Ersteindruck zu „Nie wieder Minirock!“
Die japanische Autorin und Zeichnerin Aoi Makino ist in Deutschland bereits für Werke wie The End of the World, REC: Der Tag, an dem ich weinte und HAL bekannt. Nun legt sie mit Nie wieder Minirock! eine weitere dramatische Erzählung vor. Den Auftaktband von dieser haben wir uns für euch vor Kurzem genauer angesehen – nun präsentieren wir unseren Ersteindruck zu der Geschichte.
Bereits seit Mitte November ist der erste Band von dieser auf Deutsch verfügbar. Der Hamburger Herausgeber altraverse hat diesen dabei mit einem Einführungspreis von 5,00 Euro (D) veröffentlicht. Exklusiv der Erstauflage des Mangas liegt zudem ein limitierter Shojo-Star bei. Farbige Abbildungen sind in dem Gesamtumfang von 176 Seiten – inklusive einigen Seiten Verlagswerbung – allerdings nicht enthalten.
Handlung
In der aktuellen Zeit erfreuen sich singende und tanzende Idols großer Beliebtheit in Japan; insbesondere der Girl-Group namens „Pure Club“ kommt in dem von Makino aufgeworfenen Setting hohe Aufmerksamkeit zu. Als bei einem Fantreffen die Lead-Sängerin Karen Amamiya verletzt wird, ändert sich die Zusammenstellung der Musik-Gruppe jedoch. Karen tritt aus dem Unterhaltungsgeschäft zurück.
Sie schneidet ihre langen Haare ab, distanziert sich von ihrem vormals geliebten Minirock und wechselt unter dem Namen Nina Kamiyama in ein reguläres Schulverhältnis, fern von der Hauptstadt Tokyo und ihren Eltern. Sie besucht nun eine Oberschule im ersten Jahr, dies entspricht in Deutschland der zehnten Klasse. Dort verhält sie sich reserviert, Freundschaften oder gar eine Beziehung romantischer Natur strebt sie nicht an.
Sie scheint gegenüber dem männlichen Geschlecht eine tiefe Ablehnung zu empfinden. Das traumatische Erlebnis ihrer Vergangenheit findet im Verlauf der Geschichte weitere Aufarbeitung. Als sie durch Hikaru, einem Klassenkamerad aus dem Judo-Klub der Schule, als das ehemals populäre Idol Karen Amamiya erkannt wird, drohen diese alten Wunden aufzureißen …
Zeichenstil
Die dramatischen Akzente der Geschichte setzt Mangaka Aoi Makino auch in der Bebilderung gelungen um. Um die bedrohliche Grundstimmung visuell darzustellen, setzt sie vermehrt auf starke Kontraste und große, dynamische Darstellungen innerhalb der einzelnen Panels. Aber auch traditionelle Shoujo-Elemente erfahren keine Vernachlässigung.
Auf große, runde Augen und die detailreich ausgearbeitete Darstellung von Frisur und Kleidung der Figuren ist in Nie wieder Minirock! keinesfalls zu verzichten. Attraktive Charakterdesigns werden effektiv mit den düsteren Komponenten der vorliegenden Geschichte gekreuzt – inhaltlich und zeichnerisch. Die optische Präsentation verbleibt allerdings der Altersempfehlung von 15 Jahren entsprechend.
Der Zeichenstil kann auch anhand der kostenfreien Leseprobe mit dem eigenen Geschmack abgeglichen werden. Diese ist an dieser Stelle für die potenziell interessierte Leserschaft durch den altraverse-Verlag hinterlegt. Ein Poster zu der Novität ist übrigens im Webshop des Herausgebers erhältlich; dieses ist für Fans der Serie sicherlich ein besonderes Highlight.
Storytelling
Bereits in vorherigen Werken Makinos wurden gesellschaftlich sensible Thematiken von der Künstlerin bearbeitet. Dieser Strömung folgt sie auch in Nie wieder Minirock! und beweist im Umgang mit der gesellschaftlichen Betrachtung von Frauen hohes Feingefühl. Mit der jungen Nina steht – oberflächlich gesehen – eine starke Persönlichkeit im Vordergrund, doch ist diese im Inneren ihrer Person verwundet. Die Aufarbeitung der vergangenen Geschehnisse ist ein zentrales Leitmotiv, dem diese Manga-Reihe folgt.
Zeitgleich beschreibt die berufserfahrene Autorin alltägliche Situationen von Frauen – in Japan und weltweit. Bei ihrer Erzählweise appelliert sie sicherlich an die Moral ihrer männlichen Leser und mahnt diese zu einem gesitteten Umgang. Ihr weibliches Publikum wird dagegen aufgerufen, sexuelle Belästigung nicht schweigend hinzunehmen. Dass sich zu Wehr setzen der richtige Schritt ist, findet Betonung.
Wenngleich die Geschichte fiktiv ist, sehen sich Frauen mit den aufgezeigten Problematiken teilweise alltäglich in ihrem Leben konfrontiert. Ein Missstand auf den zwar nicht nur die Japanerin hinweist, aber sie versteht es, diese emotionale Debatte durch die vorliegende Veröffentlichung zu bereichern. Neben den aufklärenden Faktoren ist das Drama zudem durch weitere Genre-Einflüsse ergänzt.
Fazit
Mit Nie wieder Minirock! hat Verlag altraverse einen – auch pädagogisch – wertvollen Titel in den eigenen Katalog aufgenommen. Obwohl auch Manga wie Lieb mich noch, bevor du stirbst und Liebe & Herz dem Dark-Shoujo-Segment zuzuordnen sind, weist der hier besprochene Titel die höchste Realitätsnähe auf. Auch die Crime-, Mystery- und Drama-Züge überzeugen in dieser Erzählung am Meisten.
Auch visuell überzeugte uns der Auftakt der Geschichte. Mangaka Aoi Makino distanziert sich in ihren Zeichnungen nicht von den Grundlagen der Shoujo-Kunst, sondern passt diese ihrer eigenen Richtung an. Das Werk bildet somit eine Kombination aus hübsch anzusehenden Figuren und dynamischen Wendungen. Das Storytelling deprimiert nicht, sondern klärt auf und ermutigt Mädchen in einer solchen Lage. Unabhängig vom eigenen Geschlecht, wird auch das Konzept der Zivilcourage hervorgehoben. Nicht Schweigen, sondern Handeln ist Gold!
Zum Abschluss bedanken wir uns bei altraverse für die Bereitstellung eines Belegexemplars, das diesen Ersteindruck für euch ermöglicht. Im Februar des nächstes Jahres erscheint die Fortsetzung auf Deutsch. Gegenwärtig befindet sich die Reihe aufgrund gesundheitlicher Probleme der Künstlerin im nicht definierten Hiatus – wann es weitergeht, ist unbekannt. Ein Abbruch der Serie ist seitens des japanischen Verlags allerdings ausgeschlossen, wie der Hamburger Herausgeber der Leserschaft hierzulande gegenüber versichert.