Manga-Wunsch #1: ACT-AGE
Mit „Manga-Wunsch“ beginnt bei uns eine Reihe, bei der wir euch regelmäßig neue Titel vorstellen, die wir gerne in Deutschland sehen würden. Im ersten Teil startet Jeebus mit dem Schauspielmanga ACT-AGE.
Was ist eigentlich ACT-AGE?
ACT-AGE, seines Zeichens geschrieben von Tatsuya Matsuki und gezeichnet von Shiro Usazaki, wird seit Januar 2018 in der Weekly Shounen Jump veröffentlicht und hat vor kurzem den elften Band herausgebracht. Der Manga, welcher sich um Schauspielkarriere der jungen Kei Yonagi und die Filmbranche im Allgemeinen dreht, ist in Deutschland dank MANGA Plus immerhin in Teilen bereits legal auf Englisch lesbar. Kei, die alleine mit ihren beiden kleinen Geschwistern lebt, ist emotional stark verstört und flüchtet sich in extremes Method-Acting, um ihre Probleme zu verdrängen. Durch Zufall wird sie bei einer Audition vom jungen Regisseur Sumiji Kuroyama entdeckt, der sie kurzerhand unter seine Fittiche nimmt, da er in ihr großes Potenzial erkennt.
ACT-AGE © 2018 by Tatsuka Matsuki, Shiro Usazaki / SHUEISHA Inc.
Warum möchte ich ACT-AGE?
ACT-AGE stellt in der Weekly Shounen Jump ein Novum dar. Dass ein Manga über die Schauspielerei in einem Magazin wie Jump überhaupt funktioniert, sollte einen schon hellhörig werden lassen, aber in gewisser Weise „erfrischend“ zu sein ist auf keinen Fall die einzige Stärke des Titels. Autor Matsuki erwähnte kürzlich in einem Interview bei der französischen Tageszeitung Le Figaro, dass er seine Karriere selbst in der Filmbranche begann und sich dann aber den Manga zuwandte. Dank dieser Erfahrung wirkt ACT-AGE auch nach der Verwurstung durch die typischen Shounentropes realistisch. Was nicht heißen soll, dass der Manga unter seinem Shounendasein leiden würde. Ganz im Gegenteil, die typische Formel von Training → Kampf → Training → Kampf funktioniert in ACT-AGE überraschend gut. Natürlich geht es in diesen „Kämpfen“ nicht um Leben und Tod, viel mehr kämpfen die Charaktere z. B. häufig mit sich selbst und ihrer Rolle. Diese Konstellation erlaubt tiefgründige Charakterstudien und Narrative, vor allem im Bezug auf die Protagonistin und ihre Rivalin.
Zeichnerin Shiro Usazaki unterstreicht mit einem unvergleichlichen Stil das Storytelling dazu visuell treffend. Usazakis Stil lässt sich in meinen Augen am besten als „flächig“ beschreiben. Oft finden sich in ihren Zeichnungen große, ununterbrochene Flächen, sowohl schwarz als auch weiß, was wiederum die Bereiche, in denen dies nicht der Fall ist, hervorhebt. Meistens sind es die Gesichter in denen Usazaki mehr Linien zieht, insbesondere im Bereich der Augen. Damit lenkt sie die Aufmerksamkeit des Lesers direkt auf die Emotionen der Charaktere, was in ACT-AGE von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig sorgt ihr „flächiger“ Stil dafür, dass ihre Zeichnungen weich wirken und sauber sind, schlichtweg, weil sie weniger (unnötige) Details zu zeichnen hat. Usazaki selbst hat als junge Künstlerin in der Zeit der Veröffentlichung des Titels enorme Fortschritte gemacht, was mich persönlich erwartungsfroh stimmt, zu sehen, wohin sie sich noch entwickeln wird.
Matsuki und Usazaki haben innerhalb von ACT-AGE mit dem Galactic Railroad Arc, welcher 2022 als Theateraufführung umgesetzt wird, meiner Meinung nach einen der besten Arcs in der Geschichte der Shounen Jump produziert. Dieser Arc alleine reicht schon aus, um den Wunsch nach einer deutschen Lokalisation in mir zu entfachen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die deutschen Verleger meinen Wunsch erhören werden, denn ACT-AGE ist ohne Zweifel etwas Besonderes.