftigt und Asahi auf dem besten Weg, ein landesweit bekannter Star-Schauspieler zu werden.
Eine plötzliche Nachricht reißt die Familie aus ihrem Alltag: Mahirus Großvater ist gestorben. Bei der Testamentseröffnung wird klar, dass er ein Erbe von 1,5 Milliarden Yen, etwa 11 Millionen Euro*, hinterlässt. Aufgrund von alten Traditionen, die einen männlichen Stammhalter vorsehen, kann die Summe nicht unmittelbar ausbezahlt werden. Stattdessen muss eine von zwei Bedingungen erfüllt sein: Entweder ehelicht Mahiru einen ihrer nicht-blutsverwandten Brüder oder einer der drei bringt sie um und übernimmt damit die Nachfolge als Familienoberhaupt.
Zunächst wird das Ganze als lächerliche Spinnerei eines alten Mannes abgetan, doch noch in derselben Nacht wird Mahiru direkt zweimal von Unbekannten angegriffen. Das erste Mal wird sie von hinten gepackt und danach leidenschaftlich geküsst, beim zweiten Mal hat es offenbar jemand auf ihr Leben abgesehen. Sicher scheint, dass ihre Brüder verwickelt sind … aber wer genau und warum?
*Anmerkung d. Redaktion: Wir haben uns bei der Beschreibung an der deutschsprachigen Ausgabe orientiert. An dieser Stelle ist die Übersetzung allerdings fehlerhaft. Im Original ist von 15 Milliarden Yen, also etwa 106,6 Millionen Euro, die Rede.
Zeichenstil
Qualitativ ist an der Bebilderung wenig auszusetzen. Ema Toyama realisiert ihre Zeichnungen mit feinem Strich. Die Linienführung ist sauber und präzise. Rasterfolien fügen Struktur und Kontraste hinzu. Zudem dienen sie der Ausgestaltung von Hintergründen. Mit Blick auf den Seitenaufbau ist ein großflächig angelegtes Paneling gegeben. In Verbindung mit dem eher geringen Textanteil stellt sich schnell ein beschwingter Erzählfluss ein.
Während die visuelle Präsentation im Allgemeinen gewöhnlich wirkt, sticht die eingebrachte Erotik heraus. Im Verlauf der Handlung wird Protagonistin Mahiru verführt. Dabei ist sie stellenweise oberkörperfrei zu sehen – unzensiert. Alles Weitere ist bedingt explizit, hier verstärken stattdessen Soundwords die Handlungen. Smut ist ein Teil des Mangas, aber nicht der Fokus. Das spiegelt sich entsprechend in Zeichnungen wider.
TOKYOPOP empfiehlt den Manga ab 16 Jahren zum Lesen. Folglich ist der Einzelband nicht eingeschweißt und kann bei Interesse im Handel vor Ort durchgeblättert werden. Alternativ steht eine Online-Leseprobe bereit. Mit dieser kann auf fast 50 Seiten das gesamte erste Kapitel kostenlos gelesen werden.
Fazit
Mit Verführerisches Vermächtnis präsentiert Ema Toyama erstmals einen Crime-Smut-Manga. Diese Genrekombination ist prinzipiell spannend, die hier präsentierte Umsetzung überzeugt uns allerdings nicht. Grund dafür ist der zu gehetzte Erzählverlauf. Alles geschieht Schlag auf Schlag. Innerhalb von nur vier Kapiteln ist die gesamte Geschichte aufgebaut und schon wieder durch – die einzelnen Figuren haben leider keinerlei Möglichkeit zu wirken. Gerade bei einem Reverse-Harem-Titel ist das schade. Die Auflösung ist aufgrund der limitierten Umstände bei aufmerksamem Lesen (ungefähr) zu erahnen. Darüber hinaus bleiben Logiklücken offen.
Dagegen gefällt der Zeichenstil. Wie von der Vampire Dormitory-Mangaka gewohnt, ist eine zeitgemäße Optik geboten. Die Charakterdesigns sind klar an das Bishounen-Ideal angelehnt, wodurch die enthaltene Erotik durchaus schön anzusehen ist. Auf inhaltlicher Ebene können die gelegentlichen Smut-Einflüsse jedoch irritieren.
Wem Werke in Richtung Meine wunderbaren Brüder, Liebe kennt keine Deadline! und Unwiderstehlicher S zusagen, kann an dem Manga trotzdem Freude haben – sofern mit realistischen Erwartungen an den Einzelband herangetreten wird. Darüber hinaus ist Verführerisches Vermächtnis vor allem etwas für alle Hardcore-Fans von Ema Toyama. Diese werden sicherlich verschiedene Überschneidungen zu anderen Werken der Mangaka finden, auch diese Entdeckungen dürften für Interessierte ihren gewissen Reiz haben.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem Belegexemplar unterstützt.



