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Genial wie dystopisch: „Search And Destroy“ – Band 01


Mittwoch, 30. Dezember 2020, 18:59 Uhr
Genial wie dystopisch: „Search And Destroy“ – Band 01
SEARCH AND DESTROY © 2019 by Tezuka Productions / Produced by MICRO MAGAZINE 

Nachdem der mittlerweile äußerst renommierte Künstler Naoki Urasawa mit der achtteiligen Reihe Pluto bereits Osamu Tezukas Astro Boy brilliant in einem neuem Gewand zu adaptieren wusste, interpretierte Wet Moon-Zeichner Atsushi Kaneko zwischen Oktober 2018 und März 2020 ein weiteres Werk des japanischen Manga-Gottes neu. Basierend auf dem Ende der Sechziger erschienenen Manga Dororo entstand so Search And Destroy – eine Umsetzung höchster Güte, wie wir im Folgenden darlegen möchten. 

Die Trilogie erscheint seit Anfang Dezember beim Hamburger Herausgeber Carlsen Manga auf Deutsch. Zu einem Preis von 15 Euro (D) ist eine großformatige Klappenbroschur geboten, die insgesamt 232 Seiten umfasst. Für die Veröffentlichung wurde dabei nicht bei der Papier- und Druckqualität gespart. Ein klarer, deutlicher und vor allem fehlerfreier Druck auf glattem wie weißem Papier guter Dicke ist dahingehend zu bemerken.

Das matte Coverdesign ist zudem mit metallischer Farbe versehen, sodass ein leichter Glanzeffekt zu beobachten ist. Obwohl das Gewicht mit fast 500 Gramm ein wenig höher als bei gewöhnlichen Manga – aufgrund der beschriebenen Papierqualität und Größe der Produktion – ausfällt, liegt diese gut in der Hand. Haptisch sehr angenehm.

Inhaltsbeschreibung:

Einst tobte ein Krieg – Bomben und Roboter dominierten die Schlachtfelder der Erde. Mittlerweile ist oberflächlicher Frieden in der Welt eingekehrt. Menschen, welche in Anlehnung auf die Bezeichnung der Gattung Homo Sapiens als Sapo bezeichnet werden, leben zusammen in einer Gesellschaft mit mechanischen Erzeugnissen, die über besonderen Verstand verfügen und unter der Begrifflichkeit der Keras zusammengefasst als vollwertige Bürger mit entsprechenden Rechten verstanden werden.

Dabei sind diese roboterartigen Kreaturen mitnichten eine homogene Gruppe rechtschaffender Staatsangehöriger; auch innerhalb dieser Kreise haben sich kriminell agierende Strukturen entwickelt. Eine junge Frau unbekannter Herkunft und Zugehörigkeit, bedeckt mit dem stinkenden Fell eines wilden Tieres, stellt sich einer solchen Organisation mit ihren klingenbasierten Waffen entgegen. Für die junge Waise namens Doro ist dies die Rettung – aufgrund des versuchten Diebstahls waren Handlanger der Yakuza-artigen Gemeinschaft im Begriff, das  Mädchen zur ihrer angesetzten Exekution zu geleiten.

Ohne sich für die überraschende Hilfeleistung bedanken zu können, muss Doro feststellen, dass die unbekannte Kriegerin bereits wieder in den Tiefen der Stadt verschwunden zu sein scheint – mit ihr führt sie die menschliche Zunge des liquidierten Oberhauptes jenes Klans. Auf Anweisung des Bürgermeisters der Stadt, untersucht eine lokale Polizeieinheit das veranstaltete Massaker an den Maschinen. Während die Menschen dieser dies nur als lästige Zeitverschwendung abtun und auf die Keras herabblicken, ist auch ein engagierter Beamter Teil der Untersuchungskommission, welcher sich der Aufklärung der Geschehnisse ernsthaft annehmen möchte. Er ist ebenfalls ein Roboter. 

