Sauberer Abschluss: „Ein Kuss reinen Herzens“, Band 02
Nachdem wir Mitte Dezember bereits einen ausführlichen Ersteindruck zu Marina Umezawas Ein Kuss reinen Herzens vorlegten und resümierten, dass es sich um eine sehr klassische Shoujo-Geschichte handelt, die in ihrer Umsetzung zwar an bekannte Szenarien erinnert, aber dennoch im Allgemeinen gefällt, wenden wir uns nun auch dem Abschlussband des Mangas zu.
Dieser erschien Mitte des Monats bei TOKYOPOP zu einem Preis von 6,99 Euro (D) auf Deutsch. Insgesamt umfasst der Titel im standardmäßigen Softcover-Format fast 180 Seiten, davon allerdings keine in Farbe. Erneut sticht hinsichtlich des Coverdesigns positiv hervor, dass der übliche TOKYOPOP-Balken am rechten Rand durch das Motiv überdeckt wird – dies entspricht nicht dem Verlagsstandard.
Eine digitale Fassung in Form von eBooks wurde bislang weder angekündigt noch veröffentlicht und scheint folglich nicht geplant. Neben der limitierten ShoCo Card, die exklusiv der noch erhältlichen Erstauflage des ersten Bandes beiliegt, ist außerdem die unten abgebildete Postkarte mit im Webshop des Hamburger Herausgebers ab einem Warenwert von etwa 9,99 Euro erhältlich. Das Motiv von dieser ist der Rückseite des zweiten Bandes entnommen.
♥ Handlung
In Zeiten einer noch immer weltweit anhaltenden Pandemie ist die Furcht vor jeglicher Art gegenüber Keimen sicherlich berechtigt. Doch obwohl Protagonistin Mirei in einem Japan ohne derartige Zustände lebt, hat auch sie große Angst vor allen möglichen Ansteckungsgefahren. Sie leidet unter der sogenannten Mysophobie, einer überhöhten Sensibilität gegenüber allem Schmutzigen. Entsprechend scheut sie auch jegliche soziale Kontakte, da diese für sie eine potenzielle Quelle der Infektion sind. Ihren Platz in der Schule reinigt sie unterdessen überaus penibel, um jedes mögliche Bakterium restlos zu vernichten.
Bereits in der Mittelschule wurde sie aufgrund dieser Eigenarten mit zahlreichen unangenehmen Situationen konfrontiert, die sich auch in der Oberstufe weiter fortzusetzen scheinen. Spätestens als sie die aufrichtige Gefühlsbekundung eines Jungens aufgrund einer unerwarteten Berührung mit einem Schlag ihrer Schultasche abgewehrt, gilt sie als Sonderling der Klassenstufe.
Ebenso unangenehm war ihr zuletzt der routinemäßige Sitzplatzwechsel im Klassenraum. Als mit Jun ein dunkelhaariger Junge neben ihr Platz findet, ist Mirei davon zunächst wenig verzückt – zum Entsetzen ihrer Mitschülerinnen, welche den attraktiven Fußballer geradezu anhimmeln. Diese Begeisterung kann sie nicht nachvollziehen, denn ihr erscheint der Junge viel zu aufdringlich. Doch als er sich für ein zweisames Spezialtraining zur Beseitigung ihrer Phobie anbietet, konnte auch sie nicht ablehnen.
Beide Figuren finden schließlich zueinander, die Beziehung entwickelt sich zunehmend. Die freundschaftlichen Grenzen werden überschritten als der Oberschüler erklärt, Gefühle romantischer Natur für seine Mitschülerin zu hegen. Als Jun Mirei umarmt, stößt diese zum ersten Mal eine fremde Person nicht von sich. Dies könnte der Beginn zu einem innigen Vertrauensverhältnis sein …
♥ Zeichenstil
Die Bebilderung der beschriebenen Geschehnisse gefällt vor allem aufgrund der großflächigen Bildelemente und deren sauberen Linienführung, die die Erzähldynamik von Ein Kuss reinen Herzens positiv beeinflussen. Kontrastabstufungen wie Glanzeffekte in den Haaren und Augen bereichern die typische Shoujo-Optik um die modernen Charakterdesigns darüber hinaus effektiv.
