Ersteindruck zu Kaori Yukis „Belle & das Biest im verlorenen Paradies“
Nachdem wir euch zuletzt die Schuber-Gesamtausgabe von Ludwig Revolution genauer vorgestellt haben, steht nun das neuste Werk von Mangaka Kaori Yuki im Fokus. Während dieses in Japan erst vor wenigen Wochen beendet wurde, ist die deutschsprachige Ausgabe zum 28. September gestartet.
Carlsen Manga! gibt die Reihe hierzulande im Großformat heraus. Der erste Band zählt einen Gesamtumfang von rund 190 Seiten, Extras sind – auch in der Erstauflage – nicht enthalten. Für die gedruckte Ausgabe, auf deren Frontcover der rote Umhang der Protagonistin mit Spotlack hervorgehoben ist, ist ein Preis von 10,00 € angesetzt, das E-Book ist mit 5,99 € rund ein Viertel günstiger eingepreist.
Inhaltsbeschreibung
In einer Welt, die an das historische Frankreich angelehnt ist, lebt die junge Belle mit ihrer Familie. Das kleinbürgerliche Glück könnte eigentlich perfekt sein, wenn da bloß nicht die außergewöhnliche Haarfarbe des Kindes wäre – der blasslilane Farbton ihrer Haare wird nicht nur als hässlich, sondern auch als unheilbringend bezeichnet.
In der Umgebung des Dorfes treibt unterdessen ein gefürchtetes Biest sein Unwesen. Es heißt, dass dieses stetig auf der Suche nach schönen Frauen sei, um diese in sein Schloss zu verschleppen und unter Zwang zu ehelichen. Genau dieses schattenartige Wesen wird schließlich auch auf die junge Belle aufmerksam. Ihre Mutter möchte sie beschützen, kommt bei der versuchten Entführung schließlich aber selbst ums Leben.
Belles Vater gibt dafür seiner Tochter die Schuld. Wegen ihrer dämonischen Haarfarbe musste seine Frau sterben. Zum ersten Mal lässt der von rasendem Zorn verblendete Vater sie unvermittelt spüren, dass er sie und ihre – wie er sagt – Hässlichkeit hasst. Um seine Trauer und Wut zu bewältigen, stürzt er sich in den Alkohol und verfällt diesem zunehmend.
Unterdessen lässt er Belle auf dem Dachboden in einem abgeschlossenen Zimmer an der Nähmaschine hart und unermüdlich für den gemeinsamen Lebensunterhalt arbeiten, gewissermaßen als eine Art Strafe für ihre vermeintliche Schuld an dem Tod ihrer Mutter. Belle leidet, aber ihre Psyche ist zu sehr geschwächt, um etwas zu unternehmen. Da sie ohnehin keinen Ort hat, an den sie flüchten könnte, arrangiert sie sich mit ihrem Schicksal.
Zwei Jahre nach der ersten Begegnung trifft Belle allerdings erneut auf das Biest – und bemerkt anhand eines markanten Mals, dass ihre Mutter möglicherweise gar nicht unter den damaligen Todesopfern war. Wenn die kleine Familie wieder zusammenfindet, könnte alles wieder wie früher werden. Mit dieser Aussicht im Kopf, ist sie fest entschlossen, alles zu tun …
Visualisierung
Mangaka Kaori Yuki hat im Laufe ihrer Profikarriere schon Verschiedenes ausprobiert, auch hinsichtlich ihres Zeichenstils. Obwohl die verschiedenen Charakterdesigns und die Art der Linienführung noch zweifelsohne ihrer Person zuzuordnen sind, hat sich die Optik bei gesamtheitlicher Betrachtung gewandelt – die Bebilderung macht nun einen deutlich moderneren Eindruck.
Belle & das Biest im verlorenen Paradies zeichnet sich durch dünne Außenlinien der einzelnen Illustrationen aus, die gerade gezogen sind und insofern von den Fertigkeiten der erfahrenen Künstlerin zeugen. Unter Verwendung verschiedener Grauabstufungen und Rasterfolien sind den Bildern Kontraste verliehen. Stellenweise wirken die einzelnen Seiten aber etwas trist – es fehlt an der gewissen Lebendigkeit, an Dynamik in den Zeichnungen.
Dem ist zwar versucht entgegenzuwirken, aber genau das bestärkt die eintönige Atmosphäre im Endeffekt. Aufgrund des geradezu inflationären Gebrauchs von Speedlines und Soundwords stellt sich – entgegen der zu vermuteten Intentionen – schnell ein unangenehmes Gefühl von Monotonie ein.
An dieser Stelle ist eine offizielle Leseprobe zu der Reihe hinterlegt, diese umfasst mit etwas über 50 Seiten das gesamte erste Kapitel und bietet somit ausreichend Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von dem Manga zu verschaffen. Alternativ ist auch das vorsichtige Durchblättern im Laden des Vertrauens möglich – seitens des Verlags ist der Titel nicht eingeschweißt.
Fazit
Die Geschichte von Belle & das Biest im verlorenen Paradies wirkt auf den ersten Blick sehr einfach gestrickt, ist in ihrer tatsächlichen Umsetzung allerdings überraschend komplex. Es dauert aufgrund dessen auch einige Kapitel, bis man sich in das Fantasy-Setting findet. Auf der Rückseite des Bands ist von einer Liebe zwischen dem Biest und dem Mädchen, Belle, die Rede – diese wird im vorliegenden Auftakt aber nur sehr rudimentär angedeutet. Es verbleibt aktuell noch abzuwarten, wie sich die Handlung dahingehend entwickelt.
In jedem Fall endet der erste Band mit einem Cliffhanger, der zugleich eine Idee von dem weiteren Verlauf der märchenartigen Erzählung vermittelt. Hinzu kommt, dass Belles Ziel, ihre Mutter zu finden, klar formuliert ist. Das gibt dem Manga eine gewisse Struktur, ein Ziel. Inwiefern die insgesamt fünf Bände ausreichend sind, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht adäquat abzuschätzen.
Der Zeichenstil von Kaori Yuki hat sich über die Jahre beziehungsweise Jahrzehnte mehrfach gewandelt. Wer noch die Optik von The Royal Doll Orchestra oder Ludwig Revolution gewohnt ist, wird die Mangaka in ihrer Technik zwar wiedererkennen, jedoch auch bemerken (müssen), dass der retroartige Charme der früheren Werke zu einem Großteil verschwunden ist. Die Bebilderung ist moderner geworden. Inwiefern das gefällt, ist natürlich immer individuell zu beurteilen. Die zuvor verlinkte Leseprobe bietet sich zur entsprechenden Orientierung an.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.