Empfehlung: „More than a Doll“ – Band 02
Anfang Dezember präsentierten wir unserer Leserschaft ein Special zu der Manga-Reihe More than a Doll von Shinichi Fukuda. In diesem berichtete die Cosplayerin kohanacosplay über ihren ersten Eindruck zu dem Romance-Titel und stellte sich in einem kleinen Interview außerdem unseren Fragen. Zuvor legten auch wir unsere Meinung zu dem Auftakt der Geschichte dar – nun möchten wir diese erneut unter Prüfung des zweiten Bandes vertiefen.
Seit dem 3. Dezember ist auch die Fortsetzung auf Deutsch von Egmont Manga erhältlich. Erneut ist die produkttechnische Aufmachung durch den Berliner Herausgeber in besonderer Weise hervorzuheben. Die gesamte Außenseite des Bandes ist mit zwei verschiedenen Beschichtungen veredelt. Während ausgewählte Flächen wie die Augen der Protagonistin Marin oder das Verlagslogo mit einem Spotlack betont sind, sind andere Komponenten wie beispielsweise die gezeichnete Naht auf dem Cover durch Relieflack haptisch hervorgehoben.
Preislich sind die bekannten 7,50 Euro (D) für den Gesamtumfang von rund 190 Seiten Inhalt, in den außerdem eine doppelseitig-bedruckte Hochglanz-Farbseite mit laszivem Motiv und Inhaltsverzeichnis zu zählen ist, angesetzt. Von außen betrachtet, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis als gut zu beurteilen. Ob auch die Geschichte und deren zeichnerische Umsetzung zu gefallen weiß, erklären wir im Nachfolgenden.
Inhaltsbeschreibung
Im Mittelpunkt der Handlung steht der fünfzehnjährige Schüler Gojo, dessen Eltern bereits verstarben, als er sich noch im jungen Kindesalter befand. Nun lebt er mit seinem Großvater zusammen. Dieser betreibt eine Puppenwerkstatt. In diesem Umfeld entwickelte er bereits früh den Traum, Meister in der Herstellung von Puppenköpfen zu werden. Jeden Tag arbeitet er hart für dieses Ziel und übt sich in den verschiedensten Disziplinen dieses Faches. Insbesondere das Schneidern von entsprechenden Gewändern liegt dem jungen Oberschüler.
Eigentlich dachte er, dass er in seiner Schulzeit nie die Gelegenheit haben werde, in Kontakt mit Gleichaltrigen zu treten, da seine Leidenschaft nicht unbedingt der Norm entspricht. Doch trat kürzlich mit der allseits bekannten wie beliebten Marin ein Mädchen in seine unmittelbare Umgebung, die ebenfalls ein weniger gewöhnliches Hobby pflegt: das Cosplayen.
Obwohl sie sehr gerne in die Rolle ihrer Videospiel-Lieblingsfigur Shizuku-tan schlüpfen würde, fehlt es Marin an dem kreativen Händchen, um ein eigenes Cosplay zu schneidern. So kommt es, dass Gojo all seinen Mut zusammennimmt und dem attraktiven Mädchen anbietet, sie bei diesem Vorhaben tatkräftig zu unterstützen. Ein Vorschlag, den die Schul-Schönheit nicht ausschlagen kann.
Zuletzt begleitete die Leserschaft die beiden Protagonisten beim Einkauf der benötigten Materialien sowie dem Ausmessen der Körpermaße Marins. Das Schneidern kann somit beginnen – und Gojo muss sich beeilen, denn die von ihm verstandene Deadline ist bereits in zwei Wochen. Innerhalb dieser Zeitspanne stehen außerdem wichtige Prüfungen an. Auch privat ergeben sich Hürden, die die bevorstehende Deadline unmöglich einzuhalten erscheinen lassen. Doch möchte er seine neu gewonnene Freundin nicht enttäuschen …
Zeichenstil
Visuell erfreut auch die Fortsetzung der Geschichte um die beiden Jugendlichen. Wie zuletzt beschrieben, bilden saubere Linien das Grundgerüst der Illustrationen, welche in diesem Band insbesondere durch ihre Größe betören. Diese werden durch die geübte Verwendung verschiedener Kontrastabstufungen darüber hinaus aufgewertet. Die minimalistische Hintergrundgestaltung erscheint, zwecks Hervorhebung des Geschehens im Vordergrund, diesmal geplant und ist daher nicht zu kritisieren.
