Ersteindruck zum Einzelband „Heartbeat, again“ von Suzu Shinomiya
Ein neuer Boys-Love-Einzelband mit dem Titel Heartbeat, again erschien kürzlich bei KAZÉ Manga auf Deutsch. Unsere Redaktion hat sich der Veröffentlichung angenommen und berichtet von den ersten Eindrücken zu dem Erstlingswerk von Mangaka Suzu Shinomiya.
Bereits seit Anfang des aktuellen Monats ist das Werk mit einem Gesamtumfang von 192 Seiten im Handel. Das Buch im Standardformat enthält dabei allerdings weder eine Farbseite noch sonstige Beigaben. Ein Preis von 7,00 Euro (D) ist für die deutschsprachige Fassung angesetzt. Außerdem bietet KAZÉ Manga eine digitale Ausgabe für 5,99 Euro über Kobo, iTunes und Amazon an.
Handlung
Bereits seit sechs Jahren arbeitet Nara als Oberstufenlehrer für Biologie an einer Jungenschule. Dass er homosexuell ist, wissen weder das Kollegium noch seine pubertierenden Schüler. Auch er ist stets darauf bedacht, keine Gefühle für seine Schützlinge zu entwickeln. Zu diesem Zweck ist er bemüht, eine professionelle Distanz zu wahren, denn er ist sich sicher, dass ihn die Schüler nach ihrem Abschluss ohnehin vergessen werden.
Aufgrund bestimmter Vorkommnisse zu seiner eigenen Schulzeit ist er davon überzeugt, dass er nur verletzt wird, wenn er seine Emotionen zeigt und sich gegenüber anderen öffnet. Entsprechend hat Nara eine Mauer um sich herum errichtet. Als ihm einer seiner Schüler, der achtzehnjährige Ikuta, auf einer Klassenarbeit die Liebe gesteht, weiß der Lehrer nicht, wie er reagieren soll.
Anfangs fasst er diese Aussage als Scherz auf, doch erhält er wiederholt eine Bekundung der Gefühle von dem großgebauten Ikuta, dem ehemaligen Ass des Basketball-Clubs. Zunehmend zeigt sich Nara besorgt um den Schüler, denn statt Antworten auf die Prüfungsbögen zu schreiben, nutzt er den Platz für die persönlichen Worte an den jungen Lehrer. Dadurch gehen potenziell wertvolle Punkte verloren, die zum Bestehen des Kurses und somit für einem guten Schlussabschluss samt Universitätsempfehlung nötig sind.
Nara kann dem Treiben Ikutas nicht länger unkommentiert zuschauen und ist schließlich gewillt – unter Wahrung der fachgerechten Distanz – in Kontakt mit dem Oberschüler zu treten. Fortan lässt dieser nicht mehr locker und keine Gelegenheit offen, um in Berührung mit dem Lehrenden zu kommen.
Ob Nara Ikuta schließlich nachgibt, ist Bestandteil der Erzählung, die in Heartbeat, again nachzulesen ist. Inhaltlich ist zwar nicht die sprichwörtliche Neuerfindung des Rades zu erwarten, doch ein durchaus solides Handlungskonstrukt vorzufinden, das sich am Rahmen bekannter Geschichten dieses Segments orientiert und insgesamt sicherlich der seichten Unterhaltung dient.
Zeichenstil
Saubere Linien von ansprechender Dicke formen die großflächigen Illustrationen des vorliegenden Mangas. Einige Seiten brillieren dabei durch Detailreichtum und einer gewissen Bewegungsdynamik der Figuren. Andere Passagen sind dagegen stellenweise nur sehr vereinfacht dargestellt. Die Hintergrundgestaltung ist zwar nicht nennenswert hervorzuheben, aber durchaus zweckdienlich. Der Gebrauch von Rasterfolie wirkt ebenfalls nicht störend.
Dunkle Kontraste verleihen dem Geschehen optische Tiefe und bereiten den Augen etwas Gutes – eine genauere Abstimmung der verschiedenen Graustufen wäre jedoch noch möglich, um die Zeichnungen mit zusätzlichen Nuancen zu verfeinern. Die inhaltliche Ebene der Vergangenheit ist durch schwarze Ränder veraugenscheinlicht – ein mittlerweile etabliertes Verfahren, dass das Verständnis für den perspektivischen Wechsel erkennbar unterstützt.
