Review zu Band 02 der Light Novel von „Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon?“
Im vergangenen Jahr haben wir unseren ausführlichen Ersteindruck zu Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon? präsentiert. Mittlerweile liegt Band 02 auf Deutsch vor. Wir haben das zum Anlass genommen und die Geschichte weitergelesen. Nachfolgend berichten wir von unseren Gedanken dazu.
TOKYOPOP hat den zweiten Band offiziell zum 08. Februar veröffentlicht. Zum Preis von 14,99 € wird ein etwa 280 Seiten starker Gesamtumfang inklusive Farbseite und Ausklappposter geboten. Die Aufmachung als Softcover-Großformat entspricht dem inzwischen etablierten Verlagsstandard. Wahlweise steht die Light Novel auch für 11,99 € pro Band als E-Book zur Verfügung.
Inhaltsbeschreibung
Nach dem Tod seines Großvaters ist Bell Cranel nach Orario gekommen. Dort versammeln sich allerlei Abenteurer, die ihren Lebensunterhalt im örtlichen Dungeon – einem unterirdischen System mit zahlreichen Ebenen – bestreiten. Um für den Kampf gegen die in den Tiefen lauernden Monster gerüstet zu sein, sind die meisten auf das sogenannte Falna angewiesen. Dieser besondere Segen wird mit dem Eintritt in eine Familia von der vorstehenden Gottheit verliehen.
Bell hat sich nach seiner Ankunft in der Stadt der Göttin Hestia, und damit der unbedeutendsten aller Familias, angeschlossen. Obwohl das Leben der beiden aufgrund ihrer finanziellen Situation äußerst bescheiden ist, sind sie in ihrem Miteinander glücklich. Fast jeden Tag steigt der 14-Jährige in den Dungeon hinab, um Geld für den täglichen Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei levelt er nach und nach seine Statuswerte und gewinnt an Erfahrung hinzu.
Eigentlich dauert das Aufsteigen der eigenen Fähigkeiten lange Zeit, oft Monate oder Jahre – doch ein gewisser Skill ermöglicht es dem Jugendlichen, in Rekordgeschwindigkeit an Stärke hinzuzugewinnen, wenn in seinem Inneren Gefühle der Zuneigung bestehen. Von zahlreichen attraktiven und ihm mehr als freundlich gesinnten Damen umgeben, ist Bell dahingehend glücklicherweise rundum versorgt, sodass er sich zusehends steigert.
Rund zwei Wochen nach dem Kampf gegen den Minotaurus ist Bell längst wieder im Dungeon unterwegs. Mit zunehmender Kraft und Ausdauer möchte er nun in die tieferen Schichten vordringen, um seinen Verdienst zu steigern. Da kommt es ihm gerade gelegen, als die Supporterin Lili – offenbar per Zufall – ihre Dienste anbietet.
Ihre Aufgabe ist es, die von den Monstern fallen gelassenen Magiesteine, die später in der Gilde gegen Geld eingetauscht werden können, aufzusammeln und Bell den Rücken freizuhalten. Allerdings gehört das Mädchen der mysteriösen Soma-Familia an. Innerhalb Orarios genießt diese nicht den besten Ruf, ihren Mitgliedern werden Gier, Durchtriebenheit und ausufernde Rivalitäten vorgeworfen …
Storytelling und Bebilderung
Nach dem Prolog folgen fünf reguläre Kapitel mit je um die vierzig bis fünfzig Seiten und ein Zwischenkapitel. Innerhalb der Kapitel sind einzelne Passagen jeweils mit verschiedenen Symbolen voneinander abgegrenzt. Durch einen solchen Absatz werden beispielsweise Zeitsprünge oder Perspektivwechsel gekennzeichnet. Gleichzeitig trägt das Ganze zu einem dynamischen Erzählverlauf bei – im Gegensatz zu einem ganzen Kapitel lassen sich die kürzeren Absätze angenehmer lesen. Auch die balancierte Kombination von Beschreibungen und Dialog sorgen für einen angenehmen Schwung. Ein kurzer Epilog sowie ein ausführliches Charakterprofil zu Lily und ein Nachwort schließen den zweiten Band ab.
Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon ist sprachlich überwiegend einfach gehalten, damit steht das Werk prinzipiell einer breiten Leserschaft gegenüber offen. Die von Christopher Derbort aus dem Japanischen angefertigte und von Bernd Sambale lektorierte Übersetzung liest sich flüssig. Hinsichtlich der Formulierungen fallen mit einer Ausnahme – „Landformen“ als Bezeichnung für Bäume beziehungsweise Baumstämme – keine großen Stolpersteine auf. Die Rechtschreibfehler sind in ihrer Anzahl ebenfalls überschaubar.
Zur Unterstützung der individuellen Vorstellungskraft hat Suzuhito Yasuda die Illustrationen angefertigt. Neben den einleitenden Farbseiten, die diesmal Aiz, Hestia und Lili zeigen, sind ein paar wenige Abbildungen in Schwarz-Weiß enthalten. Stilistisch sind diese weitestgehend unauffällig, das rundlich angelegte Charakterdesign ist typisch für Light Novels dieser Art. Hinsichtlich der gebotenen Bildqualität erscheint der Druck verbesserungsfähig, die verschiedenen Graustufen sind leicht verwaschen.
Fazit
Der zweite Band setzt wenige Tage nach den Ereignissen aus dem Auftakt an. Mit der Supporterin Lili wird eine neue Figur vorgestellt, die den Cast zukünftig unterstützen wird. Ihrer Einführung ist reichlich Raum gewidmet, ein Großteil des Gesamtumfangs dient ihrer Person. Im kleineren Rahmen werden zudem weitere Handlungsstränge – etwa um Bells heimlichen Schwarm, die Schwertprinzessin Aiz Wallenstein, und die Göttin Freya – ausgebaut. Damit legt die Light Novel diesmal vor allem einen Fokus auf die Vorbereitung der kommenden Geschehnisse.
Moderater Fanservice ist immer wieder Teil des Humors. Dass dabei sowohl die Damen als auch Bell sexualisiert werden, ist zwar Geschmackssache, aber im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit durchaus willkommen. Des Weiteren reihen sich Missverständnisse, wie sie aus RomComs bekannt sein, in die zu erwartende Comedy ein. Mit Blick auf den Unterhaltungswert ist das Werk, wie wir finden, gelungen.
Obwohl Band 02 aus inhaltlicher Perspektive somit etwas dünn ist, gefällt die Umsetzung im Allgemeinen gut. Die zahlreichen Vorausdeutungen sind geschickt eingearbeitet, sie tragen weder auf noch geraten sie in Vergessenheit. Darüber hinaus schafft Autor Fujino Omori dank des gleitenden Übergangs von verschiedenen Erzählstilen und Sichtweisen eine angenehme Dynamik, die zum raschen Lesen einlädt. Die rund 280 Seiten sind schon in wenigen Tagen, wenn nicht Stunden, durch.
Insgesamt enttäuscht uns die vorliegende Fortsetzung also nicht. Auf die vereinzelten Illustrationen legen wir zugegebenermaßen wenig Wert, entsprechend fällt der angesprochene Druck in unserem Empfinden nicht nennenswert ins Gewicht. Wer kurzweilige Fantasy-Light-Novels mag, ist mit Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon? sicherlich nicht schlecht beraten, das gilt sowohl für die Fans der Anime-Adaption als auch Neueinsteiger. Interessierte finden an dieser Stelle eine kostenlose Online-Leseprobe.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem Belegexemplar unterstützt.