Manga-Wunsch #6: Runway de Waratte
Der Bruch mit Geschlechterstereotypen schreitet nicht nur im Westen voran. Runway de Waratte ist ein Titel, der eigentlich eher untypisch für ein Shounen-Magazin ist. Warum der Manga trotzdem so erfolgreich ist, dass er sogar eine Animeadaption bekommen hat und warum ich ihn auch gerne bei uns lesen würde, erfahrt ihr hier.
Was ist eigentlich Runway de Waratte?
Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei Runway de Waratte um einen verhältnismäßig erfolgreichen Manga. Seit Mai 2017 im Weekly Shounen Magazine veröffentlicht, befinden sich von bisher 16 Bänden derzeit insgesamt 2,8 Millionen Kopien – physisch und digital zusammen – im Umlauf. Hinzu kommt noch die Animeadaption des Werkes von Mangaka Kotoba Inoya in der diesjährigen Winterseason. Aber worum geht es denn jetzt überhaupt in Runway de Waratte?
Die Oberschülerin Chiyuki Fujito hat seit sie denken kann nur einen Traum: Auf der Pariser Fashion Week laufen und das für die Agentur ihres Vaters. Unglücklicherweise ist sie nur 158 cm groß, was die Arbeit als Laufstegmodel praktisch unmöglich macht. Durch Zufall erfährt sie, dass ihr Klassenkamerad Ikuto Tsumura Modedesigner werden will, ihm dies aber aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie ebenfalls praktisch unmöglich ist. Als sie ihm dies erbarmungslos ins Gesicht sagt, realisiert Chiyuki, dass dasselbe auch für sie gelten würde. Das kann sie nicht akzeptieren und beschließt, mit einem von Ikuto gemachten Kleid zu einer weiteren Audition zu gehen. Mit Erfolg! Ikuto erhält die Chance, im Atelier eines etablierten Designers zu arbeiten, während Chiyuki endlich von der Agentur ihres Vaters unter Vertrag genommen wird. Fortan begleitet der Leser die beiden Protagonisten auf dem Weg zur Verwirklichung ihres Traums, komme was wolle.
RUNWAY DE WARATTE / © 2020 Kotoba Inoya / © Kodansha Ltd.
Warum möchte ich Runway de Waratte?
Es gibt einige Aspekte, die ich hier erwähnen möchte, aber das würde einerseits den Rahmen sprengen und andererseits ist einiges doch sehr subjektiv. Worüber ich aber unbedingt sprechen will, sind die Zeichnungen. Autor Inoya bringt ein paar der besten Panels aufs Papier, die ich in diesem Medium je gesehen habe. Alleine die Designs der Klamotten und Kleider sind so vielfältig und schön, dass es einem die Sprache verschlägt. Das als Beitragsbild genutzte Cover des 16. Bandes sollte hier einen guten Eindruck verschaffen. Ob Inoya diese Designs selbst erdenkt oder für diese, ähnlich wie die Autoren von Food Wars - Shokugeki no Soma für die Gerichte und Blue Period für die Zeichnungen und Gemälde, Helfer hat, weiß ich leider nicht. Natürlich sind schöne Zeichnungen nur wenig wert, wenn man sich nebenbei durch die Handlung quälen muss, aber auch hier bringt der Autor eine Besonderheit, denn er erzählt die Geschichte aus der Sicht von zwei Charakteren, um eben sowohl das Modeln, als auch das Modedesign näher beleuchten zu können. Dies sorgt oft für Vorfreude, wann denn diese beiden Welten wieder in Form der Protagonisten auf ihrem Weg nach oben aufeinandertreffen. Inoya verfährt in seiner Darstellung dieses Weges sehr gefühlvoll und auch wenn er sich dabei mal an dem ein oder anderen Trope bedient, geschieht dies nicht auf ermüdende Art und Weise. Ich vergleiche den Titel häufiger mit ACT-AGE, das ich ebenfalls schon vorgestellt habe, da beide in der Welt der Shounen absolute Nova sind mit ihrer Thematik.
Um abschließend einen Bogen zur Einleitung zu schlagen, sehe ich in Runway de Waratte auch im Hinblick auf den Bruch mit Geschlechterstereotypen eine Bereicherung für den deutschen Markt, da der Titel eine Thematik behandelt, die als eher feminin angesehen wird, sie aber auf eine männliche Demografie zugeschnitten erzählt. Man schafft hier also die Möglichkeit, männliche Leser für Themen zu sensibilisieren und zu interessieren, die sie vorher nie im Leben angefasst hätten. Das halte ich für fördernswert.