Der Berliner Herausgeber KAZÉ Manga empfiehlt den Titel ab 16 Jahren. Dies ist vermutlich auf die kurze Bilderabfolge am Ende des Mangas zurückzuführen, welche die körperliche Verbindung beider Protagonisten im Bereich des Unterkörpers abbilden. Ebenso konfus wie diese Beschreibung wirken mag, ist auch die Präsentation jener Szenen. Nur recht etwaig ist das Geschehen zu vermuten.
Die kostenlose Leseprobe kann helfen, einen eigenen Eindruck von der Visualisierung zu gewinnen. Wir berichteten in der Vergangenheit an dieser Stelle über die Onlineschaltung der deutschsprachigen Preview. Darüber hinaus reichten wir in dem verlinkten Artikel Details zur Veröffentlichung des Titels in Japan an.
Erzählweise
Wie bereits bei der Handlung, sind innerhalb des Storytellings keine Experimente zu vermuten. Autorin Suzu Shinomiya orientiert sich an bekannten Konzepten ähnlicher Manga und setzt diese auch gelungen in ihrem Erstlingswerk – Heartbeat, again – um. Die Leserschaft verfolgt das Geschehen dabei aus der Perspektive beider Protagonisten, sodass kein einseitiges Bild geschaffen wird.
Um dieses zusätzlich zu bereichern, findet auch die Vergangenheit von Nara und Ikuta ausreichend Raum. Trotz limitierender Verhältnisse, welche dem Format des Einzelbandes geschuldet sind, ist dahingehend eine inhaltliche Tiefe angedeutet. Wenngleich die Geschichte zum Ende ein wenig zu schnell erzählt scheint, ist der Verlauf in seiner Geschwindigkeit im Allgemeinen gut.
SHINJO KOKYU © Suzu Shinomiya 2017 / KADOKAWA CORPORATION | Grafik: © AV Visionen GmbH
Das Lehrer-Schüler-Verhältnis wird recht unschuldig präsentiert; Nara ist stets bemüht, eine professionelle Distanz zu wahren. Nach dem Abschluss kommt es zwischen den beiden Hauptfiguren zu jener Situation, weswegen der Manga in Deutschland ab 16 Jahren empfohlen wird. Diese Szenen hätte es nicht gebraucht – es erscheint wie Fanservice, der innerhalb des Boys-Love-Segments ohnehin omnipräsent ist.
Davon abgesehen, gefällt uns die erklärte Erzählweise. Es handelt sich hierbei im Übrigen nicht um eine Kurzgeschichtensammlung verschiedener Arbeiten einer Künstlerin, sondern um eine durchgängige Handlung mit denselben Charakteren über sechs Kapitel. Diesen hängt darüber hinaus ein kurzes Bonuskapitel an, welches vermutlich exklusiv für das Taschenbuch angefertigt wurde.
Fazit
Der Einzelband Heartbeat, again stellt sich als einsteigerfreundlicher Boys-Love-Manga heraus, der im Wesentlichen nicht zu tadeln ist. Im Gegenzug brilliert dieser allerdings auch nicht auf besondere Art und Weise. Wer Schüler-Lehrer-Geschichten mag, sollte den Erwerb des Mangas dennoch ernsthaft in Erwägung ziehen. Jenen, die diese Thematik grundlegend ablehnen, ist dagegen von dem Kauf abzuraten.
Kostenlose Leseprobe (40 Seiten) auf Deutsch
Hinsichtlich der Illustrationen wurde durch Mangaka-Newcomerin Suzu Shinomiya auf solidem Niveau gearbeitet – sichtliches Verbesserungspotenzial ist gegeben, das Gezeigte gefällt trotz dessen. Erzähltechnisch reizt die Veröffentlichung die limitierenden Grenzen des Formates gut aus und agiert innerhalb dieser sicher. Am Ende hat man sich leider nicht von bekannten Mustern des Storytellings von Boys-Love-Titeln lösen können. Insgesamt ist ein klassisches, aber keinesfalls schlechtes Debüt-Werk der Künstlerin geboten, das zumindest zum einmaligen Lesen die investierte Zeit der Leserschaft mit einem gewissen Unterhaltungswert kompensiert.
Besonderer Dank gilt der Redaktion von KAZÉ Manga für die Unterstützung in Form der Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.