SEARCH AND DESTROY © 2019 by Tezuka Productions / Produced by MICRO MAGAZINE 

Während die Ermittlungen in diesem Fall andauern, trifft Doro schon bald erneut auf die Attentäterin. Sie beobachtet, wie diese einen prominenten Waffenhändler, der im vorangegangenen Krieg eine entscheidende Rolle einnahm, ins Visier nimmt und möchte die Unbekannte – zum Dank – vor der Gefährlichkeit des Mannes warnen. Allerdings lässt sich diese nicht von ihrem Ziel abbringen … 

Der vorgestellte Auftakt offeriert in nur sechs Kapiteln das grundlegende Setting der dreiteiligen Reihe sowie die handelnden Figuren dieser. Außerdem werden erste Bezüge zur Vorgeschichte jener Attentäterin geschaffen und das aus Dororo bekannte Ziel der Protagonistin für die Leserschaft erläutert, sodass auch jene der Erzählung folgen können, welche nicht mit der Original-Geschichte von Osamu Tezuka – oder einer derer Adaptionen – vertraut sind.

Visualisierung:

Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch, hebt sich Search and Destroy von Mainstream-Publikationen – positiv – ab. Die Zeichnungen sind nicht unter der Anwendung verschiedener Grauabstufungen realisiert, sondern bestehen ausschließlich aus schwarzen und weißen Flächen sowie Lienen. Letztere in verschiedener Dicke bilden ein wichtiges Kernelement der Illustrationen; insbesondere in Bezug auf die Hintergrundgestaltung, welche sich häufig aus vielen Strichen kleinerer Größe zusammensetzt oder zumindest durch diese entschieden ergänzt wird. 

Zunächst könnte diese Technik in der Beschreibung skizzenhaft erscheinen, doch ist zu versichern, dass die einzelnen Striche jeweils stilsicher gezogen sind. Die Linien sind gerade und in ihrer Ausrichtung ideal auf die anderen Komponenten der jeweiligen Bildinhalte abgestimmt. Mitnichten ist dies als Zufall zu beurteilen. Viel eher ist hinter diesen Feinheiten die zeichnerische Fertigkeit Kanekos zu vermuten. 

Im örtlichen Setting ist eine Mischung aus ländlichem Russland und moderner Großstadt aufgeboten; diese durchaus bizarre Kombination wird von dem deutschsprachigen Verlag passenderweise als retro-futuristisch bezeichnet und erinnert in der Ausstrahlung an Cyberpunk-Produktionen. Darüber hinaus ist auch das Versprechen einer bedrohlich-düsteren Atmosphäre in vollem Umfang als verifiziert zu betrachten. 

Durch die von Carlsen Manga kostenlos bereitgestellte Leseprobe kann ein individueller Eindruck von der nur äußerst schwierig zu beschreibenden Bebilderung der erklärten Handlung gewonnen werden. Diese digitale Preview ist entweder hier direkt oder alternativ über die offizielle Webseite des Hamburger Herausgebers an dieser Stelle zu beziehen. 

Über Osamu Tezuka: 

Osamu Tezuka wurde am 3. November 1928 in Toyonaka (Provinz Osaka) geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog seine Familie nach Takarazuka, wo er schon während seiner Grundschulzeit damit begann, Manga zu zeichnen. Daneben verfolgte er aber auch noch weitere Interessen, besuchte des öfteren das Planetarium in Osaka oder das Frauen-Musicaltheater »Takarazuka-Revue«.
Die größte Leidenschaft in seinen frühen Lebensjahren galt allerdings der Welt der Insekten. Diese kleinen Lebewesen übten eine solche Faszination auf ihn aus, das Tezuka seinem Namen noch ein Schriftzeichen, gleichbedeutend mit unserem Wort »Insekt«, hinzufügte.
Trotz des sich bald entwickelnden Interesses für Zeichentrickfilme, die sogenannten Anime, begann Tezuka 1945 nach Schulabschluss ein Medizinstudium und tat es somit seinem Vater gleich. Doch schon während der Studienzeit arbeitete er an verschiedenen Manga, der erste erschien 1946 in dem Magazin »Shokokuminshinbun« unter dem Namen »Ma-chans Tagebuch«.
Während des Studiums arbeitete Tezuka weiter erfolgreich an verschiedenen Manga-Projekten, so entstanden dabei z. B. »Shin Takarajima«, der erste Manga in Buchform, von dem sich auf Anhieb 400.000 Exemplare verkauften, oder »Janguru Taitei«, den wir als KIMBA, DER WEISSE LÖWE kennen.

