Vorstellung zu „Drowning Into the Night“, Band 04
Der Hamburger Herausgeber TOKYOPOP hat vor wenigen Tagen den letzten Band zu Anna Takamuras Drowning Into the Night auf Deutsch veröffentlicht. Anlässlich dessen haben wir uns den Abschlussband geschnappt, um für euch zu überprüfen, inwiefern sich die Reihe lohnt. In diesem Artikel berichten wir von unseren Eindrücken und ziehen abschließend ein Fazit zu dem Boys-Love-Manga.
Bereits seit dem 07. April ist das Finale offiziell im Handel erhältlich. Dabei gibt es nicht nur den einzelnen Band mit einem extradicken Umfang von rund 250 Seiten für 7,99 Euro (D), sondern auch noch eine Special Edition samt Schuber. Dieser bietet Platz für alle vier Bände und enthält zudem eine Lithografie, also einen Kunstdruck. Der Verlag hat die Sonderausgabe in einem gesonderten Video genauer vorgestellt.
Inhaltsbeschreibung
Dieser Manga spielt im sogenannten Omegaverse, also einer fiktiven Fantasy-Welt. Innerhalb von dieser sind die Menschen nicht nur in Frauen und Männer, sondern auch in Alphas, Betas und Omegas eingeteilt. Dabei gelten Alphas als die ultimativen Menschen, die innerhalb der Gesellschaft einen höheren Wert haben. Sie sind die Talentierten, die Reichen und die Mächtigen.
Die sogenannten Betas schauen voller Neid zu ihnen auf, denn sie selbst sind einfach der pure Durschnitt. Nichts an ihnen ist besonders. Eine Stufe darunter stehen die Omegas, sie sind die schwächsten Menschen und erfahren teilweise jeden Tag Diskriminierung. Um dem zu entgehen, gab sich Protagonist Yukishiro lange als Alpha aus, obwohl er in Wahrheit ein Omega ist. Diese Lüge half ihm dabei, einen guten Job in einer großen Firma zu bekommen.
Als mit dem attraktiven Hiiragi allerdings ein echter Alpha aus Amerika anreist, durchschaut dieser das Schauspiel von Yukishiro auf den ersten Blick. Doch statt ihn auffliegen zu lassen, möchte Hiiragi den jungen Mann zu einer Paarbindung bewegen. Dabei handelt es sich um eine Art der Ehe, die die Körper der beiden Partner auf übernatürliche Weise aneinander bindet. Nicht wortwörtlich, aber im übertragenen Sinn. Der Alpha behält in einer solchen Beziehung jedoch stets eine gewisser Oberhand. Man sagt außerdem, dass eine solche Partnerschaft vom Schicksal bestimmt ist und daher nur bedingt etwas mit Liebe zutun hat.
Yukishiro kann sich daher zunächst nicht dazu durchringen, das Angebot von Hiiragi anzunehmen. Als aber sein Körper in die Brunst verfällt und bestimmte Pheromone ausströmt, muss er feststellen, dass ihn seine Lust immer wieder willenlos werden lässt. Zugleich muss er damit klarkommen, dass sein bester Freund, ein Beta namens Fuji, ebenfalls romantische Gefühle für ihn hat.
Der Omega ist nun also in der Zwickmühle und muss sich entscheiden, welchem der beiden Männer er sein Herz und damit auch seinen Körper schenkt. Im finalen Band erreicht das Ganze hin und her seinen abschließenden Höhepunkt. Alles dreht sich rund um die Frage, ob der selbstbewusste Hiiragi oder doch der einfühlsamere Fuji mit Yukishiro zusammenkommt …
Nach dem letzten Kapitel folgt ein kurzer Epilog zur Geschichte sowie ein zweiseitiges Q&A mit der Autorin und Zeichnerin, Frau Anna Takamura. Letzteres enthält die Antworten auf elf Fragen, die der Mangaka in Japan häufig von den Leser*innen gestellt wurden. Ihre Antworten geben beispielsweise Aufschluss darüber, wie sie für den Manga recherchiert hat. Außerdem sind einige Charakterprofile abgedruckt. In diesem Zusammenhang erläutert Takamura auch, wie sie bei der Benennung ihrer Figuren vorgegangen ist.
