Interview mit Minami – Mangaka von „Hitotsubana“
Passend zum bald erscheinenden siebten und gleichzeitig finalen Band der Reihe Hitotsubana, durften wir ein Interview mit Mangaka Minami führen, die uns Rede und Antwort zu unseren Fragen über ihr Werk stand.
Wir bedanken uns an der Stelle recht herzlich bei Carlsen Manga, die das Interview für uns organisiert haben, beim japanischen Verlag Shogakukan, der das Interview genehmigt hat und auch bei Minami-sensei selbst, für ihre Zeit und das aufschlussreiche Interview. Nachfolgend werden wir Minami-sensei mit Minami und uns selbst mit MP abkürzen. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview!
MP: Hallo Minami-sensei und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses kleine Interview mit uns nehmen.
MP: Minami-sensei, wie kamen Sie dazu, als Mangaka zu arbeiten? Seit wann zeichnen Sie bereits?
Minami: Seit meiner Grundschulzeit zeichne ich Manga und Mangaka zu werden, war immer mein Traum. Als Oberschüler habe ich mein Manga-Debüt gegeben, danach durfte ich aber etwa zehn Jahre lang nur One Shots zeichnen. Während ich bei einer Firma und als freiberuflicher Illustrator gearbeitet habe, habe ich aber immer weiter gezeichnet. So ging es dann, bis ich schließlich eine Serie zeichnen durfte.
MP: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und wie lang benötigen Sie, um ein Kapitel fertigzustellen?
Minami: Bei der Veröffentlichung in einem wöchentlichen Magazin arbeite ich von Montag bis Freitag zwischen 10 Uhr und 19 Uhr. So schaffe ich ein Kapitel. Alle zwei Wochen habe ich am Wochenende das Storyboard für zwei bis drei Kapitel erstellt. Soweit es keine Arbeit für den Band gab, konnte ich einmal pro Woche frei haben. Da ich Schlaf enorm wichtig finde, arbeite ich nicht die Nacht durch.
MP: Haben Sie Vorbilder oder Werke, die Sie inspirieren?
Minami: Hiromu Arakawa! Seit ihrem Debüt bin ich ein großer Fan von ihr. Musik inspiriert mich ebenfalls sehr. Wenn ich mir die Story überlege, höre ich immer Musik. Das treibt mich an. Musik ist ein einfacherer Zugang, um auf neue Ideen zu kommen. Außerdem kann man Musik gut während der Arbeit hören.
MP: Zeichnen Sie digital oder traditionell?
Minami: Ich zeichne das Storyboard und die Skizze analog, danach arbeite ich digital weiter.
MP: Hierzulande hören wir einige Stimmen, welche die Story in Hitotsubana als unrealistisch empfinden. Wir selbst denken jedoch darüber nicht so. Wie sollte Ihre Geschichte also aufgefasst werden: als Fiktion oder Realität?
Minami: Das ist in Japan genauso! Ich habe absichtlich nicht „eine Geschichte, die jedem passieren könnte“ erzählt, sondern eher „eine Geschichte, die gern jeder wollte, aber nicht realisierte“!
Es ist unmoralisch, dass eine unerfüllte Liebe in der Oberschule nach dem Motto „Ich will dich gewinnen!“ noch einmal versucht wird.
Was wir nicht machen sollten, wollte ich in meinem Manga zum Ausdruck bringen.
MP: Wie kamen Sie auf die grundlegende Idee der Story, also eine Blume, die eigentlich meistens für etwas Schönes steht, mit negativen Gefühlen zu kombinieren?
Minami: Das Wort „Hitotsubana“ war zunächst nur im Titel und kam nicht in der Story vor. Das ist damals vom Wortklang als eine einzige Blume (Verliebte) gedacht gewesen. Als ich das Storyboard für das siebte Kapitel fertig gestellt hatte, fragte mich der Chefredakteur: „Könnten Sie sich für den Manga noch eine Art Leitmotiv ausdenken?“. So kam ich auf die Idee, „eine Blume (Hitotsubana)“ bildlich darzustellen und diese als Symbol zu verwenden.
MP: Gibt es eine Botschaft in Ihren Werken, die Sie an Ihre Leser herantragen wollen?
Minami: Auch wenn man denkt, „die Person ist die einzige für mich!“, stimmt das nicht! Man sollte immer nach vorne schauen. *lacht*
MP: Mit welchem der Charaktere aus Hitotsubana können Sie sich am meisten identifizieren? Wie erschaffen Sie diese – zuerst den Charakter oder das Aussehen?
Minami: Akito ist mir am sympathischsten. Ich würde jedoch keine derartigen Taten umsetzen. Bei Charakteren entwickle ich zuerst grob deren Eigenschaften. Außerdem ist die Beziehung zu den anderen Figuren zu planen, dann ihr Aussehen. Abschließend arbeite ich an der Vergangenheit und vertiefe die Persönlichkeit.
MP: Was stellte die für Sie schwierigste Aufgabe im gesamten Entstehungsprozess von Hitotsubana dar?
Minami: Am mühsamsten war der Start der Serie. Nach dem Start fielen mir sowohl das Storyboard als auch das Zeichnen bis zum Ende überhaupt nicht wirklich schwer. Wenn ich aber eine Sache benennen müsste, wäre es das Kapitel mit Natsumi-senpai in Band 2. Da bereitete mir das Storyboard etwas Schwierigkeiten.
MP: Sowohl Hitotsubana als auch Usotsuki beinhalten psychologische Inhalte. Wie genau sieht Ihre Recherchearbeit hierfür aus?
Minami: Die Inhalte sind inspiriert durch zahlreiche Filme und Manga. Auch durch Gespräche mit meinen Freunden und anderen sozialen Kontakten beziehe ich meine Geschichten. Das sind nicht unbedingt Liebesgeschichten, sondern auch Inhalte um Freundschaft und Arbeit. Es kommt vor, dass ich versuche, Denkweisen und Erfahrungsberichte von Freunden zu paraphrasieren.
MP: Haben Sie schon konkrete Pläne, wie beispielsweise eine Story oder ein Setting für Ihren nächsten Titel?
Minami: Für das nächste Werk bin ich regelmäßig in Gesprächen mit meinem Redakteur. Ob mein Vorschlag angenommen wird, ist eine andere Frage. *lacht*
Ich würde gern mal ein anderes Genre probieren, aber auch etwas Ähnliches wie dieses Werk zeichnen. Auf jeden Fall werde ich mich für verschiedene Werke bemühen!
MP: Haben Sie zum Abschluss noch ein paar Worte an Ihre Fans?
Minami: Es ist überraschend, dass mein Manga selbst im Ausland gelesen wird. Ich habe über Twitter auch schon ein Bild zugeschickt bekommen. Das hat mich sehr gefreut.
Ich wollte eigentlich dieses Jahr zum ersten Mal nach Europa reisen, aber wegen der COVID-19-Pandemie konnte dies leider nicht stattfinden. Irgendwann würde ich gerne den Besuch nachholen. Dankeschön!
MP: Vielen Dank für das Interview, Minami-sensei!