Nach erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums zog 1952 Tezuka von Osaka nach Tokyo, da er von mehreren Verlagen angeworben wurde, hauptberuflich Manga zu zeichnen. Dort entstanden die erfolgreichen Reihen »Ribon no Kishi« (übers.: »Der Ritter mit der Schleife«) und »Tetsuwan Atomu«, hierzulande unter dem Namen ASTRO BOY bekannt.
1960 entstand mit »Seiyuki - Die Reise nach Westen« sein erster Anime. Ein Jahr später erhielt Tezuka die Doktorwürde der Medizin und gründete außerdem seine eigene Produktionsfirma, die »Mushi Production AG«.
Nach und nach wurden immer mehr Werke von Tezuka als Anime im Fernsehen ausgestrahlt, ebenso entstanden einige Realverfilmungen.

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Nachdem Tezuka 1964 in New York Walt Disney getroffen hatte, wurde auch dort zum ersten Mal ein Anime, nämlich ASTRO BOY, von ihm veröffentlicht.
Durch viele Reisen, die Tezuka u. a. nach Amerika und Europa führten, wurde sein Werk in immer mehr Teilen der Erde bekannt. Zu seiner Arbeit sagte Tezuka: »Was ich durch meine Arbeit auszudrücken versuche, ist sehr einfach. "Liebe alle Kreaturen dieser Welt! Liebe alles, was lebendig ist!" Diese Botschaft habe ich in all meinen Werken auszudrücken versucht.«

Tezukas Leben war von einer unglaublichen Schaffenskraft geprägt, seine Werke umfassen insgesamt 150.000 Seiten Comics, seine Animes können 60 Abende füllen. Der zweite Weltkrieg hatte im übrigen einen großen Einfluss auf viele seiner Geschichten.
Osamu Tezuka starb 1989 an Krebs. Einen Tag nach seinem Tod erschien in einer japanischen Tageszeitung ein Nachruf, in dem auch die Frage gestellt wird, weshalb die Menschen im Ausland nicht in dem Maße Comics liebten wie es die Japaner täten. Die Antwort gibt der Verfasser am Ende selbst: »Eine Antwort ist, daß es in ihren Ländern keinen Tezuka gegeben hat!«

In seiner Heimat Japan hat Osamu Tezuka einen höheren Stellenwert als Hergé oder Walt Disney in der westlichen Welt. 1994 wurde in seiner Heimatstadt Takarazuka die Tezuka-Osamu-Gedenkhalle errichtet, um sein Leben und Werk zu würdigen, denn Tezuka gilt als der Urvater des Manga, in Japan wird er gar als »Manga no kamisama - Gott des Manga« bezeichnet. (© Carlsen Verlag Gmbh)

Über Atsushi Kaneko:

