Ersteindruck zu Shu Sakuratanis „Rooster Fighter“
Nachdem altraverse-Verlagsleiter Dr. Joachim Kaps bereits im Interview mit uns die Lizenzierung von Rooster Fighter andeutete, wurde die Veröffentlichung in einem darauffolgenden #altralive offiziell bekanntgegeben. Das Konzept klingt verrückt – und das ist es, aber auch ebenso genial. Wir berichten im Folgenden von unseren Eindrücken zum Auftakt der Reihe.
Der Hamburger Herausgeber hat den ersten Band offiziell zum 19. März in den Handel gebracht, inzwischen ist der rund 190 Seiten starke Manga überall erhältlich. Für das großzügig mit Spotlack veredelte Softcover-Großformat ist ein Preis von 10,00 € angesetzt. Die Erstauflage wird mit drei Postkarten sowie einem exklusiven Autorengruß ausgeliefert.
Inhaltsbeschreibung
Immer wieder bedrohen mysteriöse Monster unbekannter Herkunft den Frieden der Welt, kein Mensch scheint sich diesen Kreaturen entgegenstellen zu können – kein Mensch, aber ein geradezu übermächtiger Hahn. Dieser stolziert mit gehobener Brust durch das Land, um ein ganz bestimmtes Individuum jener Feinde zu finden. Rache treibt ihn an.
Während seiner Reise wird nach und nach das Wesen des tierischen Protagonisten, der sich selbst Keiji nennt, beleuchtet. Er hasst Kinder und Lärm, nur die Paarungszeit und Wanzen bereiten ihm Freude. Trotz seiner etwas ruppigen Altmänner-Art ist Keiji ein Gentlemen, der einzig und allein von seinen Werten geleitet wird.
Auf seinem Streifzug trifft Keiji auf unterschiedliche Erscheinungen, auf Menschen wie Tiere. Sie alle haben unterschiedliche Hintergründe, ihre ganz eigenen Geschichten. Die Erzählung verfolgt eine episodisch angelegte Struktur, die beiläufig mit Einzelheiten zum weiteren Setting unterfüttert wird. Langsam stellt sich somit aus dem Konzept von »Keiji wird aus einer Notlage geholfen, ein Monster erscheint und er revanchiert sich durch dessen Niederstreckung« ein roter Faden ein …
Visualisierung
Vor Rooster Fighter hat Mangaka Shu Sakuratani zwischen Mai 2015 und November 2019 im Heros-Magazin von Shogakukan seine zehn Bände umfassende Reihe T-Dragon veröffentlicht. Bei der Arbeit daran hat er das Zeichnen von Tieren offenbar genauestens eingeübt – sowohl das Design von Hahn Keiji als auch das Aussehen von anderen Tieren erscheint uns makellos. Die entsprechenden Darstellungen sind sichtlich detailverliebt angefertigt und wirken realitätsnah, gleichzeitig haben die Figuren noch einen comichaften Charakter. Hervorragender Stil, wie wir finden.
Ein integraler Teil der Geschichte sind die Auseinandersetzungen zwischen Keiji und den monsterhaften Erscheinungen, der Hahn greift dabei auf ein breites Repertoire an verschiedenen Kampftechniken zurück. Die Inszenierung funktioniert mit zahlreichen Speedlines und Soundwords, starke Kontraste und feine Grauabstufungen verleihen der Bebilderung zudem gewisse Räumlichkeit.
Im Handel ist der Manga nicht eingeschweißt, das vorsichtige Hineinschauen ist in der Regel also problemlos möglich. Alternativ steht eine kostenlose Online-Leseprobe zu dem Manga bereit, diese beinhaltet mit fast 40 Seiten das gesamte erste Kapitel der außergewöhnlichen Action-Comedy-Reihe.
Fazit
Das Konzept von Rooster Fighter lässt sich auf eine ganz positive Art und Weise als verrückt bezeichnen. Mangaka Shu Sakuratani überrascht in der Präsentation der Geschichte inhaltlich wie visuell. Nicht nur die Designs der ominösen Riesenmonster, sondern auch der zugrundeliegende Humor hat etwas Groteskes. Gerade das macht die Reihe so genial.
Obwohl es sich bei Protagonist Keiji um ein Tier handelt, erinnert sein Gemüt vielmehr an das eines alten Mannes. Sein größter Lebensinhalt besteht neben der ihn antreibenden Rache für seine Schwester im Aufpicken von Korn und weiteren Leckereien, etwa Wanzen, Regenwürmer und Seeigel. Köstlich – also der im Werk transportierte Witz. Auch über einen kleinen Rechtschreibfehler kann daher problemlos hinweggesehen werden.
Das von altraverse für die deutschsprachige Veröffentlichung gewählte Großformat halten wir für sinnvoll, die großartig-detaillierten Zeichnungen werden dadurch effektiv kuratiert. Den dynamischen Kampfhandlungen ist es ebenfalls zuträglich. Darüber hinaus gefällt die Speziallack-Veredelung auf dem Backcover: Hahnen-Fußabdrücke zieren bei entsprechendem Lichteinfall die Buchrückseite. Großartiger Einfall des Verlags. Auch die beiliegenden Prints sind wirklich schön. Interessierte sollten nicht zögern und bei der Erstauflage zuschlagen.
Abschließend bedanken wir uns bei altraverse für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.