Diese Doppelseite ist ein interessanter Bonus. Leider ist die gewählte Schriftgröße aufgrund der gewaltigen Textmenge sehr klein, sodass das konzentrierte Lesen wirklich schwerfällt. Größter Respekt gilt an dieser Stelle sowohl der Übersetzerin als auch der verantwortlichen Redakteurin, welche sich trotz dieses Umfangs keinen erkennbaren Fehler geleistet haben.
Visualisierung
Über die verschiedenen Kapitel und Bände hinweg hat sich auch der Zeichenstil weiterentwickelt. Anfangs erschienen die Figuren etwas kantiger, nun wirkt die Linienführung rundlicher. Insgesamt ist mehr Detailreichtum geboten. Für eine ausgefeilte Hintergrundgestaltung ist im Abschlussband nicht gesorgt, häufig ist für diese aufgrund der vielen Sprechblasen auch kein Platz. Maximal Rasterfolie findet für einzelne Hintergründe Gebrauch. Das reicht auch, sodass es nicht überfüllt wirkt.
Neben den inhaltlichen Entwicklungen ist auch wieder jede Menge Erotik zwischen den drei jungen Männern geboten, die Mangaka Anna Takamura gelungen in Szene setzt. Einzelne Bereiche im Intimbereich sind allerdings zensiert oder geschickt durch eine Hand oder ähnliches überdeckt, sodass kein uneingeschränkter Blick auf das Geschehen gegeben ist. Dennoch sind alle Formen und Vorgänge absolut zu erkennen – das Übrige unterliegt jeweils der Fantasie der Leserschaft.
Um einen ersten Eindruck von dem Zeichenstil zu gewinnen, kann man hier in die kostenlose Leseprobe reinlesen. Diese Gelegenheit sollte bei Interesse wahrgenommen werden, weil alle Bände aufgrund der Altersempfehlung von 18 Jahren eingeschweißt sind. Deswegen ist es normalerweise leider nicht möglich, im Laden vor Ort reinzulesen.
Fazit
Es ist wirklich gelungen, wie man bis zum Schluss das Ende nicht vollkommen vorhersehen kann. Dadurch bleibt durchaus das Interesse über den gesamten Band hinweg geweckt. Dass am Ende unser persönlicher Favorit „gewonnen“ hat, hat uns beim Lesen natürlich am meisten gefreut und trägt massiv zu einem positiven Gesamteindruck der Reihe bei.
Allerdings sind einige Passagen doch sehr textintensiv. Die großflächigen Zeichnungen sind da stellenweise ein wahrer Segen, um den Augen ein wenig Erholung zu gönnen. Die Erklärungen im Q&A runden das Lesevergnügen allerdings gut ab, denn dort plaudert die Zeichnerin ein wenig aus dem Nähkästchen und verrät beispielsweise, warum ihre Geschichte von japanischen Verlagen zunächst abgelehnt wurde. Dass dieser Abschnitt aus Platzgründen nur schwierig zu lesen ist, ist natürlich weniger schön, für zwei Seiten aber noch verkraftbar.
Es war zwischenzeitlich ein Auf und Ab, aber insgesamt betrachtet überzeugt der Titel viele Omegaverse-Fans sicherlich. Vor allem, weil nicht nur die typische „Alpha x Omega“-Geschichte im Vordergrund des Mangas steht, sondern auch die Sichtweise eines Betas wiedergegeben wird. Jedem der drei Protagonisten ist genug Aufmerksamkeit zugekommen. Zudem ist Potenzial für Spin-offs gegeben. Also alle, die Werke wie Keri Kusabis Unser unstillbares Verlangen und Waku Okudas Anti Alpha mögen, könnten auch an Drowning Into the Night interessiert sein.
Wem die ersten drei Bände der Reihe bereits sehr gut gefallen haben, sollte aber vielleicht eher zur limitierten Special Edition greifen. Zwar kostet diese zwölf Euro mehr als das normale Taschenbuch, doch ist dafür auch ein Schuber sowie eine Lithografie geboten. Auf Instagram enthüllte der Verlag, dass die Mangaka „Anna Takamura [das Motiv von dieser] nur für die Fans in Deutschland angefertigt“ habe.
TOKYOPOP hat uns den Manga freundlicherweise als Rezensionsexemplar für diese Vorstellung zur Verfügung gestellt.