Atsushi Kaneko wurde am 26. Dezember 1966 in Sakata/Präfektur Yamagata geboren. Inspiriert von Musik und Film – weniger von Manga selbst ─ begann er nach dem Studium zu zeichnen. Erste Aufmerksamkeit erhielt das aus seiner Feder stammende Ratty gets new way bei einem Wettbewerb des zum Verlag Shogakukan gehörenden Magazins Big Comic Spirits im Jahr 1990. Von 2000 bis 2002 erschien Bambi, eine siebenbändige Serie, die in Frankreich ab 2006 verlegt wurde. Ab 2003 arbeitete Kaneko an Soil, einem mysteriösen Thriller, der in einer Retortenstadt spielt. Von der Kritik gut aufgenommen und auch auf dem Internationalen Comicfestival in Angoulême zweimalig nominiert, wurde die Serie in 11 Bänden schließlich 2012 mit dem „Grand Prix L’Imaginaire“ ausgezeichnet. Aktuell liegen in Japan bereits zwei Bände von Kanekos neustem Streich Deathco vor, der im japanischen Magazin Comic Beam aus dem Hause Enterbrain vorveröffentlicht wird.

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Atsushi Kaneko, Mangaka (Bambi, Soil, Deathco) - toco toco

Atsushi Kaneko gilt in der japanischen Comicwelt als Rebell und Ausnahmetalent: Graphisch vergleichbar mit amerikanischen Künstlern wie Charles Burns oder Paul Pope, im Erzählstil cineastisch angelehnt an David Lynch, Alfred Hitchcock oder Quentin Tarantino, zählt Kaneko gleichfalls Georges Méliès‘ Stummfilm „A trip to the moon“, den japanischen Zeichner Suehiro Maruo als auch den Punk zu seinen Einflüssen. Sein dreibändiger Thriller Wet Moon im Film-Noir-Stil wurde 2014 mit dem französischen Kritikerpreis (Prix Asie ACBD) ausgezeichnet und schaffte es 2015 auf die Nominierungsliste von Angoulême. (© Carlsen Verlag Gmbh)

Konklusion:

Der Auftakt lässt eine meisterhafte Umsetzung vermuten. Jede einzelne Seite ist eine achtungsvolle Hommage an Osamu Tezukas Dororo, das durch die von Atsushi Kaneko zahlreich eingebrachten Science-Fiction-Elemente unter dem Titel Search And Destroy in neuem Glanz erstrahlt. Inhaltlich wie auch visuell ist ein Erlebnis besonderer Klasse geboten, das sowohl durch konstant anhaltende Spannung als auch Dynamik brilliert. Fans von dystopischen Cyberpunk-Geschichten sollten keinesfalls zögern.

Während die Grundzüge der mehr als fünfzig Jahre alten Handlung auch weiterhin eindeutig abzulesen sind, überführt der verantwortliche Künstler diese in ein futuristisches Setting. Stetig sind die Referenzen auf das Original zu erkennen, die Kaneko durch eigene Akzente virtuos bereichert. Die vorliegende Ausgabe begeistert darüber hinaus durch die Verarbeitung der deutschsprachigen Produktionen, deren Preis von 15,00 Euro (D) unter Berücksichtigung der großformatigen Klappenbroschur mit einer Länge von rund 230 Seiten auf qualitativ hochwertigem Papier angemessen wie verhältnismäßig erscheint. 

Besonderer Dank gilt Carlsen Manga für die freundliche Unterstützung in Form der Bereitstellung einer Rezensionskopie, die diesen Artikel ermöglicht. Die im Obigen für das Werk ausgedrückte Euphorie ist die subjektive Meinung des im nachfolgenden Bereich ausgewiesenen Redakteurs von Manga Passion und steht in keinerlei Relation zu der Zusammenarbeit mit dem Verlag, die in diesem nicht über die erklärte Zur­ver­fü­gung­stel­lung des Exemplars hinausgeht. 

TagsCarlsen Manga!Ersteindruck
Lucas Sebastian

Lucas Sebastian | Autor

Seit 2020 im Manga-Passion-Team. Auf X/Twitter unter @LucasISebastian privat zu finden. Zur Amazon-Wishlist des Redakteurs: https://www.amazon.de/hz/wishlist/ls/1JLXMONWSXYWK?ref_=wl_share

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