Besprechung zur Luxury Edition von „Mermaid Saga“
Mangaka Rumiko Takahashi ist für Werke wie Ranma 1/2 und Inu Yasha weltberühmt. Mit der Luxury Edition von Mermaid Saga ist kürzlich eine Hardcover-Gesamtausgabe ihrer Horror-Kurzgeschichte auf Deutsch erschienen. Wir haben uns den Release genauer angeschaut und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken.
Egmont Manga hat den etwa 750 Seiten starken Titel zum 18. Januar veröffentlicht. Enthalten sind alle drei beziehungsweise vier Original-Taschenbücher der Reihe. Für 32,00 € wird eine Aufmachung als Hardcover-Großformat geboten. Das verwendete Papier ist reinweiß und eher dünn – genau davon profitiert in dem Fall aber der Lesekomfort. Mit einem Gewicht von fast 1,2 Kilogramm und dank rundem Buchrücken liegt die Luxury Edition im Prinzip gut in der Hand. Eine E-Book-Fassung ist bislang nicht in Sicht.
Inhaltsbeschreibung
Eine Legende besagt, dass das Essen von Meerjungfrauenfleisch Unsterblichkeit verleiht. Während einige bewusst nach dieser streben und dabei wortwörtlich über Leichen gehen, ist Yuta ganz unwissentlich an die den Tod überwindenden Kräfte geraten. Doch das ewige Leben birgt Schattenseiten: In jenen, die ihre Liebsten altern und schließlich sterben sehen, wohnt eine ewig andauernde Einsamkeit.
Nach über 500 Jahren nimmt Yuta, in der Gestalt weiterhin ein junger Mann, das „Geschenk“ des ewigen Lebens zunehmend als Qual, als Fluch, wahr. Auf der Suche nach einem Weg, wieder normal zu altern, trifft er auf Mana. Das Mädchen soll in einem heiligen Ritual als Menschenopfer dienen. Nachdem er die mysteriöse Schönheit in letzter Sekunde rettet, erfährt Yuta, dass auch Mana unsterblich ist.
Die beiden entkommen und reisen fortan zusammen. Auf ihrem Weg ins Ungewisse, auf der Suche nach einer Meerjungfrau, die den auf ihnen liegenden Zauber aufzuheben vermag, treffen Yuta und Mana immer wieder Menschen, die mit der Sage um das Meerjungfrauenfleisch in Verbindung stehen. Wo es geht, versuchen sie zu helfen, doch großes Leid bleibt an keinem Ort aus …
Visualisierung
In Japan sind die Kapitel von Mermaid Saga zwischen 1988 und 2003 erschienen. Den gänzlich analog entstandenen Zeichnungen sieht man ihr Alter zweifelsohne an. Gerade darin liegt der besondere Charme. In Kombination mit dem typischen Charakterdesign von Rumiko Takahashi wird bereits auf den ersten Seiten der von Maison Ikkoku und weiteren Arbeiten bekannte Zeitgeist wiederbelebt. Ein Fest für Retro-Fans.
Mittels der Optik wird die inhaltlich gewonnene Atmosphäre zusätzlich unterstützt. Kräftige Kontraste und schwarze Flächen bauen eine bedrohliche Kulisse auf. Blut und Knochen sind zwar nicht fotorealistisch dargestellt, gleichwohl lässt der dynamische Lesefluss das gelegentlich vergessen. Großflächig angelegte Panels und die bildfokussierte Inszenierung forcieren die Erzählgeschwindigkeit, und damit die Action, geschickt. Zudem gefällt, dass die Hintergründe bei Gelegenheit aufgehübscht sind, etwa durch Naturmotive oder Mauerwerk.
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Zum Schutz vor Beschädigungen ist die Luxury Edition standardmäßig eingeschweißt, im Handel vor Ort kann deswegen nicht ohne Weiteres reingeblättert werden. Um die eigene Kaufentscheidung zu erleichtern, stellt der Berliner Verlag jedoch eine kostenlose Online-Preview bereit. Diese erlaubt es, die erste Episode Meerjungfrauen lachen nicht anzulesen.
Fazit
Die Mermaid Saga ist das wohl düsterste Werk der Inu Yasha-Mangaka. In einzelnen Episoden, wobei sich ein Handlungsabschnitt jeweils nur über ein oder zwei Kapitel erstreckt, werden verschiedene Tragödien rund um das legendäre Meerjungfrauenfleisch geschildert. Während zwischen den Zeitebenen ohne erkennbares Muster gewechselt wird, bleibt der inhaltliche Kern unverändert: Mit Unsterblichkeit ist stets großes Leid verbunden, das Yuta (und Mana) nicht selten in schaurige Kämpfe verwickelt.
Viele von Rumiko Takahashi erdachten Kurzgeschichten sind dabei mehr als schnell abgehandelte Action-Dramen. In ihnen spiegeln sich philosophische Gedankenströme wider, die den Wunsch nach ewigem Leben, wie er nur allzu häufig gehegt wird, kritisch hinterfragen. Trotz des vergleichsweise geringen Umfangs ist es der Künstlerin gelungen, die Emotionen im Zusammenhang mit den diverseren Konflikten herauszuarbeiten und so für das Publikum erfahrbar zu machen.
Darüber hinaus ist die subtile Entwicklung von Yuta und Mana interessant. Beide Figuren nähern sich im Verlauf ihrer Reise an. Darauf wird zwar nur gelegentlich eingegangen, für das ansonsten offen gestaltete Ende ist diese Beobachtung allerdings von Wichtigkeit. Denn seitens der Mangaka ist mit Blick auf das letzte Kapitel reichlich Raum für eigene Interpretationen gegeben, einen definiten Abschluss gibt es nicht.
Unserer Meinung nach steht Mermaid Saga für eine breite Leserschaft offen. Alle Interessierten können sich innerhalb des Werks auf selbstbestimmte Aspekte konzentrieren – von der mitreißenden Action über die tiefsinnigen Grundtöne bis hin zu den kunstvollen Zeichnungen sind zahlreiche Highlights geboten. Atmosphärisch erinnert die Miniserie beispielsweise an Yoshitoki Oimas To Your Eternity. Auch Fans von Inu Yasha dürften gut mit der Reihe beraten sein: Neben dem grundlegenden Aufbau und der Optik ist hier unter anderem der Bezug zur Folklore Teil der Schnittmenge.
Produktionstechnisch weiß die Luxury Edition ebenfalls zu überzeugen. Trotz der Gesamtlänge von um die 750 Seiten liegt die Hardcover-Gesamtausgabe weitestgehend bequem in der Hand. Obwohl es sicherlich zu empfehlen ist, das Buch während dem Lesen auf einem Kissen (oder Ähnlichem) abzulegen, ist das aufgrund des Gewichts von weniger als 1,2 Kilogramm nicht unbedingt nötig. Insofern ist die gewählte Dicke der Seiten in Ordnung, Grund zur Freude sind vor allem die reinweiße Papierfarbe und der saubere Druck.
Abschließend bedanken wir uns bei Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars.