SciFi-Einzelband im Hardcover: Review zu Shintaro Kagos „Parataxis“
Zuletzt haben wir euch mit der Master Edition zu Taiyo Matsumotos Tekkon Kinkreet eine teilweise bereits vergessene Veröffentlichung von Manga Cult genauer vorgestellt. Auch für diesen Artikel haben wir in den ersteren Programmen des Ludwigsburger Labels gegraben und sind mit Shintaro Kagos Parataxis auf eine weitere hochwertige Ausgabe gestoßen, die uns bis dato unbekannt war. Da wir davon überzeugt sind, dass diese auch noch vielen unserer Leser:innen unbekannt ist, haben wir uns dazu entschieden, eine Besprechung zu dem Manga zu veröffentlichen.
Hierzulande erschien der Titel bereits im Juni 2018 als Master Edition im Hardcover. Die Übersetzung stammt von Verena Maser, die aktuell an Reihen wie Das Land der Juwelen, Twittering Birds Never Fly und Yona - Prinzessin der Morgendämmerung arbeitet und darüber hinaus auch das erwähnte Tekkon Kinkreet ins Deutsche übersetzt hat.
Der Einzelband zählt rund 190 Seiten und ist als Hardcover-Buch im besonderen Großformat von 16 x 24 Zentimeter gefasst. Beim Druck wurde auf spürbar wertiges Papier zurückgegriffen, das sich durch eine gute Dicke und ansehnlichen Reinheitsgrad auszeichnet. Auch die Druckqualität ist absolut zufriedenstellend.
Inhaltsbeschreibung
Inhaltlich ist der Manga in acht Kapitel untergliedert, dabei sind die Geschehnisse jeweils in eine episodische Struktur gebettet. Obwohl es sich somit um eine Art Kurzgeschichten-Sammlung handelt, sind die verschiedenen Abläufe durchaus miteinander verknüpft. Das zentrale Element sind hierbei riesige Wesen, die als Thirdler bekannt sind.
Dabei handelt es sich um sogenannte Biomechanoide. Riesige Wesen menschlichen Aussehens, aber zunächst unbekannter Herkunft, werden für deren Bau mit technischen Komponenten kombiniert. Sie dienen damit als Arbeits- und Kampfmaschinen. Dass diese Lebewesen offenbar Gefühle besitzen und auch Schmerz empfinden, wird außer Acht gelassen.
Lediglich Vereinzelte ziehen dies in Betracht und sind entschlossen, den Thirdlern zu helfen – auch wenn sie dabei ihr eigenes Leben entscheidend riskieren. Mit jedem Kapitel werden weitere Fragen ethischer Natur eröffnet. Beispielsweise ist zu überdenken, inwiefern der eigene Vorteil rechtfertigt, andere Organismen auszunutzen.
Parallel zur Entwicklung dieser Denkanstöße wird das Setting der Geschichte gezeichnet, das einem durchaus dystopischen Tenor folgt. Dabei stehen verschiedene Ortschaften im Zentrum der Erzählung. Mit zunehmenden Handlungsfortschritt wird zudem der Endzeit-Charakter des Mangas deutlich. Aufgrund der vergleichsweise geringen Seitenanzahl sind allerdings nur Einblicke in die aufgebaute Welt möglich, auch der Abschluss verbleibt ein wenig offen.
Visualisierung
Mangaka Shintaro Kago formt die einzelnen Zeichnungen mit dünnen Strichen, die sich auf verschiedene Weisen arrangiert finden. Die verschiedenen Bilder sind überwiegend sehr sauber in einzelne Panel gefasst, wobei der Seitenaufbau oftmals sehr geplant, sehr kleinteilig wirkt.
Das Design jeder Thirdler erinnert an die aus Attack on Titan bekannten Titanen – auch einzelne Szenen weisen überraschende Parallelen auf. Allerdings weisen die Riesen in Parataxis in der Darstellung klare Geschlechtsmerkmale auf, weswegen dem Titel ein Hauch Erotik zugeschrieben werden könnte. Dies zu beurteilen, ist Sache des Einzelnen. Unserer Ansicht nach, wird dadurch vielmehr das Szenario unterstrichen.
Die deutschsprachige Ausgabe ist in der Original-Leserichtung abgedruckt – also, wie gewohnt, von rechts nach links zu lesen. Darüber hinaus erfreut, dass die japanischen Soundwords erhalten geblieben sind, aber natürlich mit daneben abgedruckten Übersetzungen beziehungsweise Lokalisierungen versehen. Das ist, finden wir, die beste Lösung.
Um sich einen eigenen Eindruck von der Visualisierung zu machen, stellt Manga Cult hier auf der offiziellen Webseite eine kostenlose Leseprobe bereit, welche zwölf Seiten zählt. Die Master Edition ist im regulären Handel eingeschweißt, weswegen es in der Regel nicht möglich ist, vor Ort einen Blick in das Innere zu werfen.
Fazit
Die Kurzgeschichten-Sammlung gibt in insgesamt acht Kapiteln in eine futuristisch erscheinende Welt, das Science-Fiction-Setting wird innerhalb des Einzelbandes dabei stückweise entwickelt. Erst gegen Ende herrscht ein einigermaßen klares Bild über die verschiedenen Umstände. Dennoch sind der Geschichte, aufgrund des sehr limitierten Umfangs, entsprechende Grenzen gesetzt – einige Fragen bis zum Abschluss offen. Parataxis ist daher eher wenig als vollumfängliches Werk, sondern vielmehr als ethnographischer Querschnitt der fiktiven Welt zu verstehen.
Mit dem technischen Zeichenstil Kagos ist eine stimmige Optik geboten, die Genre-Liebhaber sicherlich anspricht. Insbesondere Fans von Werken wie Ito Junjis Gyo – Der Tod aus dem Meer dürften mit der vorliegenden Erzählung warm werden. Der deutschsprachige Herausgeber empfiehlt Parataxis zudem den begeisterten Lesern von Hans Rudolf Giger („HR Giger“) und Jean Giraud („Moebius“).
Original-Cover
Preislich liegt der Titel, wie eingangs erwähnt, bei 20,00 € – die Summe ergibt sich unter anderem aus Druck- und Papierqualität sowie der großformartigen Hardcover-Aufmachung. Darüber hinaus gilt es zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Manga um eine Produktion für ein tendenziell kleines (Sammler-)Publikum handelt. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren erscheint der Preis verkraftbar.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.