Weiterhin gefällt das Charakterdesign von Shinichi Fukuda. Beide Figuren sind entsprechend ihrer zu erwartenden Persönlichkeit visualisiert. Protagonist Gojo vermittelt das stereotypische Bild eines schlichten jungen Mannes, der in seinem Leben – bislang – lediglich dem Familiengeschäft nachging und sein eigentlich gutes Aussehen nicht zu betonen weiß. Seine Mitschülerin, Marin, wird gegenteilig in Szene gesetzt. Funkelnde Augen, geschminkte Lippen und lange Fingernägel markieren das übliche Erscheinungsbild von ihr. Egal in welchem Outfit, ob gewöhnliche Schuluniform oder Gothic-Lolita-Cosplay, Marin macht stets eine hervorragende Figur.
Eine unschuldige Darstellung ist trotz des Shoujo-Stils auch diesmal nicht zu erwarten. Auch die Weiterführung der Ereignisse hält mehrere Szenen bereit, die den weiblichen Körper Marins besonders betonen – die Geschlechtsmerkmale bleiben dabei allerdings stets geringfügig bedeckt. Für einen eigenen Eindruck zu dem Zeichenstil ist zudem das Lesen der kostenlosen Preview anzuraten – diese enthält jedoch keine Szene der beschriebenen Art.
Storytelling
In den gewohnt kurzen Episoden von jeweils rund zwanzig Seiten setzt sich das Geschehen aus dem ersten Band nahtlos fort. Weiterhin wird dieses zumeist aus der Perspektive des zurückhaltenden Protagonisten Gojo wiedergegeben. Marins Sichtweise wurde bislang nur oberflächlich behandelt; dies ändert sich zum Ende des vorliegenden Bandes ab dem 14. Kapitel. Zwischenzeitlich ist außerdem der Blick auf eine neue – weibliche – Figur geboten, welche sicherlich in den nächsten Kapiteln namentlich vorgestellt wird. Bislang sind ihre Intentionen lediglich zu vermuten.
Neben der Intensivierung der Romance-Elemente der Handlung verliert der komödiantische Aspekt nicht an Wirkung. Der Fund von Frauenbekleidung resultiert so bei Gojos Großvater in einem Missverständnis, für das sich die meisten Heranwachsenden in der Pubertät schämen würden. Ebenso sind die Laute, die Marin beim Abtrocknen ihres Rückens darbietet, mit anzüglichen Assoziationen verknüpft. Das Publikum wird sicherlich zum Schmunzeln – oder gar zum Lachen – verleitet sein. Gleichermaßen sind auch bedrückende Situationen entsprechend dargestellt. Insgesamt ist ein hervorragendes Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Einflüssen gegeben.
Fazit
Der zweite Band hat den Auftakt nicht nur gelungen weitergeführt, sondern auch in Bezug auf das empfundene Lesevergnügen übertroffen. Es gefällt, dass sowohl die Hochzeiten als auch die Tiefpunkte bei dem Hobby des Cosplayens durch die Autorin bedacht sind. Darüber hinaus nehmen nun die versprochenen Romance-Aspekte weiter Form an, sodass aktuell nicht vor einer unnatürlich ausgeweiteten Handlung zu fürchten scheint. Des Weiteren besticht der Manga durch die gemäßigte Erotik, die insbesondere in der Bebilderung gegeben ist.
Doch auch außerhalb der frivolen Atmosphäre überzeugen die Illustrationen. Insbesondere die großflächige Darstellung unter der versierten Verwendung verschiedener Kontrastabstufungen entzückt, sodass dem nächsten Band unsererseits bereits sehnsüchtig entgegengeblickt wird. Der deutschsprachige Herausgeber kündigte den dritten Teil der Handlung für den 03. Februar 2021 an.
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Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga für das Belegexemplar, welches diese Besprechung ermöglicht.