Blue Giant Supreme: Ist das Kunst oder kann das weg?
Jazz kennen Otakus spätestens seit Spike Spiegel 1998 in Cowboy Bebop zu den Tönen von Tank über die Mattscheibe hüpfte. Das Opening aber auch der OST haben sich seitdem zu Klassikern des Mediums entwickelt. Springen wir ins Jahr 2020: In Deutschland lizenzierte Manga, in denen Musik eine zentrale Rolle einnimmt, lassen sich beinahe an einer Hand abzählen. Given und Anonymous Noise (jap.: Fukumenkei Noise) sind hier zwei von wenigen. Trotzdem entschied man sich bei Carlsen Manga, den Seinen-Titel Blue Giant Supreme von Shinichi Ishizuka in sein Programm aufzunehmen. Warum versuche ich euch im Folgenden zu beantworten.
BLUE GIANT SUPREME / © 2017 by Shinichi Ishizuka / SHOGAKUKAN
Der junge Japaner Dai Miyamoto hat sich in seinem Heimatland bereits einen Namen als Jazz-Saxophonist gemacht. Jetzt möchte er sein Glück auch in Deutschland versuchen und reist dafür nach München. Nur mit dem Nötigsten macht er sich auf in ein Land, dessen Sprache er nicht spricht und dessen Kultur er nicht kennt, um seinem Ziel, der Beste seines Fachs zu werden, einen Schritt näherzukommen. Wir begleiten Dai dabei, wie er seine ersten Schritte auf dem Weg an die Spitze macht.
Als Einstieg in den Manga dient eine Szene, in der unser Protagonist im Landeanflug auf die bayrische Landeshauptstadt unsanft geweckt wird. Der Leser wird hier genau wie Dai praktisch in eine neue Welt „geworfen“. Zusammen mit ihm begibt man sich auf in das Unbekannte. Dies schafft sofort eine Bindung zum Hauptcharakter, welcher zu Beginn des Mangas einen holprigen Start in seiner neuen Umgebung erlebt. Er tut sich schwer, sich zurechtzufinden und auch die Deutschen scheinen ihm gegenüber eher abgeneigt. Die herzerwärmende Geste einer alten Dame lässt Dai jedoch wieder neuen Mut fassen. Während er daraufhin weiterhin verzweifelt versucht einen Gig zu erhaschen, trifft er auf den Studenten Chris Weber. Dieser ermöglicht es Dai durch seine schier grenzenlose Hilfsbereitschaft ein erstes kleines Konzert in Deutschland zu spielen. Doch ist sich der Japaner noch immer unsicher, wie seine Musik bei den Einheimischen ankommt. Wird er die Deutschen mit seiner Musik überzeugen können?
Was die Lokalisation betrifft, so muss man leider anmerken, dass die Lösung bezüglich der Übersetzung der drei im Band gesprochenen Sprachen stark verwirrend sein kann. Dafür darf man Carlsen Manga aber zugutehalten, dass sich der Manga sehr hochwertig anfühlt und es acht Farbseiten gibt. Das Cover ist durch Spotlack veredelt und auch das Papier ist schön griffig und fühlt sich stabil an. Zusammen mit den fast 200 Seiten sorgt dies für einen, in meinen Augen, guten Deal bei einem Preis von 8,00 € im GTB-Format.
Ich freue mich persönlich immer sehr, wenn es Musikmanga nach Deutschland schaffen, aber auch ohne meine voreingenommene Fanbrille kann der Band überzeugen. Das ist nicht überraschend, denn schließlich haben wir es hier mit einem Veteranen zu tun, der seit 2003 erfolgreich Manga schreibt und zeichnet. Unter anderem auch den Vorgänger Blue Giant, welcher seitens des Verlags ebenfalls bereits lizenziert ist und zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht wird. Die Zeichnungen sind ausgeschliffen, es ist ein klarer, eigener Stil zu erkennen, der die Atmosphäre und Emotionen gekonnt transportiert. Besonders mit dem Einsatz von dynamischen Speedlines und cleverem Inking zeigt Ishizuka sein Talent. Unter anderem auch dank abwechslungsreichem und realistischem Charakterdesign glaubt man dem Mangaka das, was er erzählen möchte. Der Manga selbst schafft es schnell mitzureißen und mitfiebern zu lassen und stellt damit , meiner Meinung nach, einen sehr gelungenen Start in die Reihe dar.