Die Hintergrundgestaltung scheint im zweiten Band befüllter als noch zuvor – neben eigenen Illustrationen findet Rasterfolie dahingehend rege, aber nicht unangenehm auffallende Verwendung. Marina Umezawas bekannte Techniken und Darstellungen spiegeln sich auch in dem vorliegenden Werk wieder – Fans ihrer anderen Manga werden den Stil direkt wiedererkennen.
Die kostenlose Preview, über welche wir in der Vergangenheit hier berichteten, umfasst 44 Seiten und verschafft somit einen großzügigen Einblick in den Manga. Außerdem informiert der verlinkte Artikel über die Veröffentlichung der Dilogie in Japan. Zudem ist unbedingt darauf hinzuweisen, dass auf der digitalen Leseprobe eine Art Kopierschutz liegt, welcher zugleich die Bildqualität entschieden vermindert. Das Innere der gedruckten Fassung ist selbstverständlich hochauflösend.
♥ Storytelling
Obwohl der Fokus weiterhin auf Protagonistin Mirei liegt, findet auch Juns Perspektive in diesem Abschlussband ausreichend Raum. Denn bereits der Anfang des zweiten Bandes enthüllt, dass die beiden sich schon seit Kindertagen an kennen – allerdings kann sich zur Zeit nur der attraktive Fußballer dran erinnern. Seine Erinnerungen sowie das daraus abgeleitete Motiv, das an die erste und titelgebende Kurzgeschichte von Marina Umezawas Blick ins Herz erinnert, werden zu Beginn thematisiert.
Das Konzept der Mysophobie nimmt rückblickend eher eine untergeordnete Rolle ein, viel eher dient es als Vorwand der gegenseitigen Annäherung beider Hauptfiguren. Von dem zuletzt angedeuteten Liebesrivalen wurde offenbar abgesehen. Dies ist gut, denn somit ist die Möglichkeit geboten, mehr über die sich entwickelnde Beziehung von Mirei und Jun zu erfahren. Nach den zehn Kapitel der Hauptgeschichte beinhaltet die Taschenbuch-Veröffentlichung außerdem drei Bonus-Kapitel sowie ein Nachwort der Mangaka.
♥ Fazit
Bereits der vorangegangene Band von Ein Kuss reinen Herzens offenbarte, dass es sich bei dem neuen Werk von Marina Umezawa – wie erwartet – um eine recht klassische Geschichte handelt, deren Vorgänge dabei erneut um ein weniger vertrautes Konzept herum errichtet sind. Während diese Vorgehensweise in ihrer Trilogie Spüre meinen Herzschlag durch den Bezug zur Gehörlosigkeit oder in dem Einzelband Blick ins Herz durch einen Brillen-Fetisch der Protagonistin realisiert wurde, war die Mysophobie diesmal das gewisse Extra des Titels.
Der Manga ist insbesondere jener Leserschaft zu empfehlen, welche nach einer einfachen, romantischen Erzählung sucht, die beim Lesen entspannt. Hinsichtlich der Handlung sind keine besonderen Überraschungen gegeben. Insgesamt bietet die Geschichte ein kurzweiliges wie lesenswertes Vergnügen in zwei Bänden, in das alle Interessierte zumindest hineinschauen sollten. Die dem Auftakt beigelegte ShoCo Card ist hierfür möglicherweise ein besonderer Anreiz – der jedoch nur der begrenzt verfügbaren Erstauflage vorbehalten ist.
Auch wenn diese Kurzreihe nun beendet ist, darf man sich schon im April mit Verliebte Herzen (jap.: Kekkon Suru Kara Shite mo ii Yone) bei TOKYOPOP auf Nachschub von der talentierten Autorin und Zeichnerin freuen, die es versteht, ihr Publikum durch ihre Manga in einen Traum von Jugendliebe zu wiegen, aus dem man nach dem Lesen eigentlich nicht aufwachen möchte.
Abschließend bedanken wir uns bei TOKYOPOP für die unverbindliche Zusendung eines Belegexemplars, das diese Besprechung ermöglicht.